Hund Barney gehört zu Herrchens Coiffeurgeschäft dazu
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«Kunden schmusen mit ihm»:Hund Barney gehört zu Herrchens Coiffeurgeschäft dazu

Coiffeur Samir Iseini über seinen Continental Bulldog
«Barney ist zentral im Geschäft und immer ein Thema»

Hund im Büro? Das kommt immer häufiger vor. Weil es mehr Hunde in der Schweiz gibt und weil heute viele flexibler arbeiten. Besuch bei Barney, Aurinko und Kala.
Publiziert: 19.11.2022 um 16:14 Uhr
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Aktualisiert: 22.11.2022 um 11:27 Uhr
Alexandra Fitz

«Barney will bei Menschen sein»

Auf den ersten Blick mag Barney etwas grimmig wirken. Seine Statur ist bullig, aber sein Blick sanft. Er ist ein Continental Bulldog, eine Bulldogge ohne Qualzucht. Seine Schnauze ist nicht so kurz, wodurch er frei atmen kann, sein Schwanz nicht verkrüppelt. Die Rasse gilt als liebenswürdig und in sich ruhend. Das trifft auch auf den siebenjährigen Barney zu. Betritt man das Coiffeurgeschäft von Samir Iseini und seiner Partnerin Nadia Iseini in der Aarauer Altstadt, begrüsst der Hund die Besucher zwar und holt sich ein paar Streicheleinheiten, legt sich dann aber wieder gemächlich hin und scheint sich nicht weiter zu kümmern.

Samir Iseini (33), Inhaber des Coiffeurgeschäfts Keiler in der Aarauer Altstadt, mit der Continental Bulldogge Barney.
Foto: Thomas Meier

«Barney ist ein Tscholi, er will den Menschen gefallen», sagt Besitzer Iseini. Der Hund sei zentral im Geschäft, immer ein Thema. «Als ob er ein Coiffeur sei», sagt der 33-Jährige. Die Bulldogge begleitet ihn, seit sie ein Welpe ist. «Ich will ihn nicht allein in der Wohnung lassen. Die Bulldogge ist eine Hunderasse, die beim Menschen sein will», sagt sein Herrchen. Man müsse sich gut überlegen, welche Hunderasse man wählt, nicht jedes Tier sei happy in einem Geschäft. Ein Hirtenhund würde ihm auch gefallen, aber den ganzen Tag im Laden? Keine Chance.

Schon in seiner Lehrzeit konnte er seinen ersten Continental Bulldog in den Salon mitnehmen. Er lag dann hinten im Büro unterm Chefpult. Barney braucht keinen Ort, um sich zurückzuziehen, deswegen hat er auch kein Bettli. Der Hund gehört ins Geschäft wie die Kunden. Am allerliebsten liegt er eingerollt auf einem freien Frisierstuhl und verdöst den Tag.

Der siebenjährige Continental Bulldog Barney nimmts im Salon seines Herrchens Samir Iseini gemütlich.
Foto: Thomas Meier
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Darum darf Hündin Aurinko mit ins Büro
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«Schön, wenn sie dabei ist»:Darum darf Hündin Aurinko mit ins Büro

«Der Spaziergang am Mittag tut uns beiden gut»

«Aurinko» ist finnisch und heisst Sonne. «Weil sie ein so helles Fell hat», erklärt Besitzerin Michèle Pellet (50) die Namensgebung. Aurinko ist eine junge Hündin und deshalb noch etwas «gispelig». Sie wuselt durchs Büro, als die Besucher ankommen, schnuppert, springt an einem hoch. Seit Januar ist Aurinko bei Pellet in Malix GR zu Hause und begleitet ihr Frauchen täglich ins Büro. Aurinko, ein bisschen Labrador, vielleicht auch ein bisschen Podenco, kommt aus einem Tierschutzprojekt in Spanien. Vermittelt hat sie ausgerechnet Pellets Vorgesetzte, die selbst ihre zwei Hunde in die Firma bringt.

Michèle Pellet (50) mit Mischlingshündin Aurinko. Pellet arbeitet am Empfang der Firma Rontech in Felsberg GR.
Foto: Thomas Meier

Bei Rontech in Felsberg GR nahe Chur werden Verpackungsmaschinen hergestellt. Pellet arbeitet am Empfang. Der Platz neben ihr ist frei – fast. Denn unter dem Schreibtisch liegt das Hundebett von Aurinko. Schon ihren ersten Hund durfte die Mitarbeiterin ins Büro mitbringen. «So bin ich einfach viel flexibler», sagt Pellet. Vor der Bürotür fliesst der Rhein, der Spaziergang am Mittag tue beiden gut. Oft wird das Duo von einer Kollegin begleitet. Die meisten Mitarbeiter schätzen die Hunde im Büro, wie der Kollege vis-à-vis, der Aurinko seinen Joghurtbecher ausschlecken lässt oder ihr sein Apfelbützgi gibt. Die Hündin besucht sogar die Mitarbeiter in der Montagehalle. Aber füttern darf sie da nur Hans. Regeln seien wichtig, so Pellet.

«Ich habe noch nie schlechte Erfahrungen gemacht», sagt Jolanda Roncoletta (53). Sie ist Pellets Vorgesetzte, in ihrem Büro stehen ebenfalls zwei Hundekörbchen. Dass Hunde im Büro sind, erwähnt die Bündnerin bereits beim Vorstellungsgespräch. Jemand mit einer Allergie käme nicht infrage.

«Ich habe auf den richtigen Zeitpunkt gewartet»

Über zehn Jahre lang überlegte sich Laura van der Linden (40), ob sie einen Hund möchte: «Wie sollte ich das machen? Ich lebe in der Stadt, bin allein und arbeite 100 Prozent.» Dann kam Corona. Und bei Nestlé, wo die Westschweizerin seit 20 Jahren angestellt ist, die Möglichkeit zu 50 Prozent Heimarbeit. Das war der richtige Zeitpunkt, sagt die Produktmanagerin und streichelt ihrem Mischling Kala übers Köpfchen. Einmal die Woche nimmt sie den adoptierten Strassenhund aus Griechenland mit. Bei Nestlé Schweiz in Vevey VD ist das keine Seltenheit. Hunde sind in den Gebäuden Nr. 7 und 8 erlaubt. Dort sitzen unter anderen die Mitarbeiter von Purina, der Tierfuttermarke von Nestlé. Neben Kala dösen etwa Australian Shepherd Zuma und die weisse Schäferhündin Indy auf ihren Decken.

Der adoptierte Strassenhund aus Griechenland Kala begleitet Frauchen Laura van der Linden einmal die Woche ins Büro bei Nestlé Schweiz.
Foto: François Wavre | lundi13

Zwölf Mitarbeiter nehmen ihr Gspänli regelmässig mit. Damit das in so einer grossen Firma funktioniert, wurde 2016 das Programm «Pets at Work» eingeführt. Das einerseits aus einem Reglement besteht, andererseits weitere Unternehmen motivieren will, Hunde im Büro zu erlauben. Bei Nestlé weisen «Dog friendly»-Kleber an Türen und Lift darauf hin, wo Hunde erlaubt sind. So weiss jeder Mitarbeiter, wo ihm ein Hund begegnen kann.

Es habe noch nie ein Problem gegeben, sagt Magali Clavel (41) von Purina Schweiz, die dafür verantwortlich ist, dass sich Mensch und Hund wohlfühlen. Sie ist überzeugt, dass Tiere das Arbeitsklima verbessern, und erzählt, dass auch Nichthündeler in die Abteilung kommen, um sich ein bisschen Stress und Anspannung wegzustreicheln.

Hund im Büro? Ein paar Regeln für Tiere am Arbeitsplatz
  • Der Hund muss stubenrein sein.

  • Der Hund sollte gut erzogen sein, Hundetrainer Weber spricht von einem «Grundgehorsam». Testen Sie erst einmal, wie gut es funktioniert.

  • Welpen eignen sich gemäss Hundetrainer Oliver Weber nicht unbedingt, sie sind oft noch zu verspielt und schnell überfordert. Ältere Hunde sind ruhiger und eher geeignet.

  • Der Hund braucht ein festes Plätzchen, er sollte nicht ständig herumstreifen.

  • Am Platz sollten Hunde von Mitarbeitern in Ruhe gelassen werden, damit sie lernen, selbständig dort zu bleiben.

  • Streicheln und Leckerli nur in Absprache mit dem Besitzer.

  • In grösseren Firmen macht es Sinn, einen «Botschafter für Haustiere» zu benennen, der einen Auftrag hat und Ansprechperson ist.

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  • Welpen eignen sich gemäss Hundetrainer Oliver Weber nicht unbedingt, sie sind oft noch zu verspielt und schnell überfordert. Ältere Hunde sind ruhiger und eher geeignet.

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