MSC-Kreuzfahrt zeigt die Schönheiten, aber auch die tragische Geschichte der Kleinen Antillen
Auf Zeitreise durchs Inselparadies

Britisch, niederländisch, französisch, spanisch: Die Kleinen Antillen haben eine bewegte Vergangenheit. Eine Kreuzfahrt ermöglicht es, die bunten Inseln zu erkunden und ihre bewegte Geschichte kennenzulernen.
Publiziert: 16.07.2024 um 14:00 Uhr
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Aktualisiert: 29.07.2024 um 13:52 Uhr
Zwischenstopp auf Antigua: Auf der Insel gibt es 365 Strände, an denen man oft viel Platz hat.
Foto: Guido Felder
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Guido FelderAusland-Redaktor

Ein Schreien, ein Zurren, und weg sind sie. Mit 90 Kilometern pro Stunde düsen zwei Touristen vom 318 Meter hohen Sentry Hill die 800 Meter lange, weltweit steilste Zipline hinunter. The Flying Dutchman auf Sint Maarten ist eine der grossen – auch überteuerten – Attraktionen der Inseln, die zu den Kleinen Antillen gehören.

In den vergangenen Jahren hat die Inselgruppe im Osten der Karibik touristisch aufgerüstet. Auf St. Kitts und Nevis ist eine ehemalige Zuckerrohr-Transportbahn zu einem Touristenzügli umgebaut worden, das ratternd und mit Piña Colada à gogo um die Insel führt. Von der Insel Dominica aus bieten Inselbewohner Exkursionen zu Walen und Delfinen an, die sich aber, anders als der Touristenzug, nicht an Fahrpläne halten und sich nicht immer zeigen. 

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EU-Gebiet in der Karibik

Zur Inselgruppe, die Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts von Christoph Kolumbus (1451–1506) entdeckt worden war, gehören auch die französischen Überseegebiete Martinique und Guadeloupe. Es handelt sich also um EU-Gebiet unter der heissen Karibiksonne. Weil die Inseln aber nicht Teil des Schengenraums sind, braucht es für Schweizer einen Reisepass.

So entspannend Klima und Vegetation aufs Gemüt wirken, so nachdenklich wird man, wenn es um die Geschichte der Inseln geht. Kolonialismus und Sklaverei sind allgegenwärtig. Der 29-jährige Jaideem, der Touristen zu den über hundert Meter hohen Carbet-Wasserfällen auf Guadeloupe führt, kommt nach seinen schwärmerischen Erklärungen über seine fruchtbare und wasserreiche Insel nicht darum herum, gegen Paris auszuteilen und die Unabhängigkeit zu propagieren. «Wir haben uns hier gegen die verordnete Covid-Impfung gewehrt, da unser einheimischer Heiler Henri Josef ein natürliches Mittel entwickelt hat», sagt er ins Car-Mikrofon. Auch der Streit um ein verbotenes Bananengift wird zum Thema: «Zuerst wollten sie es uns aufzwingen, inzwischen haben sie es bei sich selber verboten.»

Gut zu wissen
Die Kreuzfahrt

Die Mediterranean Shipping Company (MSC) bietet in der Karibik mehrere Touren an. Die von uns besuchte war «Karibik und Antillen, 7 Nächte», die jeweils zwischen November und April durchgeführt wird und deren Route ändern kann. Diese Rundreise beginnt und endet in Fort-de-France auf Martinique.

Die Anreise

Zu erreichen ist die Hauptstadt der französischen Überseeinsel Martinique zum Beispiel mit Air France über Paris, teilweise gibt es auch direkte Charterflüge. Die Kreuzfahrt kann durch eine Tour durch die südlichen von Martinique gelegenen Inseln wie Barbados, Grenada und Saint Lucia um eine Woche erweitert werden. Ab 2024 wird die Tour neu mit der MSC Virtuosa durchgeführt.

Der Preis

Die beschriebene Kreuzfahrt kostet mit dem günstigsten All-inclusive-Paket pro Person ab rund 1000 Franken in der Innenkabine. Der Aufpreis für eine Kabine mit Fenster (plus ca. 130 Franken) oder gar Balkon (plus ca. 280 Franken) ist zu empfehlen. Wer es luxuriös mag, bucht zum rund dreifachen Preis im vom übrigen Schiff abgetrennten exklusiven Yacht Club.

Das Schweizer Unternehmen

Die MSC hat ihren Sitz in Genf, wo der Italiener Gianluigi Aponte (84) im Jahre 1970 mit dem Kauf eines Occasion-Frachters ein Imperium aufbaute, das inzwischen über 730 Containerschiffe und 22 Kreuzfahrtschiffe umfasst. Aponte ist mit Rafaela (79) verheiratet, der Tochter eines israelischen Bankiers in der Schweiz.

Die Kreuzfahrt

Die Mediterranean Shipping Company (MSC) bietet in der Karibik mehrere Touren an. Die von uns besuchte war «Karibik und Antillen, 7 Nächte», die jeweils zwischen November und April durchgeführt wird und deren Route ändern kann. Diese Rundreise beginnt und endet in Fort-de-France auf Martinique.

Die Anreise

Zu erreichen ist die Hauptstadt der französischen Überseeinsel Martinique zum Beispiel mit Air France über Paris, teilweise gibt es auch direkte Charterflüge. Die Kreuzfahrt kann durch eine Tour durch die südlichen von Martinique gelegenen Inseln wie Barbados, Grenada und Saint Lucia um eine Woche erweitert werden. Ab 2024 wird die Tour neu mit der MSC Virtuosa durchgeführt.

Der Preis

Die beschriebene Kreuzfahrt kostet mit dem günstigsten All-inclusive-Paket pro Person ab rund 1000 Franken in der Innenkabine. Der Aufpreis für eine Kabine mit Fenster (plus ca. 130 Franken) oder gar Balkon (plus ca. 280 Franken) ist zu empfehlen. Wer es luxuriös mag, bucht zum rund dreifachen Preis im vom übrigen Schiff abgetrennten exklusiven Yacht Club.

Das Schweizer Unternehmen

Die MSC hat ihren Sitz in Genf, wo der Italiener Gianluigi Aponte (84) im Jahre 1970 mit dem Kauf eines Occasion-Frachters ein Imperium aufbaute, das inzwischen über 730 Containerschiffe und 22 Kreuzfahrtschiffe umfasst. Aponte ist mit Rafaela (79) verheiratet, der Tochter eines israelischen Bankiers in der Schweiz.

Mehr

Nach der Entdeckung durch Kolumbus holten sich die Kolonialmächte Sklaven, vor allem aus Afrika. Zu Beginn der Französischen Revolution 1789 zählte man auf Martinique 10’000 weisse Europäer und 80’000 Sklaven. Als Paris die Sklaverei verbot, griffen die lokalen Kolonialherren in die Trickkiste: Sie übergaben die Insel vorübergehend den Engländern, um weiterhin Gratis-Arbeiter schinden zu können. 

Sklavendorf gibt Einblick

Auf mehreren Inseln gibt es lokale Museen, die über die Sklaverei berichten. Besonders ins Zeug legt sich Gilbert Larose (61) auf Martinique. Weil die Sklaverei in den Geschichtsbüchern fehlt, hat «Ti-Gilbè» (der kleine Gilbert) das Sklavendorf «Savane des ésclaves» gebaut. Nein, er sei kein «Nachkomme von Sklaven», sagt er mit breitem Lachen und korrigiert: «Ich bin ein Nachkomme von freien Menschen, die versklavt worden sind.» 

Larose ist ein glücklicher Mensch und stolz darüber, was er mit dem Bau seines Dorfs geleistet hat. Posierend vor einer der armseligen Bretterbuden, sagt er: «In genau einer solchen Hütte bin ich selber aufgewachsen. Und wisst ihr was? Ich hatte eine wunderbare Kindheit mit echten Freunden und keinen virtuellen, wie es sie heute gibt.» 

Seine goldene Kette, die einen Oberkörper zeigt, bei dem der Kopf mit einer Hand verbunden ist, trägt er mit Stolz. Sie sei ein wichtiges Symbol, sagt er und erklärt: «Sie bedeutet das Ende der Ketten an Händen und Füsse. Aber solange die Geschichte meiner Vorfahren nicht aufgearbeitet ist, fühle ich immer noch eine Fessel im Kopf.» In ihm fliessen zu 52 Prozent afrikanisches Blut und ein bisschen Blut aus der Normandie und aus Irland. «Weil ich meine Herkunft kennen wollte, habe ich einen DNA-Test gemacht», lacht er. 

Kreuzfahrtschiffe verbinden die Inseln

Das Beschnuppern dieser Inseln ist dank Kreuzfahrten möglich, welche die Kleinstaaten miteinander verbinden. Wuchtig ragen die schwimmenden Ozeanriesen vor den kleinen Hafenorten in die Höhe. Einer davon ist die MSC Seaside, die bisher zwischen November und April in Touren, die ein oder zwei Wochen dauern, die Kleinen Antillen abgefahren ist.

Die MSC Seaside verkehrte bisher in den Kleinen Antillen.
Foto: Guido Felder
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Das fast eine Milliarde Franken teure, 2017 in Betrieb genommene Schiff ist 323 Meter lang, 41 Meter breit und 72 Meter hoch. Die 20 Stockwerke werden durch Schindler-Lifte miteinander verbunden. Ab diesem Jahr wird die Tour in den Kleinen Antillen von der MSC Virtuosa übernommen, welche die MSC Seaside um einige Meter überragt und 6300 Passagiere fassen kann. 

Auf einem Schiff wie der MSC Seaside werden pro Tag rund 1,2 Millionen Liter Wasser verbraucht. Die Technik an Bord der schwimmenden Städte ist daher gigantisch: Das Frischwasser wird aus Meerwasser aufbereitet. Nach Gebrauch wird der Dreck herausgefiltert und das Wasser praktisch sauber wieder ins Meer zurückgeführt. Natürlich ist der Schadstoffausstoss ein Thema. Bei MSC, die rund 500 Schiffe besitzt und ihren Sitz in Genf hat, setzt man auf moderne Technologien, eine optimierte Logistik sowie auf CO2-neutralen Treibstoff ab 2026. 

Gut organisiert

Wenn Massen zu Ausflügen aufbrechen oder essen wollen, braucht das eine durchdachte Organisation. Die funktioniert an Bord sehr gut. Die Angestellten sind durchs Band freundlich und grüssen jeden und jede in den langen Gängen, die zu den täglich mehrmals gereinigten Kabinen führen. Auch die Zusammensetzung der Passagiere ist auf dieser Kreuzfahrt angenehm: Den grössten Teil bilden Besucher aus Frankreich, Italien, Deutschland sowie Einheimische von den Inseln, die auf dem Schiff gerne Hochzeit oder Geburtstag feiern oder einfach im schwimmenden Hotel eine Rundreise machen.

Die Kreuzfahrt durch die Kleinen Antillen bietet unvergessliche landschaftliche Eindrücke und erlebnisreiche Aktivitäten. Diese Reise auf den Spuren von Christoph Kolumbus mag touristisch sein, doch sie ermöglicht auch einen Einblick in die tief verwurzelten Geschichten und Traditionen, die die Kleinen Antillen zu einem faszinierenden Reiseziel machen.

Dieser Bericht entstand aufgrund einer Einladung von MSC. 

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