Unterwegs in Nordthailand
Elefanten für Anfänger

Nordthailand war lange Zeit ein Geheimtipp für Individualisten. Mittlerweile hat sich die bergige Region um die Stadt Chiang Mai als Outdoor-Destination einen Namen gemacht. Das besondere Erlebnis: der tiefe Blick in die Augen eines asiatischen Elefanten.
Publiziert: 14.05.2016 um 09:42 Uhr
|
Aktualisiert: 11.09.2018 um 16:45 Uhr
Christian Bauer

Nampuu ist verspielt. Er schubst, kickt mit den Beinchen und bolzt mit meinen Flipflops umher. Und er ist verschmust. Am liebsten würde er sich mit Anlauf in meine Arme schmeissen – mit seinen 200 Kilogramm Lebendgewicht. Nampuu ist ein sechsmonatiges Elefantenbaby und ein Herzensbrecher. «Oh my God. He is so cute», schmachten die zwei New Yorkerinnen Meredith und Kyle aus unserer Gruppe. Ist der herzig!

Wir besuchen die «Patara Elephant Farm», eine Auffangstation für ehemalige Arbeitselefanten bei der Stadt Chiang Mai im Norden Thailands. Nach 1,5 Stunden holpriger Fahrt stehen wir in einem abgeschiedenen Seitental: Reis- und Zuckerrohr- Terrassen, Bananenstauden, ein kleiner Fluss, Bambushütten, aber keine Souvenirbuden. Eine Idylle – auch für die Elefanten.

Herzig, aber stark wie ein Rammbock: Nampuu ist noch sehr verspielt.
Foto: ZvG

Outdoor-Destination Chiang Mai

Chiang Mai, lange Zeit ein Geheimtipp für Individualisten, mausert sich zu Thailands Outdoor- und Activity-Hotspot. Adrenalin-Junkies können hier ihrer Mountainbike-, Wander- oder White-Water-Raft-Lust frönen (siehe auch unsere weiteren Tipps). Das Setting ist dafür ideal: Bis hierher erstrecken sich die bergigen Ausläufer des Himalaja, die immerhin noch 2000 Meter erreichen. Wer sich in den Norden Thailands aufmacht, begibt sich zudem auf berühmt-berüchtigte Spuren: Das Goldene Dreieck, die Grenzregion zwischen Myanmar (Burma), Thailand und Laos, war in den 70er-Jahren das weltweite Zentrum des Schlafmohnanbaus – die Grundlage für Opium und Heroin. Auf thailändischer Seite hat man den Anbau und Produktion der Drogen mittlerweile bekämpft. Wo einst roter Mohn blühte, gedeiht heute Tee oder Kaffee. Zudem setzten die verschiedenen Bergvölker der Region mit Homestays und Trekkingtouren auch auf den steigenden Tourismus.

Ein Hauch vergangener Zeiten: ein ehemaliger Arbeitselefant in der bergigen Landschaft Nordthailands.
Foto: Christian Bauer

Arbeitselefanten in Rente

Ein absolutes Highlight in dem vielseitigen Angebot, das jedem ein Lächeln auf die Lippen zaubert, ist die Begegnung mit asiatischen Elefanten, die traditionell in dieser Region als Arbeitstiere gezähmt wurden, vergleichbar mit der Domestizierung von Pferden in Europa. Besonders im bergigen Nordthailand setzte man die kräftigen Tiere in der Holzwirtschaft ein. Mit dem Verbot der Urwaldabholzung im Jahr 1989 wurden Elefanten und ihre Mahouts (Elefantenführer) arbeitslos, mit fürchterlichen Konsequenzen für die Tiere. Organisationen und private Tierschützer nahmen sich daraufhin der Tiere an und gründeten sogenannte «Elephant Farms».

Der Name mag vielleicht an Massentierhaltung erinnern, die seriösen «Farms» jedoch retten misshandelte Elefanten, ermöglichen eine weitgehend artgerechte Haltung und führen zudem Zuchtprogramme durch. Heute leben noch etwa 2000 wilde Elefanten in Thailands Nationalparks, etwa ebenso viele sind domestiziert. Eine erschreckende kleine Zahl im Vergleich zu etwa 100'000 Elefanten, die noch um 1900 dort lebten.

Zuerst die Bananen, dann das Bad

Derzeit besitzt die «Patara Elephant Farm» 51 Elefanten, inklusive vier Babys. Das Tagesprogramm mit den Riesenrüsslern heisst «Elephant Owner for a Day», Elefanten-Herr für einen Tag, und fokussiert auf Wissensvermittlung sowie Mitarbeit bei der Fütterung und Pflege. Neben dem süssen Baby-Elefanten Nampuu gehören 13 weitere Tiere zur Herde und gleich viele Elefantenführer. Denn Elefanten brauchen eine Eins-zu-eins-Betreuung. Dennoch können sich die tonnenschweren Tiere auf dem Gelände frei bewegen. Wir stehen mitten in der Herde, ein eindrucksvolles Erlebnis. Mein Elefant heiss McKam, eine 2,20 Meter grosse Dame mit kleinen Stosszähnen und einem Riesenhunger auf Mini-Bananen und Zuckerrohr.

Klein-Nampuu ist etwa sechs Monate alt und muss das Essen noch lernen.
Foto: Christian Bauer
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Zur Begrüssung stopfe ich ihr einen Korb voller Leckerlis ins Maul. Vor Freude flappt McKam mit den Ohren und wedelt mit dem Schwanz. Natürlich ist das Bestechung. «Wir wollen, dass euer Elefant euch mag», grinst Mat, unser Guide vom Bergvolk der Karen, die traditionell mit Elefanten arbeiteten. Und es funktioniert: McKam berüsselt mich ausgiebigst. Oder will sie nur weitere Bananen? Doch vor der nächsten Belohnung gibt es Körperpflege im Fluss und ein paar Lerneinheiten mit uns Freizeit-Mahouts.

Der Elefantentourismus in Thailand musste in letzter Zeit viel Kritik einstecken. Überall dort, wo Geld zu verdienen ist, gibt es auch Ausbeuter von Mensch und Tier. Die Einnahmen aus dem Tourismus jedoch garantieren den seriösen Organisationen das Aufrechthalten ihrer Programme und einen zusätzlichen Schutz der vom Aussterben bedrohten Tiere (siehe unsere Tipps unten).

Nach dem Mittagessen und der grosse Badezeremonie reiten wir zum Abschluss des Tages auf dem nackten Rücken unseres Elefanten schaukelnd durch Reis- und Zuckerrohrfelder, selig grinsend wie eine Buddha-Statue in einem Tempel im nahen Chiang Mai. 

Chillout in Chiang Mai

Eines von vielen gemütlichen Cafés in Chiang Mai.
Foto: Christian Bauer

Trotz eines grossen Angebots an Outdoor-Fun hat sich die 150'000-Seelen-Metropole ihren nordthailändischen Laisserfaire-Charme erhalten. Wer Bangkoks Chaos und Hektik kennt, findet hier das erholsame Gegenstück. Die ummauerte Altstadt mit ihren vielen Tempeln ist gespickt mit Cafés, kleinen Trendboutiquen und guten Restaurants. Kaum ist die Sonne untergegangen, öffnet der Nachtmarkt mit seinen Essensständen und Livebands. Beliebter allabendlicher Treffpunkt der Tavel-Community.

Doch ich bin nach dem anstrengenden Tag bei den Elefanten zu müde zum Feiern. Was ich brauche, ist nur eines: eine thailändische Massage bei den Lernenden im Frauengefängnis. Die Masseurin zieht und drückt und dehnt, dass es nur so kracht. Als Höhepunkt steht sie auf meinem  Rücken, um die Wirbel wieder in die richtige Position zu wuchten, und es fühlt sich an, als ob Baby Nampuu mich mit seinen patschigen Beinchen kickt. «Oh my God!»

Hinweis zu den «Elefant Farms»

In ganz Thailand werden Elefanten-Erlebnisse angeboten. Nicht alle davon entsprechen unseren Tierschutz- und Sicherheitsansprüchen. Daher gilt: sich vor dem Erlebnis im Internet und bei anderen Reisenden erkundigen. Allgemein sollte man Anbieter wählen, die nur Aktivitäten anbieten, welche die Mahouts ohnehin täglich mit den Elefanten durchführen würden (Füttern, Körperpflege, Reiten ohne Sitzgestell). In Chiang Mai können folgende Camps empfohlen werden: Patara Elephant Farm, Elephant Nature Park und Baan Chang Elephant Park. Die Preise für ein Tagesprogramm inklusive Transport und Verpflegung liegen bei etwa 170 Franken.

Outdoor-Destination Chiang Mai

Mountainbiken
Das gebirgige Nordthailand ist ein Paradies für Mountainbiker. Die Travel-Company «Chiang Mai Mountain Biking» bietet geführte Touren an, die besonders für Neulinge in der Region ratsam sind. Wer ein intensiveres Erlebnis sucht, kann Zweitagestouren mit Übernachtung in einfachen Gästehäusern buchen. Preise ab ca. 45 Franken. www.mountainbikingchiangmai.com

Rock Climbing
Der Traum aller Kletterer in Nordthailand heisst «Crazy Horse Buttress»: 15 Kalk-Klippen mit mehr als 100 Kletterrouten. Die von einem Amerikaner gegründete «Chiang Mai Rock Climbing Adventures» bieten Touren an und vermitteln Kletter- Partner. Zudem kann man in der Base in Chiang Mai Equipment mieten und kaufen. Angeboten werden auch Caving und Mehrtagestrips. www.thailandclimbing.com

White-Water Rafting
Der Fluss Mae Taeng nördlich von Chiang Mai führt neun Monate im Jahr genügend Wasser zum Raften (Juli bis März). Von Schwierigkeitsstufe II bis IV ist auf der etwa 10 Kilometer langen Strecke alles dabei. Touren werden angeboten durch «Siam River Adventures» und «Chiang Mai Adventure». www.siamrivers.com / www.cmadventure.com

Kayaking
Ruhiger geht es bei einer Kajaktour zu. Angeboten werden Kurztrips und Zweitagestouren. Wer eine Kajaktour mit einem Trip ins ländliche Thailand verbinden will, sollte eine Bike-Kajak- Kombo buchen. Zunächst geht es mit dem Velo durch beschauliche Dörfer und Reisfelder, danach folgt eine zweistündige Kajaktour. www.chiangmaikayaking.com

Ziplining
Die für ihren Öko-Tourismus bekannte Tour-Operator «Flight of the Gibbon» nahm in Chiang Mai seinen Anfang. Entlang von sieben Kilometer Ziplines geht es durch die Baumgipfel des thailändischen Urwalds. Das Gute daran: Hier geht es nicht nur um Fun, mit seinem Eintrittsgeld unterstützt man zudem Öko-Projekte. Und wer Glück hat, sieht sogar die namensgebenden Gibbons. www.treetopasia.com

Mountainbiken
Das gebirgige Nordthailand ist ein Paradies für Mountainbiker. Die Travel-Company «Chiang Mai Mountain Biking» bietet geführte Touren an, die besonders für Neulinge in der Region ratsam sind. Wer ein intensiveres Erlebnis sucht, kann Zweitagestouren mit Übernachtung in einfachen Gästehäusern buchen. Preise ab ca. 45 Franken. www.mountainbikingchiangmai.com

Rock Climbing
Der Traum aller Kletterer in Nordthailand heisst «Crazy Horse Buttress»: 15 Kalk-Klippen mit mehr als 100 Kletterrouten. Die von einem Amerikaner gegründete «Chiang Mai Rock Climbing Adventures» bieten Touren an und vermitteln Kletter- Partner. Zudem kann man in der Base in Chiang Mai Equipment mieten und kaufen. Angeboten werden auch Caving und Mehrtagestrips. www.thailandclimbing.com

White-Water Rafting
Der Fluss Mae Taeng nördlich von Chiang Mai führt neun Monate im Jahr genügend Wasser zum Raften (Juli bis März). Von Schwierigkeitsstufe II bis IV ist auf der etwa 10 Kilometer langen Strecke alles dabei. Touren werden angeboten durch «Siam River Adventures» und «Chiang Mai Adventure». www.siamrivers.com / www.cmadventure.com

Kayaking
Ruhiger geht es bei einer Kajaktour zu. Angeboten werden Kurztrips und Zweitagestouren. Wer eine Kajaktour mit einem Trip ins ländliche Thailand verbinden will, sollte eine Bike-Kajak- Kombo buchen. Zunächst geht es mit dem Velo durch beschauliche Dörfer und Reisfelder, danach folgt eine zweistündige Kajaktour. www.chiangmaikayaking.com

Ziplining
Die für ihren Öko-Tourismus bekannte Tour-Operator «Flight of the Gibbon» nahm in Chiang Mai seinen Anfang. Entlang von sieben Kilometer Ziplines geht es durch die Baumgipfel des thailändischen Urwalds. Das Gute daran: Hier geht es nicht nur um Fun, mit seinem Eintrittsgeld unterstützt man zudem Öko-Projekte. Und wer Glück hat, sieht sogar die namensgebenden Gibbons. www.treetopasia.com

Mehr
Gut zu wissen

Hinkommen
Mit Thai Airways von Zürich mit Umsteigen in Bangkok nach Chiang Mai. www.thaiairways.com

Reisezeit
Nordthailand ist eine Ganzjahresdestination. Die Hauptreisezeit ist von November bis Februar, wenn es kühler und trocken ist. Heiss ist es von März bis Juni, danach kommt die Regenzeit bis etwa Oktober.

Gesundheit
Die Touristen-Destinationen haben eine gute medizinische Versorgung. Thailand ist ein tropisches Land – etwa sechs Wochen vor der Reise sollte man sich daher bei einem reisemedizinischen Institut beraten lassen. Eventuell sind Impfungen nötig. www.safetravel.ch

Informationen
www.tourismthailand.ch

Hinkommen
Mit Thai Airways von Zürich mit Umsteigen in Bangkok nach Chiang Mai. www.thaiairways.com

Reisezeit
Nordthailand ist eine Ganzjahresdestination. Die Hauptreisezeit ist von November bis Februar, wenn es kühler und trocken ist. Heiss ist es von März bis Juni, danach kommt die Regenzeit bis etwa Oktober.

Gesundheit
Die Touristen-Destinationen haben eine gute medizinische Versorgung. Thailand ist ein tropisches Land – etwa sechs Wochen vor der Reise sollte man sich daher bei einem reisemedizinischen Institut beraten lassen. Eventuell sind Impfungen nötig. www.safetravel.ch

Informationen
www.tourismthailand.ch

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