Das Stichwort lautet: Gleichgültigkeit. Für viele Menschen spielt es keine Rolle, ob sie fleissig und genau arbeiten oder nachlässig, denn ihr Honorar bleibt dasselbe. Es gibt keinen Qualitätsbonus, sagen wir, für besonders liebevoll verfasste Texte, und auch keinen Lohnabzug für solche, die auf jeder Zeile holpern und stolpern. Und weil die Vorgesetzten der Desinteressierten auch so funktionieren, werden diese auch nicht gefeuert.
Die gleiche Teilnahmslosigkeit setzen Minimalisten aber auch bei ihrer Umwelt voraus: An den paar kleinen Programmierfehlern wird sich eh keiner stören, denken sie, und lassen ihre schlampig umgesetzte Website auf die User los. Ob die sich dann ärgern, weil die Menüstruktur unlogisch ist und die Schrift viel zu klein, kümmert sie nicht.
Gleichgültigkeit auf der ganzen Linie
Allerdings kann man ihnen nur bedingt einen Vorwurf machen. Denn die Gleichgültigkeit beherrscht nicht nur die Produzenten, deren Engagement mit dem Erhalt des Geldes schlagartig erlischt, sondern auch die Käufer. Wir werden allenthalben über den Tisch gezogen, zum Teil völlig unverhohlen, und zucken dazu bloss mit den Schultern. Autos, die eineinhalbmal so viel Benzin verbrauchen wie angegeben, überrissene Mietzinsen für Wohnungen mit 40 Jahre altem Innenausbau, Smartphones, die man nicht reparieren, sondern nur ersetzen kann – und was sagen wir dazu? «Ach, es tricksen doch sowieso alle.»
Zu wenig Reklamationen
Ja, es wird wirklich unsorgfältig gearbeitet. Im Dienstleistungssektor, in der Industrie, in der Verwaltung. Aber es wird auch unbewusst eingekauft, zu wenig laut reklamiert, falls überhaupt, und zu wenig boykottiert. All die Restaurants, über deren schlechten Service ebenso leidenschaftlich wie begründet geklagt wird, sind jeden Abend bestens besucht. Unbegründete Toleranz ist halt auch eine Form von mangelnder Sorgfalt.
