Ist das WC bald Geschichte?
So verrichteten unsere Vorfahren ihr Geschäft

Blick berichtete: Das WC hat vielleicht bald ausgedient. Die Zukunft gehört wasserlosen Trennklos. Wie wir uns erleichtern, ist aber schon lange im Wandel.
Publiziert: 13.07.2023 um 20:09 Uhr

Wem das sogenannte stille Örtchen mit danach beruhigendem Rauschen behagt, der war vielleicht etwas bestürzt über die gestrige Meldung, dass unser traditionelles Wasserklosett eventuell bald den Bach runtergespült wird. Ihnen zum Trost: Schon immer war die Art und Weise, wie wir uns erleichtern sozusagen im Fluss.

So war etwa den Römern ein «stilles Örtchen» völlig egal. Die erhoben den Toilettengang vielmehr zum gesellschaftlichen Ereignis: In den öffentlichen Latrinen, bankartige Sitzgelegenheiten mit Löchern in regelmässigen Abständen, hob man einfach seine Tunika an und setzte sich wie die Hühner auf dem Stängeli nebeneinander – in grossen Städten gab es bis zu 80 Plätze in einer Latrine. Untendurch verlief ein künstlicher Kanal, der alles sogleich wegspülte, obendrüber wurde nicht nur das Geschäft verrichtet, sondern auch Geschäftliches besprochen, gescherzt und ganz nebenbei fing man sich auch den einen oder anderen Bandwurm oder die Cholera ein. Denn abgewischt wurde sich mit einem Gemeinschaftsschwamm.

Auch Louis XIV war kein Freund des stillen Örtchens

Wenn wir schon in Rom sind: Dort soll in einer verschämten Ecke im Vatikanmuseum das antike Klo, ein Stuhl mit Loch und Auffangvorrichtung, des französischen Königs Louis XIV stehen. Der Sonnenkönig, in dessen Schloss Versailles es ursprünglich kein einziges Klo für die doch 30'000 WG-Gspänli des Königs gab, war aber nicht so schambehaftet wie heutzutage die römischen Museumskuratoren. Er nahm jeweils gleich seine ganzen Minister zum königlichen Stuhlgang mit. Für die, so geht es aus überlieferten Dokumenten hervor, sei es eine Ehre gewesen, dem König den Allerwertesten zu putzen und zu küssen.

So erleichterte sich früher die elegante Bürgergesellschaft: Klo-Stuhl im schwedischen Schloss Gripsholm.
Foto: Shutterstock
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Alles für die Schweine

Etwas privater ging es im Mittelalter in den Schweizer Städten zu und her. Dort hatten bessere Bürger Erker in der Wohnung. In die war ein Holzbrett montiert, auf das man sich setzen und sich erleichtern konnte – direkt nach unten ins Freie. Pech hatte, wer darunter stand. Oft waren dies aber Schweine, die bereits auf ihre «Mahlzeit» warteten. In Zürich gab es deshalb ein Gesetz, dass Häuser nur so eng nebeneinander gebaut werden durfte, dass ein Schwein sich noch durch die Gasse drücken konnte.

Dabei hätte es bereits 1596 WCs wie wir sie kennen gegeben. Dann hat der Engländer John Harington das erste Wasserklosett erfunden. Er war seiner Zeit voraus, niemand interessierte sich recht für seine Erfindung. Erst 1775 lässt ein anderer Brite, Alexander Cummings, ein Modell patentieren – und die heutige Kanalisation trat ihren Siegeszug an.

Nach dem Wasserklosett kommt das Trockenklo

Die neuste Erfindung heisst nun Trennklo. In ihm werden Urin und Fäkalien getrennt. Aus Urin entsteht so nach einer Vergärung und Filtration, die etwa Medikamentenreste entfernt, phosphorreicher Dünger, aus den Fäkalien schliesslich Erde. Und da man heutzutage mehr über Hygiene und mikrobiologische Prozesse weiss als früher, ist dies auch gefahrlos: Bei Heisskompostierung sterben nahezu alle Krankheitserreger ab.


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