Weniger ist mehr
Schweizer App soll uns helfen, weniger Neues zu kaufen

Die Infos unserer Geräte digital aufbewahren, statt Garantiezettel in der Schublade zu horten. Das bietet eine Schweizer App an. Die Gründer haben ein Ziel: Sie möchten, dass wir Dinge länger nutzen. Blick-Redaktorin Barbara Ehrensperger hat die App getestet.
Publiziert: 06.09.2022 um 10:08 Uhr
Barbara Ehrensperger

Als «digitales Zuhause für deine Dinge» bezeichnen die Gründer von Loopia ihre App, in der man alle Gegenstände, die man besitzt, sammelt. Vom Smartphone über den Toaster bis zum Stand-up-Paddel: Die App zeigt dir, wie viele Geräte du besitzt und wie du ihre Lebensdauer verlängern kannst.

Der Hintergedanke dabei: Wir sollen weniger Neues konsumieren. «Die Leute schaffen sich mit dem Online-Daheim weniger Dinge an und nutzen sie länger», ist App-Mitgründerin Cristiana Grossenbacher (28) überzeugt. 700 Leute nutzen die App schon, die bisher nur im App Store erhältlich ist.

Um Loopia zu verwenden, muss man ein Konto eröffnen. Mit der Kamera erfasst man dann alle Gegenstände, die man in der App sammeln möchte, wählt das richtige Modell aus und lädt Garantieschein und andere Belege hoch.

So sieht es aus, wenn man seine Dinge in der App erfasst: Man sieht auf einen Blick, was man alles so besitzt.
Foto: zVg
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Kopfhörer oder Mixer?

Das Telefon, mit dem ich mich in der App einlogge, wird von selbst erkannt und ist gleich im Verzeichnis. Auch mein Laptop wird erkannt – allerdings muss ich da zuerst herausfinden, was für ein Modell, Grösse und Prozessor das Ding hat. Als ich meine Kopfhörer fotografiere, erscheint in der App auch ein Mixer zur Auswahl und drei verschiedene Farben.

«Diese Probleme sind wir am Beheben. Wir möchten, dass es für unsere Kunden so einfach wie möglich ist, ihre Dinge an einem Ort – unserer App – zusammenzubringen», erklärt Grossenbacher.

Abgesehen vom Aufwand, alle meine Besitztümer zu erfassen, graut es mir davor, zu sehen, wie viele Dinge ich eigentlich besitze. «Genau, das ist es. Wir haben alle so viele Sachen. Wenn wir diese auf einen Blick sehen, nutzen wir sie mehr oder geben sie weiter, wenn wir sie nicht mehr brauchen», meint Grossenbacher.

Das Team rund um Loopia möchte die Kreislaufwirtschaft in Schwung bringen. Dass Dinge grundsätzlich länger genutzt werden, sei es von der Besitzerin oder dem Besitzer, oder weitergegeben werden statt weggeworfen. In Zukunft soll man in der App auch sehen können, wie viel CO2 ein Gerät verursacht hat.

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Produkte ein paar Jahre länger nutzen

Wenn wir unsere Smartphones drei Jahre länger nutzen, könnte man mit den eingesparten Klimagasen 11'400 Mal mit dem Auto den Äquator umrunden. Dies hat eine von Greenpeace in Auftrag gegeben Studie gezeigt. Die Autoren schätzen, dass sich der gesamte Schweizer CO2-Fussabdruck um 1,8 bis 4 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent reduzieren liesse, würden alle Konsumprodukte ein bis drei Jahre länger genutzt.

«Wir denken an den ganzen Kreislauf eines Produktes. Darum arbeiten wir daran, dass man Dinge in der App teilen kann. Also ein Produkt jemandem ausleihen, mit allen Informationen dazu», erzählt Grossenbacher, die an der Universität St. Gallen mit dem Master in Business Innovation abgeschlossen hat.

Einfach reparieren lassen

Neben «Teilen» soll auch «Reparieren» einen wichtigen Platz in der App einnehmen. «Wir streben Partnerschaften an, dank denen wir für jedes Produkt einen Reparaturservice anbieten können. Damit die Konsumgüter länger genutzt werden können».

Mit der Einbindung der Partnerschaften soll dann auch das Geld kommen. Momentan finanziert sich Loopia durch die Unterstützung des Migros-Pionierfonds und Investoren, die an die Idee glauben. Ihr Ziel ist es, 2023 Umsatz zu generieren. Für die Nutzerinnen und Nutzer bleibe die App immer kostenlos, so Grossenbacher.

Ein Handy für sechs Jahre

Grossenbacher lebt ihre Philosophie, Dinge länger zu nutzen, selber stark. Ein neues Handy gibt es erst, wenn gar nichts mehr geht. «Dann kaufe ich mir aber secondhand wieder das neuste Modell und habe dann sechs Jahre Ruhe», sagt sie. Auch Kleider und andere Dinge kauft sich nur neu, wenn es aus ökologischer Sicht passt.

Trotzdem findet die Zürcherin, dass das ökologische Denken nicht oder nicht nur an die Konsumentinnen und Konsumenten delegiert werden darf. «Die Kreislaufwirtschaft funktioniert nur, wenn die Wirtschaft sich engagiert.»

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