Übertragung per Handschlag – europäische Experten besorgt
Gefährlicher Pilz breitet sich rasend schnell aus

Wie das Covid-Virus bei der Corona-Pandemie überträgt sich der Hefepilz Candida Auris beim Händeschütteln. Der Krankheitserreger kann im schlimmsten Fall zum Tod führen.
Publiziert: 29.05.2023 um 16:04 Uhr
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Aktualisiert: 30.05.2023 um 17:19 Uhr

Abstand halten, Mund bedecken und bloss nicht Hände schütteln – zu Zeiten der Corona-Pandemie war diese Praxis Alltag. Doch nun scheinen die Regeln wie vergessen. Die meisten Menschen in Mitteleuropa praktizieren das Begrüssungsritual wieder mit Freude – und verbreiten fleissig neben Coronaviren auch einen Hefepilz namens Candida Auris. In den USA hat dieser viele Spitäler bereits fest im Griff.

Das Problem: Candida Auris ist arzneimittelresistent. Der Hefepilz wurde schon vor etwa 15 Jahren entdeckt und gehört zu den weltweit gefürchtetsten Krankenhauskeimen. Nach Angaben des US-amerikanischen Center for Disease Control and Prevention (CDC) hat sich der Pilz in den vergangenen Jahren mit einer «alarmierenden Geschwindigkeit» in US-Gesundheitseinrichtungen ausgebreitet. 2021 wurden in den USA bereits 1500 Fälle behandelt. In Italien schnellen die Zahlen ebenfalls in die Höhe – kürzlich kam es dort zum ersten Todesfall. In der Schweiz wurde der erste Fall 2018 registriert.

Wenn Pilz in Körper gelangt, kann es zu Infektionen führen

Die meiste Zeit leben Candida-Hefepilze auf unserer Haut, ohne Probleme zu verursachen oder gefährlich zu werden. Bei Hautkontakten, wie beispielsweise beim Händeschütteln, muss laut Experten vor allem darauf geachtet werden, sich die Hände regelmässig zu waschen und dabei vor allem die Fingerspitzen nicht zu vergessen.

Der Hefepilz Candida Auris wird vor allem gefährlich, wenn er in den Körper gelangt. Gelangt er in die Blutbahn, kann er lebensbedrohlich werden.
Foto: BSIP/Universal Images Group via Getty Images
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Gelange der Pilz jedoch in den Körper, kann er den Blutkreislauf, das Nervensystem und innere Organe befallen, sagt Tina Joshi, Professorin für Molekularbiologie an der Universität von Plymouth (UK) zur BBC. Dies könne zu einer Blutvergiftung führen, was potenziell lebensbedrohlich sei.

Die Übertragung erfolgt laut CDC durch kontaminierte (Hand-)Oberflächen in Spitälern. Das Immunsystem von Patienten auf Intensivstationen ist sowieso schon geschwächt. Deshalb seien sie auch sehr empfänglich für den Pilz.

Desinfektionsmittel unwirksam

Besonders die Resistenz gegenüber Medikamenten beunruhigt die Experten. Das mache es enorm schwierig, den Pilz langfristig zu behandeln. Auch Desinfektionsmittel dämmen den Pilz in manchen Fällen nicht ein.

Das CDC nennt unterschiedliche Gründe für die steigende Ausbreitung. So seien Spitäler oft überfordert mit der Prävention von Infektionen. Andererseits sind die Geräte zur Messung besser geworden – das bedeutet, dass auch mehr Fälle registriert werden. Dr. Alexander Aldejohann, Institut für Hygiene und Mikrobiologie in Würzburg (D), sagt, dass es jetzt einer Reaktion der Politik bedarf. Er sagt zum ZDF: «Jetzt ist noch Zeit, eine Meldepflicht einzuführen, diese Chance sollten wir nicht verstreichen lassen.»

BBC nennt als Grund für die Ausbreitung des Hefepilzes die Erderwärmung. Der Pilz könne in wärmerer Umgebung besser überleben. Da die Temperaturen weltweit gestiegen sind, musste sich Candida Auris den höheren Temperaturen anpassen. (ene)

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