«Wir wohnen im Moment nur im ersten Stock»
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Paar baut altes Haus um:«Wir wohnen im Moment nur im ersten Stock»

Junges Paar baut altes Haus selber um
«Das kostet uns Tränen, Schweiss und Blut»

Chiara Rusch (30) und Sebastiaan den Breeijen (29) sind seit Dezember 2023 stolze Hausbesitzer in St. Margrethen SG. Ihre Liebhaber-Liegenschaft aus dem Jahr 1915 erfordert aber einige Renovationen. Blick begleitet das Paar bei seinem ambitionierten Umbauprojekt.
Publiziert: 25.04.2024 um 18:36 Uhr
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Aktualisiert: 29.05.2024 um 09:53 Uhr
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Corine Turrini FluryRedaktorin Wohnen

Blick besucht Chiara Rusch (30) und Sebastiaan den Breeijen (29) in ihren Ferien. Diese verbringt das junge Paar nicht etwa entspannt am Strand, sondern auf ihrer Baustelle. Hier wohnt das Paar seit Oktober 2023 in einer über 100-jährigen Liegenschaft mit elf Zimmern.

Die Lage des Hauses ist idyllisch. Abgelegen, umgeben von Wald, auf einem Hügel oberhalb von St. Margrethen SG, mit traumhafter Aussicht auf den Bodensee und die österreichischen Alpen.

Das Paar empfängt uns in Handwerkerbekleidung und führt uns durch den Kellereingang ins Haus, das auf Felsen gebaut ist. Von der Lage dürfte auch der Name der Liegenschaft stammen: «Oberer Gletscherhügel».

Die Liegenschaft «Oberer Gletscherhügel» umgeben von Wald thront auf einem Hügel über St.Margrethen SG. Das Liebhaberobjekt hat einigen Renovierungsbedarf und stand fünf Jahre leer.
Foto: zVg
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Die ehemalige Pension des nahen Restaurants, am Fuss des Hügels, weist erheblichen Renovierungsbedarf auf. Seit 1915 steht das vierstöckige Gebäude mit dem schmucken Turm. Zuletzt war es ein bewohntes Zweifamilienhaus, stand aber bis zum Verkauf im Sommer 2023 fünf Jahre lang leer.

Preisreduktion vom privaten Verkäufer

Seither sind Rusch und den Breeijen stolze Besitzer der Liegenschaft mit eigener Zufahrtsstrasse, einem Grundstück von über 8000 Quadratmeter und Nebengebäuden. Statt dem ausgeschriebenen Verkaufspreis von 1,45 Millionen hat das Paar etwas über eine Million Franken bezahlt. «Unser Glück war, dass das Objekt nicht im Bieterverfahren verkauft wurde und es einer Privatperson gehörte, die jemanden wollte, der dieses alte Haus auch zu schätzen weiss. Wir waren dem Vorbesitzer offenbar sympathisch», so den Breeijen.

Der gelernte Zimmermann mit diversen Weiterbildungen arbeitet seit knapp vier Jahren als Projektleiter in einem Architekturbüro und war schon seit Jahren auf der Suche nach einem Eigenheim. Seit vier Jahren ist er mit Chiara Rusch liiert, und auch die Sales Managerin träumte vom eigenen Haus.

Gemeinsam haben sie die Liegenschaft im Frühling besichtigt, obschon der ausgeschriebene Preis ihr Budget überstieg. Es hat sich für das junge Paar gelohnt, selbst wenn das Liebhaberobjekt in die Jahre gekommen ist. Sie waren sich von Anfang an einig, dass das ihr Traumhaus werden sollte.

Den Breeijens war aus seiner jahrelangen Erfahrung im Baubereich klar, dass dieser Umbau eine enorme Herausforderung und eine langjährige Aufgabe wird. «Das kostet uns Tränen, Schweiss und Blut», prophezeite er seiner Liebsten. Sie liess sich davon nicht abschrecken.

Finanzierung und Sparpotenzial

Bei der Finanzierung hatten sie Unterstützung von den Breeijens Eltern, in Form eines Erbvorbezugs. Chiara ihrerseits hat ihre ganzen Ersparnisse investiert. «Ich habe früh immer gespart und wusste nicht so recht wofür. Jetzt weiss ich es», sagt sie lachend. Ihre gemeinsame Wohnung haben sie gekündigt und sind im Oktober 2023 in die Wohnung im zweiten Stockwerk ihres Eigenheims gezogen. «So können wir Mietkosten sparen und Wegzeit zur Baustelle. Wir können spontan am Feierabend noch an unserem Umbau arbeiten», erklärt den Breeijen. Vorwiegend sind die beiden aber an den Wochenenden am Bau tätig oder investieren, wie jetzt, die Ferien dafür.

Keine Investitionen in bestehender Wohnung nötig

In ihrer Wohnung am neuen Wohnort wurden das Bad mit Dusche und fantastischer Aussicht sowie die Küche vor einiger Zeit renoviert. Zudem hat das Paar ein Büro mit zwei Arbeitsplätzen, ein Schlafzimmer und ein Gästezimmer. «Wenn Familie und Freunde zu Besuch kommen und uns bei den Umbauarbeiten helfen, mit uns essen und ein Glas Wein trinken, können sie hier gut übernachten», sagt Rusch.

Weitere Zimmer der ehemaligen Pension unter dem Dach dienen aktuell als Abstellräume und sollen später im Loftstil geöffnet werden. Das helle Wohnzimmer ist offen zum Esszimmer und hat auf zwei Seiten Fenster. Alles wirkt hier gemütlich und ist geschmackvoll eingerichtet. «Die Heizung funktioniert, und es war alles so weit bezugsbereit. Wir haben in der Wohnung nichts geändert und haben alles, was wir brauchen», so die Hausbesitzerin.

Kosten sparen dank Eigenleistungen

Im Esszimmer hat den Breeijen den Kachelofen eingefeuert und zeigt die Grundriss- und Umbaupläne. Sowohl Pläne, Baueingabe und Bauleitung hat er selber erstellt und übernommen. So spart das Paar einige Kosten. «Es gab keine Grundrisspläne. Mit einem 3D-Gerät aus meiner Firma konnte ich den aktuellen Grundriss erstellen», erklärt er.

Die gemeinsamen Umbauideen hat den Breeijen wiederum zu Papier gebracht. Ein Allrounder und Alleskönner sei Sebastiaan, sagt Rusch. Und ihr «Lehrmeister», der sie bei den Bauarbeiten anleitet und geduldig erklärt, wie und was sie tun kann. So viel als möglich will das Paar selber am Bau arbeiten und nur wo nötig Fachpersonal beiziehen, etwa bei Sanitär- und Elektroinstallationen. Bis jetzt klappt alles gut, hat aber die beiden viel Schweiss gekostet.

Wiederverwenden wo möglich

Seit Januar 2024 laufen die Umbauarbeiten im Erdgeschoss, wo die neue Stückholzheizung, eine Garage und der Weinkeller geplant sind. In tagelanger Arbeit wurde der Verputz abgespitzt, um die ursprünglichen dicken Sandsteinmauern wieder freizulegen.

Auch in der ersten Etage, wo später die zweiteilige grosse Küche mit Hauswirtschaftsraum, ein Gäste-WC mit Dusche, das Wohnzimmer mit Bibliothek und ein Büro geplant sind, herrscht Baustellenfeeling pur. Die Wendeltreppe, die über alle Stockwerke bis zum romantischen Türmchen führt, ist mit Tüchern abgedeckt, damit in der oberen Wohnung nicht alles komplett verstaubt. «Das klappt nur halbwegs. Der Staub gelangt durch die viele Ritzen und Spalten in den Decken und Böden trotzdem überall hin», sagt Rusch.

Der Küchenboden wurde komplett herausgerissen. Über Bretter führt der Weg ins Wohnzimmer, wo die Werkstatt momentan eingerichtet ist. Der ursprüngliche Fischgrätparkett wurde sorgfältig entfernt und eingelagert, damit er aufgefrischt neu verlegt werden kann, wenn die Heizschlaufen der Bodenheizung auf dem neuen Unterlagsboden verlegt sind.

Baufortschritte und nächste Etappenziele

Die Raumhöhe von über drei Metern im geplanten Wohnzimmer war etwas, das Rusch und den Breeijen neben dem Mini-Türmchen, der grossen Terrasse mit Weitsicht und der einzigartigen Lage von Anfang an begeistert hat. «Wo wir unser Wohnzimmer planen, war einst der Saal der Pension», erklärt den Breeijen.

Möglichst viel vom Charme ihres alten Hauses, wie den originalen Kachelofen im Saal, will das Paar erhalten. Dieses Geschoss mit Wohnzimmer und Küche wollen die beiden als Erstes fertigstellen. Wenn alles nach Plan läuft, sollte das im nächsten Frühling so weit sein. Dann werden die oberen Etagen, das Dach, Türen, Fenster und die Fassade in Angriff genommen. Schliesslich soll das Haus nicht nur optisch gefallen, sondern auch energetisch auf dem neuesten Stand sein.

800'000 Franken haben die Hausbesitzer für den Umbau budgetiert. Fachmann den Breeijen und Gehilfin Rusch rechnen mit gegen vier Jahren, bis ihr Traumhaus fertig ist. Die Baufortschritte halten sie auf Instagram unter «hillhouserenovations» in Bildern und Videos fest. Blick bleibt dran und begleitet das junge Paar auf seinem Weg zum Traumhaus weiter.

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