Marina Niedermann (30) zeigt ihr Tiny House
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Mini-Unterkunft am Traumort:Marina Niedermann (30) zeigt ihr Tiny House

Marina Niedermann (30) lebt in Affeltrangen TG in einem Tiny House
«Ich habe ein verstecktes Paradies gefunden»

Wer in einem ein Tiny House leben möchte, scheitert oft daran, einen unbefristeten Standort zu finden. Marina Niedermann (30) hatte Glück. In Affeltrangen TG bekam sie einen Traumplatz zum Leben in ihrem Mini-Haus.
Publiziert: 07.08.2022 um 10:26 Uhr
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Aktualisiert: 09.08.2022 um 13:08 Uhr
Corine Turrini Flury

Wenn Marina Niedermann (30) aus dem Fenster ihres Tiny Houses blickt, schaut sie fast nur auf grüne Natur. Ein Bächlein plätschert und direkt vor ihrem Häuschen – neben der 20 Quadratmeter grossen Terrasse – befindet sich ein kleiner Garten mit Wildblumen und Brennnesseln, wo sich Bienen und Schmetterlinge aufhalten.

«Ich habe hier ein verstecktes kleines Paradies gefunden», schwärmt die Lehrerin. Seit April 2021 wohnt Niedermann mit ihren beiden Katzen an diesem idyllischen Ort und fühlt sich sichtlich wohl.

Idylle in der Industriezone

Das Grundstück, das sie bewohnt, befindet sich in der Industriezone der Gemeinde Affeltrangen TG und grenzt an eine Scheune, wo ein Künstler sein Atelier hat. Ihm gehört das vormals ungenutzte Grundstück und er ist Niedermanns Vermieter.

Marina Niedermann hat gefunden, wovon viele träumen: Einen unbefristeten Pachtvertrag, dass sie mit ihren beiden Katzen in ihrem eigenen Tiny House auf dem gepachteten Grundstück in Affeltrangen TG bleiben kann.
Foto: Ramona Schelbert
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Sie bezahlt monatlich 300 Franken Miete und hat einen unbefristeten Pachtvertrag. Damit gehört Niedermeier zu den wenigen Glücklichen in der Schweiz, die mit ihrem Kleinwohnform-Projekt auf Wohlwollen der Gemeinde gestossen sind, um die nötigen Bewilligungen für ein Tiny House zu erhalten.

Gefunden hat Niedermann den Standort über ein Paar, das in Affeltrangen schon länger in einem Tiny-House wohnt. «Zur Schule in Waldkirch SG, wo ich unterrichte, ist es nur etwa 30 Minuten entfernt und darum ideal für mich», so Niedermann. Nach der Besichtigung war sie sofort von Grundstück und Konditionen des Pachtvertrags begeistert. «Mir ist es wichtig, dass ich einen Vertrag mit der Garantie habe, dass ich unbefristet bleiben kann. Das gibt mir Ruhe und Sicherheit.»

Wohlwollende Haltung der Gemeinde

Bei der Gemeindeverwaltung und den Behörden in Affeltrangen sei Niedermann mit ihren Bauplänen auf eine wohlwollende Haltung gestossen. «Ich wurde sogar unterstützt mit Tipps. Sie wollten nichts verhindern, wie mancherorts, sondern waren konstruktiv und lösungsorientiert.»

Niedermann hofft, dass weitere Gemeinden dem Beispiel folgen und mehr brachliegende Flächen für unkomplizierte Kleinwohnformen wie Tiny Houses, Jurten oder ähnliches erstellt werden können.

Tiny House von Profis gebaut und geliefert

Über Youtube informierte sich die 30-Jährige über Tiny Houses. «Ich lebte schon vorher eher minimalistisch und bemühe mich um einen nachhaltigen Lebensstil. Als ich mich von meinem Partner trennte, war das ein idealer Zeitpunkt mein Tiny-House-Projekt in Angriff zu nehmen.»

Den Bau hat sie einer erfahrenen Firma überlassen, erstellte aber die Pläne und Skizzen selber. «Mir fehlt die Zeit und das handwerkliche Geschick», so Niedermann. «Der Bau war mir nicht so wichtig, sondern für mich zählt das Resultat.»

Insgesamt 140’000 Franken kostete das Tiny House inklusive Transport und sämtlichen Anschlüssen für Wasser und Strom. Nach rund acht Monaten war das Haus mit über drei Meter Höhe, einer Länge von 7,20 Metern und 2,35 Metern Breite geliefert und bezugsbereit.

Clevere Stauraumlösungen und wenig Haushaltsarbeit

Für die Lehrerin mit ihren zwei Büsis reicht der Platz im Mini-Haus gut aus. «Ich habe in wenigen Minuten den Haushalt erledigt. Das ist praktisch», erzählt sie lachend.

Bis auf das kleine Badezimmer mit WC und Dusche, ist im Innern alles offen und die Höhe mit einem Halbgeschoss, das Niedermann als Wohn- und Sitzecke nutzt, optimal ausgenutzt.

Den ersten Winter hat sie positiv erlebt. «Ich habe eine Bodenheizung und zudem hinter den Spiegeln noch verborgene Infrarotheizungen, wenn nötig.» Bei Gewitter oder Sturm knarrt und knorrt es hörbar im Tiny House. Für die junge Lehrerin ist das aber kein Problem. «Die Natur und die vier Jahreszeiten sind in einem solchen Haus besser spürbar.»

Obwohl der Pachtvertrag unbefristet ist, weiss Niedermann nicht, wie lange sie in ihrem Tiny House leben wird. Eines weiss sie aber. «Mein Häuschen wird länger als ich hier bleiben, weil es einfach perfekt hier hin passt. Vielleicht werde ich es irgendwann verkaufen oder vermieten.» Bis dahin dürfte es noch etwas dauern und das Trio geniesst das Leben in seinem kleinen versteckten Paradies.

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