So lief der Super Tuesday für Joe Biden
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Blick TV in San Diego:So lief der Super Tuesday für Joe Biden

Die Analyse von BLICK-USA-Korrespondent Nicola Imfeld zum Super Tuesday
Super-Biden rettet die Demokraten

Wer den Super Tuesday gewinnt, ist noch offen. Klar ist: Joe Biden hatte einen Super-Abend! Das ist gut für die Demokraten, meint BLICK-USA-Korrespondent Nicola Imfeld. Die Analyse zum Super-Wahltag in Amerika.
Publiziert: 04.03.2020 um 05:09 Uhr
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Aktualisiert: 16.03.2020 um 12:25 Uhr
Nicola Imfeld, USA-Korrespondent der Blick-Gruppe.
Foto: Mario Heller
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Nicola Imfeld aus San Diego (USA)

Wer vor gut einer Woche auf einen Sieg von Joe Biden (77) am Super Tuesday gesetzt hat, kann sich vielleicht bald über einen schönen Gewinn freuen. Der Ex-Vizepräsident schien nach den ersten drei Vorwahlen bereits geschlagen. Quasi in letzter Sekunde kommt Biden jedoch ein moderater Parteifreund in South Carolina zu Hilfe – und macht ihn so am Super Tuesday zum Super-Biden.

Die Entscheidung ist wohl vor einer Woche am Mittwoch gefallen. Jim Clyburn (79), Abgeordneter aus South Carolina, sagt Biden öffentlich seine Unterstützung zu. Clyburn ist in seinem Heimatstaat äusserst beliebt. Sein Wort hat Gewicht. Und sein Auftritt zeigt Wirkung. Die Wähler folgen ihrem Liebling, bescheren Biden einen Erdrutschsieg.

Was folgt ist ein Comeback par excellence. Biden sammelt binnen 48 Stunden über elf Millionen Dollar an Spenden – so viel wie noch nie zuvor in so kurzer Zeit. Und am Montagabend sichern ihm die freiwillig ausgeschiedenen Präsidentschaftskandidaten Pete Buttigieg (38) und Amy Klobuchar (59) ihre Unterstützung zu.

Spätestens jetzt ist allen klar: Joe Biden ist zurück im Rennen!

Bernie Sanders enttäuscht

Am Super Tuesday zeigt sich dann, wie wichtig das viel beschriebene Momentum in der US-Politik ist. Etwa die Hälfte der Wählerinnen und Wähler sagt gegenüber CNN, dass man sich erst in den letzten Tagen entschieden hat. Davon profitiert Biden: Er gewinnt zehn von vierzehn Super-Tuesday-Staaten – darunter sensationell Texas und Minnesota.

Für Bidens ärgsten Widersacher, den linken Senator Bernie Sanders (78), ist der Super Tuesday eine Enttäuschung. Er führt die Umfragen seit Wochen an, hat den Ex-Vizepräsidenten zwischenzeitlich beinahe abgehängt gehabt. Bei den Experten ist er noch am Montag der Favorit. Doch South Carolina und die Ex-Kandidaten Buttigieg und Klobuchar haben ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Nur gerade sein Heimstaat Vermont, Colorado, Utah und Kalifornien gewinnt er in der Nacht auf Mittwoch. Fazit: Sanders bleibt klar unter den Erwartungen.

Kalifornien rettet Sanders – vorerst

Klar ist: Das Rennen ist nach dem Super Tuesday noch nicht entschieden. Dank Kalifornien. Der Sonnen-Staat, der das Zuhause von knapp 40 Millionen Amerikanern ist, rettet Sanders. Vorerst. Bernie gewinnt Kalifornien wie erwartet deutlich. Wie klar sein Vorsprung sein wird, ist noch unklar. Es dürfte Tage dauern, bis definitive Endergebnisse für den Mega-Staat vorliegen. Da es für grosse Bundesstaaten aber mehr Delegiertenstimmen gibt, bleibt Sanders sicherlich im Rennen.

Doch das Momentum bleibt bei Joe Biden. Und das wird ihn nun weiter von Sieg zu Sieg tragen. Schon am kommenden Dienstag gehts weiter – mit einem kleinen Super Tuesday. Sieben Bundesstaaten werden ihre Vorwahlen abhalten. Gut möglich, dass bis dann auch Milliardär Michael Bloomberg (78) seine Kandidatur zurückzieht und Biden unterstützt. Der frühere Bürgermeister New Yorks enttäuscht am Super Tuesday. Er gewinnt voraussichtlich keinen einzigen Bundesstaat, erringt nur wenige Delegiertenstimme. Sein Ende naht.

So stehen die Chancen gegen Trump

Für die Demokraten ist die überraschende Wende eine gute Nachricht. Eine Kandidatur von Sanders, der sich selber als «demokratischen Sozialisten» beschreibt, wäre im Herbst wohl chancenlos. Noch schlimmer: Mit einem linken Präsidentschaftskandidaten hätten die demokratischen Kongressabgeordnete, die sich im November in konservativen Staaten zur Wiederwahl stellen müssen, viel Erklärungsbedarf. Donald Trump (73) und die republikanische Partei könnten den Champagner bereits kaltstellen.

Auch Biden wird es schwer haben, sollte er sich die Parteikandidatur sichern. Trump ist gegen Obamas Schützling Favorit. Auch wenn die Demokraten auf Umfragen verweisen, die Biden im Direktduell mit Trump vorne sehen. Sie vergessen – mal wieder: Die Präsidentschaftswahlen werden in den kritischen Swing States entschieden. Und dort steht Trump besser da als je zuvor.

Die gute Nachricht für die Opposition ist: Der 3. November 2020 ist noch neun Monate entfernt. Bis dahin kann sich einiges verändern, es gibt viele Ungewissheiten. Beispielsweise wie sich die Wirtschaft entwickelt. Oder was mit dem Coronavirus passiert.

Mit Joe Biden hätten die Demokraten immerhin eine Chance. Wenn auch nur eine kleine.

US-Wahlen 2020

Am 3. November 2020 fanden in den USA die Präsidentschaftswahlen statt. Der amtierende Präsident Donald Trump konnte sein Amt nicht verteidigen. Herausforderer Joe Biden hat die Wahl für sich entschieden.

Alle aktuellen Entwicklungen zu den Wahlen und Kandidaten gibt es immer im Newsticker, und alle Artikel zum Thema finden Sie hier auf der US-Wahlen-Seite.

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