«Nicht so gemeint» ist die Lieblingsausrede der Frechlinge. Selbstverständlich ist alles genau so gemeint, wie es gesagt wird. Sonst würde es anders gesagt. Oder gar nicht. Was aus dem Mund der Menschen herauskommt, entspricht exakt dem, was sie denken. Man ist daher gut beraten, alles für bare Münze zu nehmen, und nicht die feige Verharmlosungstaktik der verbalen Gewalttäterinnen und Gewalttäter zu imitieren. Denen geht es nämlich nur um eines: alles von sich geben zu können, was ihnen in den Sinn kommt, und nie dafür geradestehen zu müssen.
Dabei hilft auch die andere von Ihnen erwähnte Methode: das Weglachen. Indem man lacht, wenn man kritisiert wird, tut man so, als gäbe es überhaupt kein Problem, sondern einen tollen Witz. Und hey, wer mag schon keine tollen Witze? Damit sind wir bei der dritten Massnahme, die Ihr Partner bestimmt auch schon zur Anwendung gebracht hat: dem Gegenangriff, der sich im Vorwurf der Überempfindlichkeit äussert. Indem man dem Opfer erklärt, seine verletzten Gefühle seien eine Erfindung, wird es endgültig mundtot gemacht.
Mit Menschen, die ständig andere beleidigen, herabsetzen, herabwürdigen, blossstellen und kleinmachen müssen und ständig die Verantwortung dafür abweisen, stimmt etwas Grundlegendes nicht. Mit Ihnen aber leider ebenfalls nicht, wenn Sie so jemanden nicht nur zum Partner machen, sondern auch als Partner behalten. Dann gibt es nämlich zwei Menschen, die Sie respektlos behandeln: dieser Mann und Sie selbst.
Jeder und jede soll eine Chance haben, ein falsches Verhalten zu ändern. Ärgerlicherweise geht das aber meist nur über Ultimaten. Teilen Sie Ihrem Partner mit, dass er ab sofort anständig zu sein habe, sonst seien Sie weg. Und ziehen Sie das notfalls auch durch. Sonst gilt «nicht so gemeint» leider auch für Ihre Selbstachtung.
