Zoodirektor Severin Dressen über Tierschutz-Projekt
Tiger und Elefanten retten in Thailand

Anhand von erfreulichen Zahlen zeigt Zoodirektor Severin Dressen, wie mithilfe eines Naturschutzprojekts Elefanten und Tiger in Thailand gerettet werden und weshalb der Mensch immer noch der grösster Feind für die Tiere ist.
Publiziert: 03.07.2024 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 01.07.2024 um 11:32 Uhr
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Severin DressenDirektor des Zoo Zürich

Von 400 runter auf 40 und von 40 rauf auf 120. Das sind zwei wichtige Kennzahlen in unserem Naturschutzprojekt in Thailand – sie zeigen den grossen Erfolg der letzten Jahre. Das Gebiet ist eines der grössten verbleibenden Regenwaldgebiete in Südostasien, ungefähr so gross wie die Schweiz. Riesig, mag man meinen. Doch ursprünglich war ganz Südostasien, ungefähr halb so gross wie Europa, von Regenwald bedeckt. Was bleibt, sind die letzten Reste, die damit besonders schützenswert sind. 

Der Zoo Zürich ist seit Jahren zusammen mit seinem Partner der Wildlife Conservation Society (WCS) in dieser Region aktiv, und unsere Arbeit hängt stark mit den beiden Kennzahlen zusammen – genauer gesagt mit Elefanten und Tigern.

Der Konflikt zwischen Menschen und Elefanten ist eine der grössten Bedrohungen für Elefanten in Thailand. Wenn Elefanten Ackerland in der Nähe von Schutzgebieten plündern, verletzen oder töten Bauern Elefanten als Vergeltung. Seit 2005 wurden in diesem Gebiet mehr als 20 Elefanten getötet. Seit vielen Jahren arbeiten wir eng mit den Bauern zusammen, um Elefantenwachtürme und elefantensichere Zäune zu bauen und so Ernteschäden durch Elefanten zu vermeiden und diese zurück in die Wälder zu treiben. Im Laufe der Jahre konnten wir so die Konflikte von über 400 auf weniger als 40 Fälle pro Jahr reduzieren. 

Mithilfe eines Naturschutzprojekts des Zoos Zürich werden in Thailand Elefanten und Tiger gerettet.
Foto: Zoo Zürich, Martin Bauert
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Knapp 40 war 2007, zu Beginn unserer Arbeit vor Ort, gleichzeitig die Anzahl Tiger in der Region. Diese gelten als «schutzabhängige Art», was bedeutet, dass sie nur überleben, wenn wir sie gut schützen. In Thailand werden Tiger leider immer noch wegen ihrer Haut und Körperteilen, denen medizinische Eigenschaften zugesprochen werden, gewildert. Daher braucht es permanenten Schutz durch Ranger. Mit dem Ansatz der «Smart-Patrouille» («Spatial Monitoring and Reporting Tool») konnten die Schutzkapazitäten in den letzten Jahren stark ausgebaut werden. Die Smart-Patrouille umfasst eine intensive Schulung der Parkwächter, um bessere Patrouillen durchzuführen, sowie die Datenerfassung der Strafverfolgungsbehörden. Mit intensiven Patrouillen von mehr als 50'000 Kilometern pro Jahr im Kerngebiet des Waldes haben wir die Wilderer-Camps auf etwa zwei Camps pro 1000 Kilometer reduziert. Der Effekt ist eindrücklich: Mit gutem Schutz erholte sich die Population von anfangs 40 auf mindestens 120 Tiger. Das entspricht ungefähr 30 Prozent der gesamten Tigerpopulation in Südostasien.

Der Biologe und Ex-Leiter von WCS Thailand Anak Pattanaviboolist ist eine Schlüsselfigur dafür, dass heute in Thailand die Präsenz von Tigern, Elefanten und anderen Grosstieren als wichtige Indikatoren für ein gutes Management von Schutzgebieten angesehen wird. Sein Leitspruch «Im Naturschutz ist der Erfolg nur vorübergehend, der Verlust aber endgültig» ist sowohl Ansporn als auch Verpflichtung, für ihn und für unsere gesamte Naturschutzarbeit. Wegen seiner grossen Verdienste wurde Anak in diesem Jahr der mit 15'000 Dollar dotierte Zoo Zürich Conservation Award verliehen. Auf dass der Naturschutz in Thailand auch weiter Erfolge feiert.

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