Zoologisch – Direktor Severin Dressen erklärt
So viel kostet ein Elefant!

Severin Dressen (32) ist Direktor des Zoo Zürich und kennt die wilden Geheimnisse seiner Bewohner.
Publiziert: 07.02.2021 um 10:33 Uhr
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Aktualisiert: 09.04.2021 um 14:21 Uhr
Severin Dressen

«Für die Elefantenkuh Mandjullah und den jungen Bullen Chang I mussten 25’000 Franken aufgewendet werden», steht im Jahresbericht des Zoo Zürich. Wir schreiben das Jahr 1932. Zu dieser Zeit ist es normal, dass Tiere von Zoo zu Zoo verkauft werden. Jede Art hat einen Preis. Erwachsene Tiere kosten mehr als Jungtiere. Am teuersten ist ein Pärchen, das schon erfolgreich gezüchtet hat.

Der Kauf und Verkauf von Tieren zwischen Zoos gehörte damals zum Alltag. Teilweise deckten die Zoos damit auch die Betriebskosten. Viele Tiere wurden noch in fernen Ländern gefangen. Tierfänger und Transport mussten bezahlt werden. Auch gab es wahre Wettläufe zwischen den Zoos. Wer kann sich als erster ein besonders seltenes und damit teures Tier leisten? Hier zeigte sich auch immer wieder eine Lokalrivalität zwischen Basel und Zürich.

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Severin Dressen (32) ist Direktor des Zoo Zürich – und lüftet für Sie tierische Geheimnisse.
Foto: Zoo Zürich
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Doch diese Zeiten sind lange vorbei. Heute verstehen sich die wissenschaftlichen Zoos in Europa als eine Gemeinschaft. Eines unserer Ziele ist die Rettung von Tierarten – nicht das Wettrüsten zwischen Zoos. Zwischen den einzelnen Zoos werden Tiere auch nicht mehr verkauft. Vielmehr schenken die Zoos die Tiere einander. So können möglichst viele Zoos ihre Tiere untereinander tauschen und so gesunde Tiergruppen aufbauen.

Ganz umsonst sind die Tiere aber trotzdem nicht. Bevor ein Tier in einen anderen Zoo reist, wird es medizinisch untersucht. Quasi ein Gesundheitscheck wie beim Transfer von Fussballprofis. Damit weiss der Zoo, der das Tier erhält, dass es gesund ist und keine Krankheiten mitbringt. Häufig reden die zuständigen Behörden auch ein Wort mit und verlangen bestimmte Tests. Sie wollen damit die Verbreitung von Seuchen verhindern. Traditionell übernimmt die Kosten für diesen Gesundheitscheck der Zoo, der das Tier verschickt.

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Der Zoo, der das Tier erhält, bezahlt dafür etwas anderes: den Transport. Bei einem Erdmännchen, das vom Walter Zoo in Gossau SG zu uns nach Zürich kommt, ist der Transport kurz und günstig. Wahrscheinlich würden wir ihn sogar selbst durchführen. Was aber, wenn ein Erdmännchen von einem Zoo in Spanien nach Skandinavien reisen soll? Und was, wenn es statt eines Erdmännchens ein Elefant ist, der in einen neuen Zoo umzieht?

Für solche langen Transporte gibt es in Europa Spezialfirmen. Diese haben speziell geschultes Personal und ausgestattete Transporter. So ist es zum Beispiel bei Tiertransporten besonders wichtig, dass im Transporter immer die für das Tier passende Temperatur herrscht – egal, wie heiss oder kalt es draussen ist. Je grösser die Tiere sind, desto weniger Transportfirmen kommen in Frage. Für die ganz grossen – Elefanten, Nashörner und Giraffen – gibt es in ganz Europa weniger als eine Handvoll Spezialunternehmen. Diese haben eigens gebaute Schwerlaster. So ein Transport hat dann seinen Preis. Und der ist nicht viel billiger, als was der Kauf der Elefantenkuh Mandjullah und des jungen Bullen Chang I den Zoo vor rund 90 Jahren gekostet hat.


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