Zoologisch – Zoodirektor Severin Dressen über Wandel im Zoo
Der Herbst ist da

Wie die Natur beeinflussen die Jahreszeiten auch das Leben im Zoo. Severin Dressen schreibt über die Veränderungen, die der Herbst herbeibringt.
Publiziert: 11.10.2023 um 00:00 Uhr
|
Aktualisiert: 07.10.2023 um 19:42 Uhr
Zoo_31.JPG
Severin DressenDirektor des Zoo Zürich

Auch wenn die spätsommerlichen Temperaturen darüber hinwegtäuschen mögen: Es ist seit dem 23. September Herbst. Die ersten Blätter färben sich um, die Tage werden kürzer. Auch im Zoo merkt man, der Sommer ist vorbei!

Offensichtlich wird dies beispielsweise bei den Störchen, die ihre Horste verlassen haben und nicht mehr am Himmel ihre Kreise ziehen. Gut 50 Störche verbrachten den Sommer in unserem Zoo, wobei rund 40 Jungstörche geschlüpft sind. Da wir den wild lebenden Tieren bei uns im Zoo nur die zwischenzeitliche Unterkunft ohne Verpflegung anbieten, ziehen sie im Herbst in Richtung Südafrika. Es fliegt aber nur ein Drittel der Tiere tatsächlich bis Afrika. Die Mehrheit verbringt den Winter leider auf den offenen Müllhalden in Spanien und Portugal und lebt dort von dem unnatürlichen Ernährungsangebot.

Auch bei unseren Trampeltieren zeichnet sich der Jahreszeitenwechsel ab. Über den Sommer tragen sie ihr kurzes Sommerfell, das die Tiere ungewohnt schlank ausschauen lässt. Mit dem Herbst beginnt wieder das dichte Winterfell zu spriessen, was den Tieren nicht nur ihr schönes, fast majestätisches Aussehen verleiht, sondern sie vor allem auch gegen tiefste Temperaturen schützt.

Die Zeiten des Sommerfells sind auch für die Kamele im Zoo Zürich vorbei.
Foto: Enzo Franchini

Nachdem die Hochsaison mit vielen Zoogästen während den Sommermonaten vorbei ist, beginnt die Hochsaison der Bauarbeiten. Wir nutzen die kommenden Monate, um verschiedene Bauprojekte voranzutreiben, bevor ein (hoffentlich) kalter Winter die Bauarbeiten wieder pausieren lässt.

Auf der derzeitigen Grossbaustelle «Panterra», dem zukünftigen Lebensraum für gefährdete Grosskatzen und Insekten, wird mit Hochdruck abgebrochen und gebaggert. Die alte Wolfsanlage wurde dem Erdboden gleichgemacht und der Teich in der Löwenanlage trockengelegt. Im Löwenhaus drin laufen die Abbrucharbeiten, damit dort zukünftig der begehbare Insektenwald entstehen kann. Sie sehen, hier bringt der Herbst viel Veränderung für die Zukunft.

Doch nicht nur in Panterra wird gebaut. Auch im unteren Zooteil rollen die Bagger und wachsen Kräne in die Höhe. Nach fast zehn Jahren Sonne, Regen und Schnee werden am Holzdach im Kaeng-Krachan-Elefantenpark wie bei einem Puzzle in der Grösse XXL einzelne der über 1000 Holzplatten ersetzt. Im Lebensraum nebenan, in unserer afrikanischen Lewa-Savanne, finden in den kommenden Monaten umfangreiche Nachpflanzungen statt. Das Eröffnungsjahr 2020 war ein Jahr mit besonders vielen Wühlmäusen, deren Leibspeise Wurzeln sind und die so der Vegetation auf der Anlage «von unten» grossen Schaden zugefügt haben. Gleichzeitig testeten unsere vier hungrigen Giraffendamen die Pflanzen «von oben» auf Herz und Nieren und fanden leider auch diverse Schwachstellen im aktuellen Frassschutz. So kamen die Büsche und Bäume auf der Savannenanlage in den letzten Jahren sehr stark unter Druck. Nun wird – mit erneuertem Schutz von unten wie von oben – eine Neupflanzung gemacht, damit im kommenden Jahr die Lewa-Savanne wieder in neuem Grün erstrahlen kann.

Während die Grosskatzen aus Panterra uns für die Bauzeit verlassen haben, sind die Elefanten, Giraffen und alle anderen Zootiere während des ganzen Herbstes zu sehen. Ein Besuch des Zoos Zürich im goldenen Herbstlicht lohnt sich also dennoch!

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?