Die Lauten und die Leisen
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BlickPunkt zu Corona-Skeptiker:Die Lauten und die Leisen

BlickPunkt über Corona-Skeptiker
Die Lauten und die Leisen

Weil sie sich bis zur Verhaftung allen Corona-Regeln widersetzten, wurden die Wirte der Walliserkanne landesweit bekannt. Doch trotz allem Rambazamba unterstützt die überwiegende Mehrheit den Kurs der Vernunft.
Publiziert: 06.11.2021 um 01:02 Uhr
Christian Dorer, Chefredaktor Blick-Gruppe

Die ganze Schweiz kennt die Walliserkanne. Ihre Betreiber wehrten sich gegen die Zertifikatspflicht, bis die Polizei das Restaurant in Zermatt schloss. Als die drei Corona-Skeptiker trotzdem Gäste empfingen, wurden sie verhaftet. Nun sind sie wieder auf freiem Fuss, und das ganze Land streitet darüber, ob der Polizeieinsatz verhältnismässig war oder nicht.

Auch der Blick berichtete prominent über die Vorkommnisse und stiess damit auf grosses Interesse der Leserschaft: Zeitweise war es online der mit Abstand am häufigsten aufgerufene Beitrag ...

Unter Corona-Skeptikern gelten die Wirte der Walliserkanne längst als Märtyrer. Dies alles vor dem Hintergrund bildstarker Auftritte der Freiheitstrychler, von Corona-Protesten mit Tausenden Teilnehmern und nicht zuletzt einer ebenso intensiven wie kostspieligen Kampagne der Gegner des neuen Covid-Gesetzes, über das am 28. November abgestimmt wird.

Christian Dorer, Chefredaktor Blick-Gruppe.

Wenn man nur die Schlagzeilen zur Kenntnis nimmt, könnte man glauben, das ganze Land sei in vorrevolutionärer Stimmung.

Aber Achtung: Aus dem Ramazamba um die Walliserkanne und nicht enden wollenden Corona-Demonstrationen den Schluss zu ziehen, dass die Schweiz den Covid-Kurs des Bundesrates ablehnt, wäre völlig falsch. Wie schrieb doch in diesen Tagen ein hellsichtiger Blick-Leser: «Das ist eine Minderheit, die am lautesten schreit.»

Die Zahlen geben ihm recht:

  1. Covid-Gesetz: Die Zustimmung liegt laut neusten Umfragen bei 69 Prozent. Einzig die SVP bekämpft das Gesetz. Doch selbst unter deren Wählern sind beachtliche 37 Prozent dafür.
  2. Impfquote: Die Schweiz wird zwar von vielen als Impfschnecke verspottet. Allerdings sind heute 75 Prozent der über Zwölfjährigen mindestens einmal geimpft – was so schlecht auch wieder nicht ist. Vor einem Jahr hätte niemand von einem solchen Wert zu träumen gewagt.

Nächste Woche steht unser Land vor einer weiteren Offensive, um die Pandemie zu besiegen, einer nationalen Aktionswoche unter dem Motto: «Jede Impfung zählt.» An gut besuchten Orten wird man sich spontan beraten und impfen lassen können, es gibt Impftaxis, Impftrams, Impfnächte, Impfkonzerte …

Mehr als 80 Prominente aus Kultur, Sport, Politik und Wirtschaft werben noch einmal für diesen Effort. Das Kabarett-Duo Ursus & Nadeschkin begründet sein Engagement so: «Wenn unser Publikum geimpft ist, darf auch Lachen endlich wieder anstecken!»

Einen Versuch ist diese Impfwoche wert. Statistisch gesehen verhindern 150 zusätzliche Impfungen je eine Einweisung auf die Intensivstation. Allerdings weiss niemand genau, ob nicht längst alle, die wollen, geimpft sind. Der Erfolg ist also ungewiss.

Klar ist nur: Den Stimmen der Vernunft folgt in der Corona-Debatte die überwiegende Mehrheit des Schweizer Volkes.

Auch wenn die anderen lauter sind.

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