Wir brauchen einen langen Atem
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BlickPunkt zum Ukraine-Krieg:Wir brauchen einen langen Atem

BlickPunkt über die Folgen des Krieges
Wir brauchen einen langen Atem

Die Folgen von Putins Angriff auf die Ukraine sind auch in der Schweiz zu spüren: unterbrochene Lieferketten, gefährdete Energieversorgung, steigende Preise. Durchhaltevermögen ist gefragt.
Publiziert: 09.07.2022 um 00:41 Uhr
Christian Dorer, Chefredaktor Blick-Gruppe

Zwei Wochen nach Russlands Einmarsch in der Ukraine stand hier im BlickPunkt zu lesen: «Wir sollten uns darauf einstellen, dass auch jeder und jede von uns die Folgen lange und schmerzhaft spüren wird.»

Und genau so ist es gekommen – heftiger und stärker als befürchtet: Ein Ende des Krieges ist nicht in Sicht; die Preise steigen; Gas, Benzin und Heizöl sind kaum noch bezahlbar; nach wie vor stocken wichtige Lieferketten; Covid könnte erneut aufflammen; im Winter droht sogar der sicheren Schweiz ein Blackout …

Heute leben fast 60’000 aus der Ukraine Vertriebene unter uns. Auch bei diesem Thema sind die Nerven angespannt, wie diese Woche unsere Kollegin Olha Petriv (36) am eigenen Leib erfuhr. Die ukrainische Journalistin erklärt ihren Landsleuten auf Blick TV mit Erfolg die Eigenheiten der Eidgenossenschaft. Doch als sie mit Augenzwinkern auf das «Schweizer Bünzlitum» aufmerksam machte, brach eine Welle der Empörung über sie herein.

Christian Dorer, Chefredaktor der Blick-Gruppe.

Zu Recht fragte Justizministerin Karin Keller-Sutter (58) im SonntagsBlick: «Wie lange hält die Solidarität mit den Vertriebenen an, wenn es in der EU zu einer Rezession kommt? Das hätte auch Auswirkungen auf die Schweiz.»

In dieser schwierigen Phase sollten wir uns den Grund für all die Entbehrungen in Erinnerung rufen: Es ist der Kampf für Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Freiheit und Menschenwürde! Der Kampf für all die Werte, die Wladimir Putin (69) mit seinem Angriff auf die Ukraine zerstören will.

Umso bedauerlicher, dass ausgerechnet SVP-Nationalrätin Magdalena Martullo-Blocher (52) als Erste einknickt. Wenn es nicht gerade ihrem Portemonnaie schadet, steht Freiheit auch für sie ganz oben. Jetzt aber forderte sie in der NZZ «einen Deal mit Putin»: «Statt den Konflikt weiter anzuheizen, müssen die europäischen Staatspräsidenten ihre Verantwortung wahrnehmen und sich eingestehen, dass sie vom russischen Gas abhängig sind.» Als würde Europa den Krieg auf unverantwortliche Weise anheizen!

Bei Menschen, die im Gegensatz zur Milliardärin höhere Preise tatsächlich spüren, trifft sie damit einen Nerv. Doch wem Freiheit und Demokratie etwas bedeuten, der hält sich besser an Bundespräsident Ignazio Cassis (61), der im Blick-TV-Talk «Hier fragt der Chef» sagte: «Ja, wir haben heute höhere Energiepreise, Angst, Unsicherheit, Inflation – das ist der Preis des Krieges!»

Er hat recht: Kurz mal solidarisch sein ist einfach. In der heutigen Lage aber geht es darum, unsere Werte zu verteidigen, auch wenn es weh tut. Deshalb wiederhole ich hier meine Schlagzeile vom Kriegsbeginn: Jetzt braucht es Solidarität und Durchhaltevermögen!

Mehr denn je.


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