Ukraine-Gipfel in Lugano
Glückwunsch, Herr Bundespräsident!

Ein Geist von Lugano ist spürbar – auch dank Ignazio Cassis.
Publiziert: 05.07.2022 um 19:50 Uhr
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Aktualisiert: 06.07.2022 um 15:27 Uhr
Fabienne Kinzelmann

Mit dem Ukraine-Gipfel ist Ignazio Cassis – und mit ihm die Schweiz – ein Risiko eingegangen. Er hatte für die Ausrichtung der lange vor Kriegsbeginn geplanten Reform-Konferenz drei Möglichkeiten:

1. Absagen oder verschieben – das wäre ein fatales Signal gewesen.

2. Durchziehen – das wäre sinnlos gewesen.

Auslandsredaktorin Fabienne Kinzelmann begleitete die Ukraine Recovery Conference in Lugano.
Foto: Thomas Meier

3. Umbenennen, umplanen – und Unsicherheit aushalten.

Die Kritik im Vorfeld war harsch. Je näher die Konferenz rückte, desto mehr wurden die Erwartungen an Inhalt und Prominenz der Teilnehmenden nach unten korrigiert.

Selenski nahm nur per Video teil, Biden gar nicht. Statt auf einen wuchtigen «Marshall-Plan» hofften die Organisatoren der Wiederaufbau-Konferenz nur noch auf «Leitlinien». Ursula von der Leyen und Olaf Scholz düpierten Cassis, weil sie plötzlich eine eigene Wiederaufbau-Konferenz ankündigten – als gäbe es Lugano gar nicht. Und dann zog auch noch ein Gewitter auf.

Doch der dritte Weg stellte sich als richtig heraus. Am Ende schien gestern die Sonne über Lugano. Und alle haben bekommen, was sie wollten und verdienen.

Die Ukrainer konnten an ihre schlimme Lage erinnern und vor allem Geld und Unterstützung einsammeln.

Der Westen hat den Wiederaufbau-Prozess eng mit Reformen verknüpft.

Die Schweiz glänzte als Gastgeberin.

Zufrieden sein kann auch Bundespräsident Cassis, der den Gipfel gegen viele Widerstände in seinen Heimatkanton geholt und daran festgehalten hat. Der «Geist von Lugano» ist auch sein Erfolg.

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