Beizer Michel Péclard liest Gastrosuisse-Platzer die Leviten
«Ganz zumachen wäre viel schlimmer als das Zertifikat»

Gastrounternehmer Michel Péclard (52) begrüsst Zulassungsbeschränkungen in Restaurants für Gäste ohne Impfung. Die Alternative wäre für ihn viel schlimmer: ein erneuter Lockdown.
Publiziert: 26.08.2021 um 00:31 Uhr
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Aktualisiert: 26.08.2021 um 07:40 Uhr
Interview: Silvia Tschui

Der Bundesrat will eine Zertifikatspflicht für Restaurantbesuche. Gute Sache oder furchtbar?
Michel Péclard:
Wenn das der Weg ist: super. Ich wüsste nicht, was man sonst machen sollte. Natürlich sind Fehler geschehen, aber insgesamt haben Bund, Kanton und die Stadt Zürich bis jetzt vorbildlich gehandelt. Wir können froh sein, in der Schweiz zu leben. Die Stadt hat uns etwa einen Teil der Miete erlassen. Auch die Ausfallzahlungen haben uns gerettet.

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Befürchten Sie Umsatzeinbrüche bei einer Einführung?
Nein, ich befürchte einen totalen Umsatzeinbruch, wenn die Fallzahlen weiter steigen und es wieder einen Lockdown geben muss. Wer das dann noch bezahlen soll, ist mir schleierhaft. Langsam geht allen das Geld aus, Bund, Kantonen und den Vermietern. Ganz zumachen zu müssen, wäre viel, viel schlimmer als das Zertifikat.

Die Gastrosuisse ist anderer Meinung.
Ich verstehe das nicht. Grundsätzlich muss man doch einen erneuten Lockdown vermeiden. Das Argument, es dauere so lange, bis die Zertifikate überprüft seien, und es sei kompliziert, die Gäste zu platzieren, ist mir schleierhaft. Das dauert ein paar Sekunden …

Michel Péclard ist der Schweizer Erfolgs-Gastronom schlechthin.
Foto: Nicolas Lurati
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Sind Sie selbst geimpft?
Ja, klar. Ich verstehe diese ganze Impfgegner-Argumentation von wegen «Gift» und «Man weiss nicht, was drin ist» nicht. Das sind doch zum grössten Teil Menschen, die sich impfen lassen, wenn sie in exotische Länder reisen. Oder auch mal Fastfood essen, da weiss man auch nicht, was drin ist. Man bekommt aber Hassbriefe und Morddrohungen, wenn man so etwas sagt.

Sie bekommen Hassbriefe und Morddrohungen?
Ja, oft. Das ist doch absurd. Ich habe seit Jahren keine handgeschriebenen Briefe mehr bekommen, und jetzt wegen so einem Blödsinn. Ich habe deshalb noch mehr Respekt vor Herrn Berset. Wenn ich schon Morddrohungen erhalte, stellen Sie sich vor, was bei dem abgeht!

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Sind Ihre Angestellten auch geimpft?
Wir haben ein Event daraus gemacht. Wir sind mit dem Schiff nach Männedorf gefahren und haben uns dort alle impfen lassen. Ungefähr siebzig Prozent sind mitgekommen. Mitarbeiter aus dem Ausland etwa, die hätten sonst gar nicht gewusst, wie das geht, weil sie zu wenig Deutsch können. Da versagt die Informationsstrategie des Bundes etwas. Aber wie gesagt: Alles in allem finde ich die bisherige Covid-Politik der Schweiz vorbildlich.

Was ist mit den 30 Prozent, die sich nicht impfen lassen wollten?
Ich habe noch keine Ahnung, ob die dann noch arbeiten können. Eventuell müssen sie jeden Morgen die Nase hinhalten, um sich einem Test zu unterziehen.

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