«Er sollte zurücktreten»
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Joe Biden über Andrew Cuomo:«Er sollte zurücktreten»

Cuomo-Opfer packt aus
«Als er mich umarmte, spürte ich seine Erektion»

Karen Hinton ist eine von elf Frauen, die Gouverneur Cuomo beschuldigt, sie sexuell belästigt zu haben. Nun traut sie sich, öffentlich gegen ihn auszusagen.
Publiziert: 04.08.2021 um 18:35 Uhr
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Aktualisiert: 04.08.2021 um 20:28 Uhr
Karen Hinton wurde im Jahr 2000 von Andrew Cuomo in seinem Hotelzimmer sexuell belästigt.
Foto: SCREENSHOT MSNBC
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Der New Yorker Gouverneur Andrew Cuomo (63) gerät unter Druck: Nach detaillierten Vorwürfen der sexuellen Belästigung mehrerer Frauen hat US-Präsident Joe Biden (78) ihn zum Rücktritt aufgefordert.

Am Dienstag veröffentlichte die Generalstaatsanwältin Letitia James einen Bericht über seine Vergehen – er umfasst 168 Seiten. Die Vorwürfe sind happig: Es ist von ungewollten Küssen und Berührungen die Rede, von unangebrachten Kommentaren, einer «feindlichen Arbeitsatmosphäre» und einem «Klima der Angst».

Opfer spricht über Belästigung

Eine der betroffenen Frauen ist Karen Hinton (62). Sie beschuldigt Cuomo, sie im Jahr 2000 unsittlich berührt zu haben. Damals war Hinton seine Assistentin.

Mit «PBS NewsHour» sprach sie nun über die Belästigung. «Cuomo bat mich nach einem Event, zu ihm ins Hotelzimmer zu kommen, um den nächsten Tag zu besprechen», erzählt sie. Das war nichts Ungewöhnliches – sie war schon früher zusammen mit Cuomo und anderen Mitarbeitern in Hotelzimmern gewesen. An diesem Abend war Hinton jedoch alleine mit Cuomo. «Das hat mich ein wenig beunruhigt, das Licht war gedimmt», erzählt die Betroffene.

Sie setzte sich trotzdem und sprach mit Cuomo wie geplant über das Geschäft. Plötzlich nahm das Gespräch aber eine unangenehme Wendung. Es wurde sehr persönlich und Cuomo fragte sie über ihre Ehe aus. «Ich beschloss: Jetzt möchte ich gehen. Ich stand auf und Cuomo umarmte mich ein wenig zu fest, zu lange — da spürte ich seine Erektion.»

«Ich stelle sie nicht ein, sie ist nicht schön genug»

Die Ermittlungen und Vorwürfe gegen Andrew Cuomo überraschen Hinton nicht, sagt sie zu «MSNBC». «Cuomo hat eine toxische Arbeitsatmosphäre kreiert, die andere Männer dazu ermutigt hat, sich gleich zu verhalten wie er», sagt sie. Frauen wurden darauf programmiert, «den Mund zu halten und zu schweigen».

Weiter erzählt sie, dass Cuomo seine Mitarbeiterinnen bewusst nach ihrem Aussehen eingestellt habe. Nach einem Vorstellungsgespräch sagte er zu Hinton: «Ich stelle sie nicht ein, sie ist nicht schön genug.»

«Sexuelle Belästigung gilt selten als Straftat»

Lange hat sich Karen Hinton nicht getraut, öffentlich gegen Cuomo auszusagen. Das brauche Mut, erklärte Hinton. Sie bewundere die anderen Frauen, die es getan haben. «Es ist so wichtig, dass die Ermittlungen gegen Cuomo ernst genommen werden. Sexuelle Belästigung wird selten als Straftat behandelt, das muss sich ändern», sagt sie gegenüber dem Sender.

Anna Ruch (33) und Lindsey Boylan (37) werfen Cuomo ebenfalls sexuelle Belästigung vor.

Cuomo weist die Anschuldigungen zurück

Der Gouverneur zeigt sich in einer Videobotschaft überrascht: «Die Fakten sind ganz anders, als sie hier dargestellt werden», behauptet er. Weiter sagt er: «Ich will, dass Sie direkt von mir hören, dass ich niemals jemanden unangemessen berührt oder mich jemandem unangemessen genähert habe».

Cuomo veröffentlichte mithilfe seiner Anwältin seinen eigenen Gegen-Bericht. Darin sollen zahlreiche Fotos beweisen, dass der Politiker ständig Menschen umarme und küsse. Das sei sein politischer Stil, keine sexuelle Belästigung. Einen Rücktritt thematisiert Cuomo an keiner Stelle. (gin)

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