«Meine Mission ist es, die Migros zu transformieren»
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Zumbrunnen im Interview:«Meine Mission ist es, die Migros zu transformieren»

Migros-Chef Zumbrunnen will Globus, Interio, Depot und M-Way verkaufen
«Wir sprechen auch über den Verkauf der Immobilien»

Paukenschlag im Detailhandel: Migros will die Tochterfirmen Globus, Depot, Interio und M-Way verkaufen. Der Konzern will sich wieder auf das Kerngeschäft konzentrieren, heisst es.
Publiziert: 27.06.2019 um 08:32 Uhr
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Aktualisiert: 01.07.2019 um 17:36 Uhr
Julia Fritsche

Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen (49) holt zum grossen Schlag aus. Und macht ernst mit seinen Umbauplänen für den Detailhandelsriesen. Dies, wo gerade erst die regionale Genossenschaft in der Ostschweiz über Stellenabbau in der Zentrale und die Schliessung einer Sportanlage informiert hat.

Jetzt ist die Migros-Gruppe dran. Und wie! Sie sucht Käufer für gleich mehrere bedeutende Geschäftsteile. Nicht mehr in den Konzern passen: Globus, Depot, Interio und M-Way. Die Tochtergesellschaften sollen verkauft werden. «Die Migros ist heute nicht mehr die beste Eigentümerin», begründet Zumbrunnen die Verkaufsabsichten. «Es fällt mir persönlich schwer, mich von diesen Firmen lösen zu müssen. Ich bin auch oftpersönlich in diesen Läden.»

Zumbrunnen stellt weiter klar: «Wir haben noch keine Kaufinteressenten, wir nehmen uns Zeit um die besten Käufer zu finden.» Und: «Wir sprechen auch über den Verkauf der Immobilien.»

Globus: Edel-Kaufhaus.
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Die Synergien der zum Verkauf stehenden Töchter mit dem Migros-Kerngeschäft seien «eher gering». Die Unternehmen hätten ausserhalb der Migros-Gruppe bessere Erfolgsaussichten. Der Verkaufsprozess sei nun gestartet worden. Man suche «starke neue Eigentümer», die über das Know-how für die erfolgreiche Weiterentwicklung des Unternehmens verfügten.

Mega-Abschreiber bei Globus

Sorgenkind Globus war bereits grosses Thema beim Jahresrückblick 2018. Die Warenhäuser brockten der Migros einen Mega-Abschreiber in den Geschäftsbüchern ein. In Zahlen: 90 Millionen Franken! Über die Höhe des Verlusts schwieg sich Migros-Chef Zumbrunnen aus. Wie Finanzchef Jörg Zulauf (61) im März sagte, seien weitere Abschreiber nicht zu erwarten. Allerdings rechnet er erst 2021 wieder mit einem Gewinn. Von Verkaufsabsichten war im März noch keine Rede.

Zuletzt wurden bereits die Marken Schild und Herrenglobus eingestampft und in Globus integriert. In der Folge wurden zahlreiche Läden dichtgemacht oder umgebaut. Ein potenzieller Käufer für die Modehäuser wird nicht genannt. Laut Migros braucht es eine neue Eigentümerschaft, «welche das Potenzial von Globus besser ausschöpfen kann». Aktuell betreibt das Unternehmen laut Webseite 13 nur Globus-Warenhäuser und 55 Warenhäuser und Fachhandelsfilialen. Insgesamt arbeiten 3012 Mitarbeiter für Globus.

Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen (links) und Handelschef Beat Zahnd an der Pressekonferenz zu den Verkaufsabsichten.

Mühe mit Möbel im gehobenen Segment

Schon länger Mühe hat das Möbelgeschäft von Interio. 2017 betrug das Umsatzminus rekordverdächtige 8,1 Prozent. Für das letzte Jahr gab die Migros keine Zahlen mehr bekannt. Das Migros-Einrichtungshaus leidet unter der Konkurrenz aus dem Internet. Gleichzeitig hat es eine grosse Konkurrenz im stationären Handel (Ikea, Livique oder Conforama im Billigsegment). Migros zu Interio: Die elf Filialen profitieren nicht von genügend Synergien mit der Migros. «Sie verfügen bei der Migros zudem nicht über die kritische Grösse für eine nachhaltige Entwicklung.»

Bereits eine Schliessung steht fest: Das Interio-Wohncenter im luzernischen Emmen schliesst spätestens bis März 2020. Der Mietvertrag werde nicht verlängert. Betroffen sind 23 Mitarbeitende.

Immerhin: Anfang Jahr gab Galaxus bekannt, dass neu Interio-Produkte im Online-Warenhaus angeboten werden. Gleichzeitig vermeldete das Unternehmen, dass Eigenmarken der Migros-Supermärkte sowie der Fachmärkte Micasa, Melectronics, Do it + Garden und SportXX zum Sortiment dazustossen. Bereits ein Jahr länger gibts Tausende Globus-Artikel über das Portal zu kaufen.

Auch beim Deko-Spezialisten Depot – mit diesem Format ist die Migros mehrheitlich in Deutschland und Österreich aktiv – lief das vergangene Jahr nur durchschnittlich. Die Kette machte 554 Millionen Franken Umsatz, 2,5 Prozent mehr als 2017. 2018 gabs in Schweizer Städten 38 Filialen. Auch diese Möbel- und Einrichtungsaccessoirkette passt nicht mehr ins Migros-Konzept.

M-Way zu langsam unterwegs

Mit 40 Millionen generierte der Elektromobilitätsladen M-Way 2018 stabile Umsätze. Dass das grüne Geschäft aber nicht so richtig auf Touren kommt, dafür gibts im Geschäftsbericht schon Anzeichen. «M-Way befindet sich in einem stark kompetitiven Markt, in den immer mehr Anbieter eindringen», steht dort geschrieben.

Die Migros zu den Verkaufsabsichten: «Das Unternehmen hat sich vom  Start-up zum erwachsenen Unternehmen entwickelt. Ausserhalb der Gruppe sieht die Migros bessere Chancen, weiter wachsen zu können.» M-Way betreibt 28 Standorte mit 105 Mitarbeitenden.

Längerer Verkaufsprozess erwartet

Einen konkreten Zeitraum für den Verkauf der Firmenteile nennt die Migros bislang nicht: Der Verkaufsprozess von der Einleitung bis zu einem allfälligen Abschluss werde je nach Unternehmen «längere Zeit in Anspruch nehmen», heisst es aber.

Für die Mitarbeitenden wie auch für die Kunden der Unternehmen seien in dieser Zeit keine wesentlichen Änderungen zu erwarten. Die eingeschlagene strategische Ausrichtung werde ausserdem unverändert weiterverfolgt.

Geld freimachen für neue Investitionen

Die Migros-Gruppe schärfe damit ihren strategischen Fokus. Sie setze auf eine verstärkte Profilierung im Kerngeschäft, den Ausbau des Convenience-Segments, der digitalen Vertriebskanäle und des Gesundheitsbereichs. Die Fachmärkte Do it + Garden, OBI, Melectronics, Micasa, SportXX und Bike World sollen weiterentwickelt werden.

In diesem Zusammenhang prüfe die Migros auch regelmässig die Zusammensetzung ihres Portfolios auf Akquisitionen und mögliche Verkäufe. Zudem will sie so Mittel freisetzen, um verstärkt in ihre strategischen Geschäftsfelder investieren zu können.

So geht es der Migros

Die schlechte Nachricht zuerst: 2018 ist der Migros-Gewinn zum vierten Mal in Folge gesunken. Unter dem Strich schauten noch 475 Millionen Franken raus. Das sind 5,5 Prozent weniger als im Vorjahr. So wenig wie seit 15 Jahren nicht mehr. Die Gewinnmarge betrug 1,7 Prozent. Erst in zwei bis drei Jahren dürfte sie wieder auf 2 bis 4 Prozent steigen, erwartet der Finanzchef Jörg Zulauf.

Gleichzeitig verbuchte die Migros 2018 auch einen neuen Rekord. Der Umsatz kletterte im letzten Jahr um 1,3 Prozent auf 28,4 Milliarden Franken. Im Detailhandel setzte die Migros 23,7 Milliarden Franken um.

Die schlechte Nachricht zuerst: 2018 ist der Migros-Gewinn zum vierten Mal in Folge gesunken. Unter dem Strich schauten noch 475 Millionen Franken raus. Das sind 5,5 Prozent weniger als im Vorjahr. So wenig wie seit 15 Jahren nicht mehr. Die Gewinnmarge betrug 1,7 Prozent. Erst in zwei bis drei Jahren dürfte sie wieder auf 2 bis 4 Prozent steigen, erwartet der Finanzchef Jörg Zulauf.

Gleichzeitig verbuchte die Migros 2018 auch einen neuen Rekord. Der Umsatz kletterte im letzten Jahr um 1,3 Prozent auf 28,4 Milliarden Franken. Im Detailhandel setzte die Migros 23,7 Milliarden Franken um.

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