Netzwerkerin Sandra-Stella Triebl bündelt weibliche Spitzenkräfte
«Frauenförderung muss im Kindergarten beginnen»

Sandra-Stella Triebl (46) ist eine begnadete Netzwerkerin. Zum Abschluss der Serie über Frauen in Tech-Berufen verrät die Medienunternehmerin, wie Netzwerke helfen, Frauen weiterzubringen.
Publiziert: 30.08.2019 um 23:38 Uhr
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Aktualisiert: 31.01.2021 um 16:09 Uhr
Interview: Christian Kolbe

Die Netzwerkerin und Medienunternehmerin Sandra-Stella Triebl (46) bringt Frauen zusammen – und beruflich weiter. Die Mittel dazu: Das Businessmagazin «Ladies Drive» oder die exklusive Vereinigung League of Leading Ladies, deren Präsidentin sie ist. Die Aargauerin lebt im Appenzell. Weitab der Zentren empfängt sie BLICK. Dank moderner Kommunikationsmittel sei sie immer mittendrin in der Geschäftswelt.

BLICK: Ihre Karriere hat als Märchentante begonnen, als Moderatorin des «Guetnachtgschichtli». Wie haben Sie es geschafft, aus dem Rollenmuster auszubrechen?
Sandra-Stella Triebl: Dank der Fragen meiner männlichen Fernsehkollegen, wenn wir beim Fernsehen jeweils vor der Sendung zum Schminken in der Maske sassen. Als ich denen erzählt habe, dass ich als 20-Jährige nicht nur das «Guetnachtgschichtli» ansage, sondern auch Biologie, Medien und Politik studiere, haben die grosse Augen gemacht und mir das nicht wirklich zugetraut.

Was hat das ausgelöst?
Da ist mit klar geworden: Diese stereotypen Geschlechterrollen muss ich durchbrechen – ich muss das ansprechen und mit Männern und Frauen darüber reden.

Wichtig für Frauen seien Rollenvorbilder, sagt Sandra-Stella Triebl, also Mangerinnen wie ...
Foto: Philippe Rossier
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Wie schaffen das andere Frauen?
Sichtbarkeit, Netzwerk, Wissensaustausch und ganz wichtig: Vorbilder. Vorbilder sind nicht nur für Mädchen, Schülerinnen und Studentinnen wichtig, das gilt genauso für erwachsene Frauen, die mitten im Beruf stehen. Ich höre immer wieder von weiblichen Führungskräften, es tue gut, von den Erfahrungen anderer zu lesen. Es hilft, von anderen Frauen zu erfahren, wie sie gestolpert und dann wieder aufgestanden sind. Hinfallen tun wir alle. Die Frage ist jedoch: Stehen wir ein Mal mehr auf, als wir hingefallen sind? Das ist der wahre Erfolg im Leben.

BLICK hat vier Frauen in Tech-Berufen porträtiert.
Ja, es braucht noch mehr Vorbilder. Und vor allem braucht es sie früher! Alle Bestrebungen, um Frauen für Tech-Jobs oder für mathematisch-naturwissenschaftliche Fächer zu begeistern, beginnen zu spät – meist erst im Teenageralter. Frauenförderung und das Aufbrechen von Geschlechterstereotypen müssen schon im Kindergarten beginnen.

Wie soll das gehen?
Mir schwebt da eine Idee im Kopf herum, ich nenne sie «Sciencegirl». Schon Mädchen im Kindergarten sollen Frauen kennenlernen, die in typischen Männerberufen arbeiten.

Der Zukunftstag kommt also zu spät?
Ja! Weil Kinder heute schon viel früher in den sozialen Medien unterwegs sind. Eine Studie der MaLisa-Stiftung von Maria und Lisa Furtwängler hat untersucht, was Frauen auf Youtube machen: schminken, basteln, kochen. Sie könnten ja alles machen auf diesen Kanälen, aber sie sind nach wie vor in typischen Frauendomänen unterwegs.

Wie sieht es in fünf oder zehn Jahren aus? Wird die Schweiz dann genügend Frauen in Tech-Jobs haben?
Das dauert länger. Als ich vor 20 Jahren studiert habe, war schon viel die Rede davon, wie Frauenpower Wirtschaft und Gesellschaft verändern kann. Ich hatte das Gefühl, die Revolution stehe unmittelbar bevor. Nun bin ich 46 – und wir diskutieren immer noch die gleichen Themen, es gibt die gleichen Widerstände und Vorurteile, wir hören die gleichen Ausreden.

Nämlich?
Dass es für diesen oder jenen Posten keine geeignete Kandidatin gibt. Seit ein paar Jahren schliessen mehr Frauen als Männer ein Studium ab. Es ist schon rein statistisch unmöglich, dass es nicht genug intelligente Frauen für anspruchsvolle Jobs oder Führungsaufgaben gibt.

Sie sind eine Topnetzwerkerin – so wie es viele Männer auch sind. Reicht es, einfach die Männer zu kopieren?
Mit «Swiss Ladies Drive» ist es uns gelungen, in den letzten 13 Jahren eine Business Sisterhood zu schaffen, also ein Netzwerk von Wirtschaftsfrauen und Unternehmerinnen, das sich übrigens überhaupt nicht gegen Männer richtet. Wir können nicht dauernd den Einbezug der Frauen fordern und dann die Männer ausschliessen.

Netzwerken Frauen anders als Männer?
Männer schaffen Allianzen, die ihnen nützen, nicht weil sie die Leute mögen. Frauen dagegen suchen sich Netzwerkpartner mehr nach Sympathie aus. Das ist in der Geschäftswelt nicht immer zielführend. Die Business Sisterhood hat auch eine zentrale Botschaft nach aussen: jungen Frauen aufzuzeigen, dass sie ihr Schicksal in die eigenen Hände nehmen müssen. Dazu können wir sie ermutigen und befähigen.

Plattform für innovative Frauen

Sandra-Stella Triebl (46) ist die Gründerin des Female Innovation Forum (FIF), das am 19. September in Dielsdorf ZH stattfindet. Das FIF gibt Innovatorinnen aus verschiedenen Branchen eine Plattform. Der Anlass schafft ein Ökosystem für Gründerinnen. Wichtiger Bestandteil des Forums sind Frauen aus der Tech-Branche – auch als Vorbilder.

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