«Nicht im Interesse der Banken, Kleinsparer zu belasten»
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Der Präsident der Nationalbank:«Nicht im Interesse der Banken, Kleinsparer zu belasten»

SNB-Präsident Thomas Jordan (56) bringt noch tiefere Negativzinsen ins Spiel
«Eine Zinserhöhung nützt weder Sparern noch Pensionskassen»

Seit ihrer Einführung muss Nationalbankpräsident Thomas Jordan die Negativzinsen verteidigen. Er ist nach wie vor von dieser Massnahme überzeugt, auch wenn er zugibt, nicht mit so einer langen Phase von Negativzinsen gerechnet zu haben.
Publiziert: 17.12.2019 um 23:13 Uhr
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Aktualisiert: 18.12.2019 um 12:24 Uhr
Thomas Jordan vor den Porträts seiner Amtsvorgänger im grossen Sitzungszimmer am Sitz der Nationalbank in Zürich: «Wir sind davon ausgegangen, dass sich die Situation schneller normalisieren wird.»
Foto: Keystone
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Christian Kolbe

Dieses Jubiläum wollte niemand feiern: fünf Jahre Negativzinsen. Im Vorfeld des Jahrestags hat BLICK mit Nationalbankpräsident Thomas Jordan (56) über diese aussergewöhnliche geldpolitische Massnahme gesprochen. Nach wie vor verteidigt er die Einführung der Negativzinsen, die bei uns so tief wie in keinem anderen Land der Welt sind. Dennoch muss er zugeben, sich bei einem Punkt damals verkalkuliert zu haben.

BLICK: Herr Jordan, haben Sie damals damit gerechnet, dass uns die Negativzinsen tatsächlich so lange verfolgen werden?
Thomas Jordan: Nein, damit habe ich nicht gerechnet. Wir sind davon ausgegangen, dass sich die Situation schneller normalisieren wird. Heute müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass sich das internationale Zinsniveau verändert hat, die Zinsen sind überall sehr viel tiefer.

Das ist ärgerlich. Warum sind die Zinsen denn so tief?
Es wird viel gespart. Der Hauptgrund: Die Menschen leben länger, sie sparen viel mehr. Das lässt die Zinsen sinken.

Salopp formuliert: Ist zu viel Geld vorhanden?
Nicht unbedingt zu viel Geld. Die Lebensphase nach der Pensionierung wird aber immer länger. Für diese Zeit müssen die Menschen mehr sparen. Gleichzeitig ist der Ertrag auf dem investierten Kapital geringer als noch vor ein oder zwei Jahrzehnten. Wenn diese beiden Faktoren zusammenkommen, dann führt das zu einem tieferen Zinsniveau. Das hat nichts mit der Geldpolitik zu tun.

Wie lange ist die Geldpolitik noch in dieser Ausnahmesituation?
Das ist schwierig vorauszusagen. Das hängt sehr von der wirtschaftlichen Entwicklung ab, vor allem in Europa.

Ist gar eine Verschärfung möglich, also noch tiefere Negativzinsen?
Das können wir nicht ausschliessen! Aber wir machen immer eine ganz präzise Kosten-Nutzen-Analyse. Wir würden die Zinsen nie einfach so senken, wenn das keinen Vorteil brächte. Im Moment ist eine weitere Senkung jedoch nicht nötig.

Überwiegen die positiven Effekte der Negativzinspolitik tatsächlich immer noch die negativen Nebenwirkungen?
Das ist eindeutig so. Stellen Sie sich vor, was passieren würde, wenn wir nun den Zins anheben würden – zum Beispiel auf null. Das würde bedeuten, dass sich der Franken stark aufwerten würde. Die Teuerung würde negativ, das Wachstum würde deutlich verlangsamt. Das würde weder dem Sparer noch den Pensionskassen nützen.

Nach fünf Jahren erreichen Strafzinsen den Mittelstand

18. Dezember 2014: Die Schweizerische Nationalbank (SNB) kündigt die Einführung von Negativzinsen von minus 0,25 Prozent auf den 22. Januar 2015 an.

15. Januar 2015: Die SNB hebt den Mindestkurs von 1.20 Franken pro Euro auf und verschärft die Negativzinsen. Diese liegen seither bei minus 0,75 Prozent. Das ist der höchste Wert auf der ganzen Welt.

März 2015: Immer mehr Banken gehen dazu über, Gelder auf Privatkonten nicht mehr zu verzinsen. Die Gebühren für die Kontoführung gehen nun direkt ins Geld.

Oktober 2015: Die Alternative Bank Schweiz überwälzt als erstes Finanzinstitut in der Schweiz die Negativzinsen auf Privatkunden.

November 2016: Mit der Postfinance verrechnet erstmals ein grosses Finanzinstitut Negativzinsen für Privatkunden. Allerdings nur für Vermögen von über einer Million Franken.

Dezember 2018: Die Zahl der Kritiker der SNB-Geldpolitik wächst. Immer mehr Ökonomen fordern eine Anhebung oder gar Aufhebung der Negativzinsen. Der Hintergrund: In Europa zeichnet sich eine mögliche Zinswende ab.

12. September 2019: Die Europäische Zentralbank verschärft die Strafzinsen für Einlagen der Geschäftsbanken. Damit ist klar: Die Zinswende kommt nicht, die Negativzinsen werden noch lange bleiben.

19.September 2019: Die SNB erhöht den Freibetrag für Banken. Bis zu diesem Betrag sind keine Negativzinsen fällig.

Herbst 2019: Immer mehr Banken gehen dazu über, von Privatkunden mit grossen Vermögen Negativzinsen zu verlangen. Die Schwelle sinkt bei einzelnen Instituten auf 250'000 Franken.

Dezember 2019: Strafzinsen kommen im Mittelstand an. Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) zieht bei ersten Kunden bereits ab einem Barvermögen von 100'000 Franken Negativzinsen ein. Dies gilt allerdings nur für rund 2500 Kunden und ist keine allgemeine Grenze.

12. Dezember 2019: Geldpolitische Lagebeurteilung durch die SNB: Die Nationalbank hält an ihrer Geldpolitik fest, die Negativzinsen bleiben bei minus 0,75 Prozent in Stein gemeisselt.

18. Dezember 2014: Die Schweizerische Nationalbank (SNB) kündigt die Einführung von Negativzinsen von minus 0,25 Prozent auf den 22. Januar 2015 an.

15. Januar 2015: Die SNB hebt den Mindestkurs von 1.20 Franken pro Euro auf und verschärft die Negativzinsen. Diese liegen seither bei minus 0,75 Prozent. Das ist der höchste Wert auf der ganzen Welt.

März 2015: Immer mehr Banken gehen dazu über, Gelder auf Privatkonten nicht mehr zu verzinsen. Die Gebühren für die Kontoführung gehen nun direkt ins Geld.

Oktober 2015: Die Alternative Bank Schweiz überwälzt als erstes Finanzinstitut in der Schweiz die Negativzinsen auf Privatkunden.

November 2016: Mit der Postfinance verrechnet erstmals ein grosses Finanzinstitut Negativzinsen für Privatkunden. Allerdings nur für Vermögen von über einer Million Franken.

Dezember 2018: Die Zahl der Kritiker der SNB-Geldpolitik wächst. Immer mehr Ökonomen fordern eine Anhebung oder gar Aufhebung der Negativzinsen. Der Hintergrund: In Europa zeichnet sich eine mögliche Zinswende ab.

12. September 2019: Die Europäische Zentralbank verschärft die Strafzinsen für Einlagen der Geschäftsbanken. Damit ist klar: Die Zinswende kommt nicht, die Negativzinsen werden noch lange bleiben.

19.September 2019: Die SNB erhöht den Freibetrag für Banken. Bis zu diesem Betrag sind keine Negativzinsen fällig.

Herbst 2019: Immer mehr Banken gehen dazu über, von Privatkunden mit grossen Vermögen Negativzinsen zu verlangen. Die Schwelle sinkt bei einzelnen Instituten auf 250'000 Franken.

Dezember 2019: Strafzinsen kommen im Mittelstand an. Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) zieht bei ersten Kunden bereits ab einem Barvermögen von 100'000 Franken Negativzinsen ein. Dies gilt allerdings nur für rund 2500 Kunden und ist keine allgemeine Grenze.

12. Dezember 2019: Geldpolitische Lagebeurteilung durch die SNB: Die Nationalbank hält an ihrer Geldpolitik fest, die Negativzinsen bleiben bei minus 0,75 Prozent in Stein gemeisselt.

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Gibt es eine Schmerzgrenze, bei der die SNB sagt: Noch kleinere Vermögen dürfen nicht mit Negativzinsen belastet werden?
Wir gehen davon aus, dass es nicht im Interesse der Banken ist, den Kleinsparer tatsächlich zu belasten. Der Freibetrag gibt den Banken Spielraum, bestimmte Kategorien ihrer Kunden von Negativzinsen auszunehmen.

Wenn nun die Gefahr drohte, dass viele Sparer den Banken die Türe einrennen und ihr Geld abziehen würden, würde die SNB dann eingreifen?
Ein Bankrun ist sicher nichts Positives. Allerdings würde für die meisten Leute, die Bargeld abheben, ein sehr grosses Risiko entstehen. Die Aufbewahrung von Bargeld ist anspruchsvoll. Man muss nur wenig verlieren, damit die Kosten viel höher sind als möglicherweise die effektiven Negativzinsen.

Nach fünf Jahren erreichen Strafzinsen den Mittelstand

18. Dezember 2014: Die Schweizerische Nationalbank (SNB) kündigt die Einführung von Negativzinsen von minus 0,25 Prozent auf den 22. Januar 2015 an.

15. Januar 2015: Die SNB hebt den Mindestkurs von 1.20 Franken pro Euro auf und verschärft die Negativzinsen. Diese liegen seither bei minus 0,75 Prozent. Das ist der höchste Wert auf der ganzen Welt.

März 2015: Immer mehr Banken gehen dazu über, Gelder auf Privatkonten nicht mehr zu verzinsen. Die Gebühren für die Kontoführung gehen nun direkt ins Geld.

Oktober 2015: Die Alternative Bank Schweiz überwälzt als erstes Finanzinstitut in der Schweiz die Negativzinsen auf Privatkunden.

November 2016: Mit der Postfinance verrechnet erstmals ein grosses Finanzinstitut Negativzinsen für Privatkunden. Allerdings nur für Vermögen von über einer Million Franken.

Dezember 2018: Die Zahl der Kritiker der SNB-Geldpolitik wächst. Immer mehr Ökonomen fordern eine Anhebung oder gar Aufhebung der Negativzinsen. Der Hintergrund: In Europa zeichnet sich eine mögliche Zinswende ab.

12. September 2019: Die Europäische Zentralbank verschärft die Strafzinsen für Einlagen der Geschäftsbanken. Damit ist klar: Die Zinswende kommt nicht, die Negativzinsen werden noch lange bleiben.

19.September 2019: Die SNB erhöht den Freibetrag für Banken. Bis zu diesem Betrag sind keine Negativzinsen fällig.

Herbst 2019: Immer mehr Banken gehen dazu über, von Privatkunden mit grossen Vermögen Negativzinsen zu verlangen. Die Schwelle sinkt bei einzelnen Instituten auf 250'000 Franken.

Dezember 2019: Strafzinsen kommen im Mittelstand an. Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) zieht bei ersten Kunden bereits ab einem Barvermögen von 100'000 Franken Negativzinsen ein. Dies gilt allerdings nur für rund 2500 Kunden und ist keine allgemeine Grenze.

12. Dezember 2019: Geldpolitische Lagebeurteilung durch die SNB: Die Nationalbank hält an ihrer Geldpolitik fest, die Negativzinsen bleiben bei minus 0,75 Prozent in Stein gemeisselt.

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15. Januar 2015: Die SNB hebt den Mindestkurs von 1.20 Franken pro Euro auf und verschärft die Negativzinsen. Diese liegen seither bei minus 0,75 Prozent. Das ist der höchste Wert auf der ganzen Welt.

März 2015: Immer mehr Banken gehen dazu über, Gelder auf Privatkonten nicht mehr zu verzinsen. Die Gebühren für die Kontoführung gehen nun direkt ins Geld.

Oktober 2015: Die Alternative Bank Schweiz überwälzt als erstes Finanzinstitut in der Schweiz die Negativzinsen auf Privatkunden.

November 2016: Mit der Postfinance verrechnet erstmals ein grosses Finanzinstitut Negativzinsen für Privatkunden. Allerdings nur für Vermögen von über einer Million Franken.

Dezember 2018: Die Zahl der Kritiker der SNB-Geldpolitik wächst. Immer mehr Ökonomen fordern eine Anhebung oder gar Aufhebung der Negativzinsen. Der Hintergrund: In Europa zeichnet sich eine mögliche Zinswende ab.

12. September 2019: Die Europäische Zentralbank verschärft die Strafzinsen für Einlagen der Geschäftsbanken. Damit ist klar: Die Zinswende kommt nicht, die Negativzinsen werden noch lange bleiben.

19.September 2019: Die SNB erhöht den Freibetrag für Banken. Bis zu diesem Betrag sind keine Negativzinsen fällig.

Herbst 2019: Immer mehr Banken gehen dazu über, von Privatkunden mit grossen Vermögen Negativzinsen zu verlangen. Die Schwelle sinkt bei einzelnen Instituten auf 250'000 Franken.

Dezember 2019: Strafzinsen kommen im Mittelstand an. Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) zieht bei ersten Kunden bereits ab einem Barvermögen von 100'000 Franken Negativzinsen ein. Dies gilt allerdings nur für rund 2500 Kunden und ist keine allgemeine Grenze.

12. Dezember 2019: Geldpolitische Lagebeurteilung durch die SNB: Die Nationalbank hält an ihrer Geldpolitik fest, die Negativzinsen bleiben bei minus 0,75 Prozent in Stein gemeisselt.

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