Zürcher Anton Sch. (†62) hielt die Justiz 40 Jahre lang auf Trab
Der frechste Hochstapler der Schweiz stirbt in Badewanne

Anton Sch. (62) beschäftigte Polizei und Justiz rund 40 Jahre. Der Zürcher Betrüger, Hochstapler und Charmeur zog mit seinen unglaublichen Lügengeschichten Frauen wie Männer in seinen Bann. Nun starb er in Bayern – auf mysteriöse Art in einer Badewanne.
Publiziert: 13.08.2021 um 00:48 Uhr
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Aktualisiert: 13.08.2021 um 08:29 Uhr
Viktor Dammann

Anton Sch.* (†62), alias Toni, war ein Meister seines Fachs. Der gebürtige Zürcher wickelte seine Opfer ein, indem er ihnen weismachte, über ein Millionenvermögen zu verfügen oder Beziehungen zu brasilianischen Milliardären zu unterhalten. Dutzende Gutgläubige blieben zurück, viele verloren ihr halbes Vermögen.

Jetzt endete das Leben des frechsten Hochstaplers der Schweiz in der Badewanne seiner Wohnung im bayrischen Breitenbrunn. Dort hatte er den Gasthof Zur Post (25 Betten) gepachtet. «Der Schock in Breitenbrunn sitzt tief», titelte die «Mittelbayerische Zeitung» am 3. August über den plötzlichen Tod des beliebten Zürcher Wirts. Als Anton Sch. am Vortrag in seinem Gasthof fehlte, schaute eine Angestellte bei ihm nach. «Er lag tot in der Badewanne, am Boden standen zwei leere Wodka-Flaschen», sagt Gasthofbesitzer Karl Ferstl zu Blick. Noch am Morgen habe Toni der Frau mitgeteilt, er fühle sich nicht gut und komme später.

Plötzlich im bayrischen Ort aufgetaucht

Der Zürcher war erst Ende März im bayrischen 3500-Einwohner-Dorf aufgetaucht. Kurz zuvor hatte Blick letztmals über ihn berichtet. Der Gauner hatte unter anderen einer Frau vorgegaukelt, ein reicher Geschäftsmann mit Wohnungen in Monte Carlo und Rio de Janeiro zu sein. «Er zeigte mir auf Google Maps seine Villa in Rio», schilderte damals sein enttäuschtes Opfer. Auch Geld hatte die Frau an ihren Toni verloren. «Dabei wirkte er völlig glaubwürdig», so die Betrogene.

Bekannter Betrüger: Blick-Gerichtsreporter Viktor Dammann widmete dem Hochstapler in seinem Buch «Das Böse im Blick» ein ganzes Kapitel.
Foto: zvg
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Dasselbe empfand auch der Gasthofbesitzer. «Er hat den Pachtzins bis auf den letzten Cent bezahlt. Soweit mir bekannt, hat er dies auch bei den Lieferanten so gemacht. Toni hat mit der Post ein Bombengeschäft gemacht.»

Besuche in Zürich, Räuberpistolen aus Brasilien

Aber: Anton Sch. sei krebskrank gewesen, so Ferstl. Der Bayer dazu: «Er wollte sich in Zürich operieren lassen.» Nach Blick-Informationen weilte Sch. tatsächlich noch Mitte Juli in der Schweiz. Ein Opfer hatte ihn in einem Zürcher Restaurant wiedererkannt.

Auch in seiner neuen Heimat tischte der Hochstapler wieder eine Brasilien-Verbindung auf. Dem Gasthausbesitzer gab er nämlich an, beste Beziehungen zu einer Reisebürokette in Rio zu haben. So könne er Gäste nach Breitenbrunn locken. Dafür wollte er ein Hotel bauen.

Blumen und Kerzen

Doch: Schon Tage vor dem Tod gab es im Ort böse Gerüchte über den Zürcher. Misstrauische Dorfbewohner hatten im Internet über Anton Sch. recherchiert und waren auf verräterische Blick-Artikel gestossen.

Andere Einheimische waren jedoch überzeugt, dass ihr Toni bei ihnen keine Straftaten begehen wollte. Vor der Gaststätte stehen zum Andenken an den beliebten Schweizer zahlreiche Blumen, Kerzen und ein Foto des Toten.

Wohl ein natürlicher Tod

Die Kriminalpolizei Regensburg führt nun Todesfallermittlungen durch. «Bislang haben sich keine Hinweise für ein Fremdverschulden, einen Suizid oder einen Unfall ergeben» so Polizeihauptkommissar Florian Beck.

2017 fand eine Zürcher Wirtin Anton Sch. schon einmal bewusstlos in der Badewanne. Daneben zwei leere Flaschen Rum. Der Gauner hätte ihr an diesem Tag eine Beteiligungszahlung leisten müssen. Damals hatte er überlebt.

*Name bekannt


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