Die Filmfestspiele am Canal Grande setzen auf umstrittene Gäste
Gleich drei Skandal-Regisseure in Venedig

Am Mittwoch starten die 80. Filmfestspiele Venedig. Die Festivalleitung setzt auf umstrittene Gäste – wohl nicht zuletzt wegen des Hollywoodstreiks.
Publiziert: 30.08.2023 um 00:06 Uhr
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Aktualisiert: 30.08.2023 um 06:09 Uhr
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Patricia BroderRedaktorin People

Mit seiner 80. Jubiläumsausgabe fährt das Filmfestival Venedig dieses Jahr auf Provokationskurs. Gleich drei umstrittene Regisseure hat Direktor Alberto Barbera (73) eingeladen: Roman Polanski (90), Woody Allen (87) und Luc Besson (64). Allen drei Filmemachern wurden in der Vergangenheit sexuelle Übergriffe vorgeworfen.

So wurde Polanski 1977 in den USA wegen Vergewaltigung einer 13-Jährigen angeklagt. Der französisch-polnische Filmemacher sass kurzzeitig in Haft, floh aber vor Urteilsverkündung nach Europa und kehrte seither nicht mehr in die USA zurück. Zwei weitere Frauen warfen dem Regisseur später ebenfalls Vergewaltigung vor. Auch sie waren zur mutmasslichen Tatzeit minderjährig. 

Trotz der Kontroverse um seine Person darf Polanski in Venedig nun seinen neuen Film «The Palace» zeigen. Diesen drehte er 2022 in Gstaad BE – dem Ort, wo er zwischen 2009 und 2010 während rund sechs Monaten in seinem Chalet einen Hausarrest im Zusammenhang mit der Anklage in den USA absass und eine elektronische Fussfessel tragen musste.

Das Filmfestival Venedig hat dieses Jahr gleich drei umstrittene Regisseure eingeladen: Roman Polanski (Bild), Woody Allen und Luc Besson. Allen drei wurden in der Vergangenheit sexuelle Übergriffe vorgeworfen.
Foto: IMAGO/NurPhoto
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Adoptivtochter wirft Woody Allen Missbrauch vor

Auch Woody Allen wird seit Jahren sexueller Missbrauch vorgeworfen. Er soll seine Adoptivtochter Dylan Farrow (38) missbraucht haben, als diese sieben Jahre alt war. Im Zuge der #Metoo-Bewegung fand die Premiere seiner letzten beiden Filme nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Am Canal Grande wird Allen zeitweise rehabilitiert. Er ist mit seinem ersten französischsprachigen Film «Coup de Chance» eingeladen.

Sowohl Polanskis als auch Allens Film laufen am Festival ausser Konkurrenz. Anders sieht es bei Luc Besson aus: Der französische Regisseur, der kürzlich in einem Vergewaltigungsfall freigesprochen wurde, wird mit seinem neuen Film «Dogman» am Wettbewerb teilnehmen.

US-Stars sagen wegen Streik ab

Die Einladung der drei Regisseure ans älteste Filmfestival der Welt dürfte ohne Zweifel für Kontroversen sorgen. Doch der Entscheid der Leitung wird auch praktisch begründet sein: Aufgrund des Hollywood-Streiks muss Venedig dieses Jahr mit weitaus weniger Star-Glamour als sonst auskommen. So hat US-Filmstar Bradley Cooper (48) seine Teilnahme bereits abgesagt. Er spielt im Wettbewerbsfilm «Maestro» die Hauptrolle und fungiert auch als Regisseur. Welche US-Stars sich Cooper anschliessen, ist noch offen.

Trotz des Streiks in den USA wird Venedig dank den Skandal-Regisseuren einige Stars auf dem roten Teppich haben. Das Ensemble bei Polanskis Film setzt sich aus überwiegend europäischen Darstellenden zusammen. Neben Oliver Masucci (54) sind etwa die französische Film-Ikone Fanny Ardant (74) und «Monty Phyton»-Legende John Cleese (83) zu sehen. Auch die französischen Schauspielerinnen und Schauspieler von Woody Allens neuem Film werden in Venedig erwartet.

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