Gitarrist Adrian Smith (64) will mit Iron Maiden ewig weitertouren
«Mit weniger Gigs wären wir reicher»

Seit über vier Jahrzehnten bedient er für Iron Maiden die Gitarre: Adrian Smith (64) erklärt, wie lange die legendäre Metal-Band noch weitermachen möchte.
Publiziert: 22.11.2021 um 09:11 Uhr
Dominik Hug

Er spricht mit sanfter Stimme, die Antworten sind überlegt: Gitarrist Adrian Smith (64) ist der Ruhepol des wilden Haufens, der unter dem Namen Iron Maiden seit über vier Jahrzehnten Krach macht. Am Telefon aus seiner Küche in England erzählt er, wie er sich die Zukunft der legendären Metal-Band vorstellt.

Adrian Smith über ...

Vier Jahrzehnte Rock 'n' Roll:
«Es ist eine ziemliche Errungenschaft, so lange vorne mitzumischen. Wir haben uns nie auf unseren Lorbeeren ausgeruht, investierten auch immer sehr viel Geld in unsere Shows. Wir wären heute reicher, wenn wir weniger Konzerte gespielt hätten. Aber, ich glaube, die Fans erwarten von uns auch, dass wir regelmässig bei ihnen vorbeischauen. Egal, wo auf der Welt sie sich befinden.»

Iron Maiden werden am Donnerstag, 30. Juni 2022, im Hallenstadion Zürich auftreten.
Foto: JOHN McMURTRIE
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Tourleben:
«Wir geniessen es noch immer sehr, unterwegs zu sein. Wir sind in der Regel drei Monate im Jahr auf Tournee, 2022 wird es wohl etwas länger sein. In den alten Tagen waren wir manchmal neun Monate im Jahr unterwegs, danach gings gleich wieder ins Studio. Das brachte auch Verschleisserscheinungen mit sich. Wir hatten kein Leben ausserhalb der Band, das war unsere Realität. Entsprechend nahmen wir den damaligen Erfolg auch für selbstverständlich. Das ist heute nicht mehr so.»

Familie:
«Ich bin seit über 30 Jahren verheiratet, meine Frau Nathalie und ich haben drei Kinder grossgezogen. Mein Privatleben litt stark unter meinen vielen Absenzen. Wenn man jung ist, muss man sich auf eine Sache fokussieren, um erfolgreich werden zu können. Man muss sich Prioritäten setzen. Seit ich 16 war, ordnete ich alles der Musik unter. Da kam vieles zu kurz. Mit dem Alter verändern sich die Prioritäten, man nimmt den Fuss vom Gas und schaut sich um, was das Leben sonst noch zu bieten hat.»

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Auszeit von Iron Maiden:
«Ich war neun Jahre weg, wollte mein eigenes Ding durchziehen. Ich musste das auch für mich selbst tun. Um den Erfolg auch wieder mehr geniessen zu können. Ich bin dankbar, dass ich bei Maiden eine zweite Chance bekommen habe.»

Das Alter:
«Ich hätte nie gedacht, dass ich mit Mitte 60 noch auf einer Bühne stehen würde. Aber eigentlich fühle ich mich gar nicht viel anders als früher. Klar, ich habe ein paar Wehwehchen, dafür bin ich mental stärker. Im Alter weiss man besser, was einem guttut. Man lässt sich auf weniger Experimente ein, fällt weniger auf die Schnauze. Solange unsere Körper noch mitmachen, lassen wir Maiden nicht los.»

Hobby:
«Fischen, ein wunderbarer Ausgleich zu meinem lauten Alltag. Ich habe letztes Jahr sogar ein Buch übers Angeln veröffentlicht: «Monsters of River & Rock». Als Kind ging ich mit meinem Vater oft in den Kanälen von London fischen. Heute kenne ich fast alle Gewässer auf dieser Erde.»

Fitness:
«Ich bin ein ziemlich ehrgeiziger Tennisspieler.»

Wichtigste Lektion:
«Ich bin heute relaxter. Früher wollte ich immer noch besser werden. Was dazu führte, dass es manchmal auch etwas verkrampft herauskam. Heute kommt alles, was ich im Leben unternehme, viel mehr aus einem Guss. Man muss akzeptieren, dass nicht alles im Leben so herauskommt, wie man es sich vielleicht vorgestellt hat.»

Reue:
«Ich hätte gerne früher gewusst, was ich heute weiss. Anderseits: Schaue ich zurück, ist eigentlich nichts Schlimmes passiert in meinem Leben.»

Verantwortung:
«Wir denken langfristig. Iron Maiden haben zig Angestellte. Selbst während Corona haben wir allen Mitarbeitern der Crew die Löhne bezahlt, obwohl niemand von uns arbeiten konnte. Wir behandeln die Leute gut, viele von ihnen sind schon Jahrzehnte bei uns.»

Corona:
«Ich bin froh, dass die Menschen durch die Impfung zu einem gewissen Grad wieder ihre Freiheit zurückbekommen. Und ich freue mich riesig, bald wieder auf Tournee gehen zu können und wieder Spass zu haben.»

Konzert: Iron Maiden spielen am 30. Juni im Hallenstadion Zürich.

Neues Album: «Senjutsu» (Warner)

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