Laura Pausini hat sich aus ihren Selbstzweifeln gekämpft
«Ich fühlte mich nur sicher, wenn ich zu Hause war»

Laura Pausini durchlebt ein mit Höhepunkten gespicktes Jahr: Sie hat geheiratet und feiert ihr dreissigjähriges Jubiläum als Sängerin. Sie blickt aber auch auf eine schwere Zeit zurück.
Publiziert: 27.10.2023 um 09:01 Uhr
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Aktualisiert: 27.10.2023 um 10:32 Uhr
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Michel ImhofTeamlead People

Vor 30 Jahren veränderte sich ihr Leben: Am 27. Februar 1993 gewann Laura Pausini (49) den Nachwuchswettbewerb am legendären Festival von San Remo. Heute gehört zu den erfolgreichsten Stars Italiens und wurde mit Hits wie «La solitudine», «Strani amori» und «Non c'è» bis nach Südamerika bekannt. «Sie sprechen kein Italienisch, oder?», fragt die Musikerin direkt zum Beginn des Interviews Blick-Reporter Michel Imhof (31). «Nein, mein Italienisch ist grauenvoll», lautet die Antwort. «Kein Problem, wir machens auf Englisch», sagt Pausini unkompliziert.

Blick: Fünf Jahre sind seit ihrem letzten Album vergangen. Wieso?
Laura Pausini: So eine lange Zeit habe ich noch nie gewartet. Ich muss sagen, dass in den letzten Jahren so viele unglaubliche Dinge in meinem Leben passiert sind, wie zum Beispiel der Gewinn des Golden Globe, die Oscar-Nominierung und meine Rolle in einem Dokufilm über mein Leben. Das ist verrückt. Aber es gab auch Momente grosser Unsicherheit, Angst und Zweifel, wenn ich an die Zukunft dachte. Als Frau, als Mutter und natürlich als Sängerin.

Inwiefern?
Ich war von grossen Selbstzweifeln geplagt und wusste nicht, ob ich all diese Preise wirklich verdient habe. Und mich belastete die neue Verantwortung, die jede Auszeichnung mit sich bringt. Ich war für eine Zeit wie erstarrt und fühlte mich nur sicher, wenn ich zu Hause in meinen vier Wänden war. Danach habe ich mir Hilfe geholt. Mit meinen Liebsten, Freunden und Familie, konnte ich meine Stärke zurückholen, habe mich herausgefordert und an den Punkt gebracht, an dem ich das Urteil anderer wieder verkraften konnte.

Fünf Jahre veröffentlichte Laura Pausini kein neues Album. Nun erscheint «Anime Parallele».
Foto: Pressebild/Leandro Emede
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Haben Sie Angst vor Kritik?
Ich habe mich nie wirklich an diese ständige Konfrontation, die soziale Medien mit sich bringen, gewöhnt. Heutzutage geht alles sehr schnell und ist sofort da. Es ist so einfach zu kritisieren, viel einfacher als zu loben. Also hatte ich grosse Angst. Aber dann kamen die Songs.

Was für Songs?
In meinem neuen Album «Anime Parallele» singe ich über 16 Geschichten realer Menschen, die sich voneinander unterscheiden. Es ist ein Album, das die Vielfalt feiert. Und vor allem das Recht auf Individualität.

Wieso ist Ihnen diese Botschaft so wichtig?
Ich habe den Eindruck, dass wir als Gesellschaft nach der Covid-Zeit einander mehr hassen als je zuvor. Deshalb möchte ich eine Botschaft der Liebe zwischen Menschen verbreiten, die verschieden sind.

Wie erlebten Sie die Pandemie?
Ich habe sehr unterschiedliche Emotionen erlebt, zwischen dem Gewinn eines Golden Globe und gleichzeitig Freunde von mir, die den Verlust ihrer Eltern hier in Italien verkraften mussten. Und ich fühlte mich schuldig deswegen. Ich habe mich gefragt, was nach dieser Covid-Situation zwischen den Menschen passieren wird. Ich erwartete Liebe, und ich sehe, dass die Menschen nervöser sind als je zuvor und einander auf eine sehr hasserfüllte Weise beurteilen. Das besorgt mich sehr.

Persönlich: Laura Pausini

Laura Pausini (49) gehört zu den bekanntesten italienischen Stars. 2006 gewann sie einen Grammy, zudem ergatterte sie vier Latin Grammys. 2021 wurde sie mit einem Golden Globe für den besten Filmtitel ausgezeichnet. Das selbe Lied beschaffte ihr auch eine Oscar-Nominierung. Mit ihrem Gitarristen Paolo Carta (59) ist sie seit über 18 Jahren zusammen, gemeinsam haben sie die zehnjährige Tochter Paola.

Laura Pausini war bereits für einen Oscar nominiert.
Leandro Emede

Laura Pausini (49) gehört zu den bekanntesten italienischen Stars. 2006 gewann sie einen Grammy, zudem ergatterte sie vier Latin Grammys. 2021 wurde sie mit einem Golden Globe für den besten Filmtitel ausgezeichnet. Das selbe Lied beschaffte ihr auch eine Oscar-Nominierung. Mit ihrem Gitarristen Paolo Carta (59) ist sie seit über 18 Jahren zusammen, gemeinsam haben sie die zehnjährige Tochter Paola.

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Am 22. März haben Sie Ihren Gitarristen Paolo Carta (59) geheiratet. Sie sagten einst, dass sie erst heiraten, sobald die gleichgeschlechtliche Ehe erlaubt ist. Dies ist seit 2016 mit der Einführung der eingetragenen Lebenspartnerschaft der Fall.
Es ist natürlich etwas anders, weil es nicht wie eine kirchliche, religiöse Sache ist, aber ich habe praktisch genauso geheiratet wie meine Freunde, die gleichgeschlechtlich lieben. Und deshalb habe ich gewartet, weil es mir wichtig war, das zu respektieren.

Sie bezeichnen ihre Tournee als Flitterwochen. Ist das nicht etwas gar unromantisch?
Für mich überhaupt nicht. Wir haben uns entschieden, unsere Tour Flitterwochen zu nennen, weil wir uns am 22. März 2005 auf der Bühne in Paris verliebt haben. Es war Liebe auf den ersten Blick. Also haben wir uns entschieden, in diesem Jahr, am selben Datum zu heiraten. Und dann kam uns meine Plattenfirma dazwischen.

Inwiefern?
Wir wollten unsere Hochzeit geheim halten. Und dann planten Sie die Veröffentlichung des ersten Songs meines neuen Albums «Un buon inizio» kurz nach der Hochzeit. Das Datum konnte ich nicht verschieben, da ich nichts von der Hochzeit sagen wollte. Also haben wir unsere Flitterwochen verschoben und sehen nun die Tour als Honeymoon.

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In Ihrer Kindheit haben Sie selbst viel Zeit in der Schweiz verbracht.
Ja, genau. In Schaffhausen hatte ich Verwandte. Die Schweiz ist ein Ort, an dem ich immer Liebe spüre. Und jedes Mal, wenn ich dort bin, fühle ich mich wirklich zu Hause.

Was möchten Sie machen, wenn Sie im Februar für Ihre Tour in der Schweiz sind?
Ich möchte Ovomaltine kaufen. Das mache ich immer, wenn ich bei euch bin. Trinken kann ich es allerdings erst nach der Tour, weil ich während den Konzerttagen auf meine Linie achten muss und bei mir sowas sofort ansetzt.

Welche Regeln beachten Sie während der Tour sonst?
Ich vermeide bis 17 Uhr das Sprechen. Und das ist Horror! Wie Sie merken, spreche ich sehr gerne und es ist schwer, ruhig zu sein. Und ich trinke auch keinen Alkohol, weil das ungesund für die Stimmbänder ist. Diese Disziplin hat mir sehr geholfen: Meine Stimme ist so wie mit 18 Jahren.

Sie haben so viel erreicht in Ihrem Leben: Worauf sind Sie am stolzesten?
Die Tatsache, dass ich mit Musik aus der ganzen Welt aufgewachsen bin. Ich komme aus einem kleinen Dorf, aus einer konservativen Familie und Gesellschaft. Da die Möglichkeit zu haben, seit meinem 18. Lebensjahr in die ganze Welt zu reisen, hat mir erlaubt, eine freie, weltoffene Frau zu werden. Darauf bin ich sehr stolz, weil ich meiner Tochter beibringen kann, offen für die Menschen zu sein, die auf derselben Erde wie wir leben. Und das ist wunderschön.

Laura Pausinis Album «Anime Parallele» ist ab heute im Handel erhältlich. Am 15. Februar 2024 kommt sie mit ihrer Welttournee ins Hallenstadion. Tickets gibts bei Ticketcorner. 

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