Schlussplädoyer Depp vs. Heard
«Johnny Depp ist wie ein bissiger Hund»

Die Anwältinnen und Anwälte im Fall Johnny Depp gegen Amber Heard haben ihre Schlussplädoyers gehalten. Jetzt ist es an den Geschworenen, in einem Prozess ein Urteil zu fällen, in dem es nur Verlierer geben kann.
Publiziert: 27.05.2022 um 15:03 Uhr
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Aktualisiert: 27.05.2022 um 21:34 Uhr
Berit-Silja Gründlers

Johnny Depp (58) hört den Schilderungen seiner Anwältin Camille Vasquez (38), fast teilnahmslos zu – auch wenn diese seine Ex-Frau Amber Heard (36) der Lüge entlarven sollen. Heard ihrerseits ist sichtlich angeschlagen, kritzelt auf Papier und rutscht unruhig in ihrem Stuhl hin und her. Vasquez ist die Erste, die nach sieben Wochen öffentlicher Schlammschlacht ihr Schlussplädoyer hält.

Für die Schauspielerin und den Schauspieleres einerseits um 48 Millionen Franken Klagesumme, die Depp von seiner Ex wegen Verleumdung verlangt. Es geht aber auch um die Frage, ob der Schauspieler ein Gewalttäter ist oder seine Ex-Frau eine notorische Lügnerin.

«Die Rolle ihres Lebens»

Camille Vasquez will in ihrem Schlussplädoyer beweisen, dass Amber Heard im Gerichtssaal die Rolle ihres Lebens gespielt habe. Dass die Vorwürfe, ihr Ex-Mann habe sie geschlagen und sexuell missbraucht, nur auf Lügen basieren würden. Die Schauspielerin sei psychisch krank und süchtig nach Aufmerksamkeit, meint die Anwältin.

Camille Vasquez, eine der Anwältinnen von Johnny Depp beginnt die Schlussplädoyers. Ihr Ziel ist es, Amber Heard als Lügnerin darzustellen. Dazu …
Foto: keystone-sda.ch
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«Es sind beide Verlierer»
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Remo Bernet zu Depp vs. Heard:«Es sind beide Verlierer»

Vasquez zitiert Heards Aussagen unter Eid, dass Johnny Depp ihr die Nase blutig geschlagen, sie ins Gesicht geboxt, ihr in den Rücken getreten und sie mit einer Flasche vergewaltigt habe.

Um dies zu widerlegen, zeigt Vasquez Beweisbilder, die zumeist an öffentlichen Anlässen und jeweils kurz nach den genannten Vorfällen entstanden. Keines lässt sichtbare Verletzungen an der Schauspielerin erkennen. Heard hatte behauptet, stark geschminkt gewesen zu sein.

«Machst du keine Bilder, ist es nicht passiert»

Nach einer Pause tritt Amber Heards Anwalt Ben Rottenborn an das Podium. Er erinnert die Geschworenen an die Botschaft, die sie, bei einer Verurteilung Heards, an Opfer häuslicher Gewalt senden. «Wenn du keine Bilder machst, ist es nicht passiert. Machst du Bilder, sind sie gefälscht. Wenn du keine medizinische Hilfe annimmst, warst du nicht verletzt. Suchst du ein Spital auf, bist du verrückt. Das ist die Botschaft, die eine Verurteilung aussendet.»

Weiter präsentiert Rottenborn das Beweisvideo, in dem der Schauspieler betrunken die Küche seines Hauses zerlegt, und greift Depp direkt an. «Sehen sie Amber Heard lachen? Sie lacht nicht. Derjenige, der lacht und zynische Bemerkungen macht, ist Johnny Depp, in diesem Moment im Gericht, während wir ihn so anschauen.»

Heard bricht in Tränen aus

Im weiteren Verfahren geht er immer wieder auf die Textnachrichten, Tonaufnahmen und Fotos ein, die beweisen sollen, dass der Schauspieler nach dem Konsum von Alkohol und Drogen seine Ex-Frau psychisch und physisch missbrauchte.

Während des Plädoyers ihres Anwalts kann Amber Heard ihre Emotionen nicht zurückhalten. Die Schauspielerin bricht immer wieder in Tränen aus, kämpft sichtlich mit ihren Gefühlen.

Der Fall Johnny Depp gegen Amber Heard

Johnny Depp (60) hatte Amber Heard (37), mit der er zwischen 2015 und 2017 verheiratet war, auf 50 Millionen Dollar Schadenersatz verklagt. Der «Fluch der Karibik»-Star wirft seiner Ex-Frau vor, seiner Karriere mit falschen Anschuldigungen der häuslichen Gewalt schwer geschadet zu haben. Hintergrund ist ein Beitrag für die «Washington Post» aus dem Jahr 2018, in dem sich Heard als Opfer häuslicher Gewalt bezeichnete, ohne Depp dabei namentlich zu nennen.

Heard hatte mit einer Gegenklage gegen den Hollywood-Star reagiert und verlangte hundert Millionen Dollar Schadenersatz. Sie wirft dem Schauspielstar «ungezügelte physische Gewalt» vor. Beide Klagen waren Gegenstand des Prozesses in Fairfax im Bundesstaat Virginia. Nach wochenlanger Verhandlung mit jeder Menge schmutziger Details waren in der Schlammschlacht im Juni beide Parteien schuldig gesprochen worden – Heards Strafe ist allerdings deutlich höher. Die Schauspielerin muss ihrem Ex-Mann 15 Millionen Dollar Schadenersatz zahlen, Depp wurde zur Zahlung von zwei Millionen Dollar verurteilt. Wegen einer Deckelung von Strafzahlungen im Bundesstaat Virginia reduziert sich die Strafe für Heard auf 10,35 Millionen Dollar. Beide Parteien haben Berufung gegen das Urteil eingelegt.

Das frühere Paar hatte sich bereits 2020 bei einem Prozess in London gegenübergestanden. Depp hatte damals die britische Boulevardzeitung «The Sun» verklagt, die ihn als «Ehefrauen-Schläger» bezeichnet hatte. Heard sagte als Zeugin aus, Depp unterlag im Prozess. (AFP)

Johnny Depp (60) hatte Amber Heard (37), mit der er zwischen 2015 und 2017 verheiratet war, auf 50 Millionen Dollar Schadenersatz verklagt. Der «Fluch der Karibik»-Star wirft seiner Ex-Frau vor, seiner Karriere mit falschen Anschuldigungen der häuslichen Gewalt schwer geschadet zu haben. Hintergrund ist ein Beitrag für die «Washington Post» aus dem Jahr 2018, in dem sich Heard als Opfer häuslicher Gewalt bezeichnete, ohne Depp dabei namentlich zu nennen.

Heard hatte mit einer Gegenklage gegen den Hollywood-Star reagiert und verlangte hundert Millionen Dollar Schadenersatz. Sie wirft dem Schauspielstar «ungezügelte physische Gewalt» vor. Beide Klagen waren Gegenstand des Prozesses in Fairfax im Bundesstaat Virginia. Nach wochenlanger Verhandlung mit jeder Menge schmutziger Details waren in der Schlammschlacht im Juni beide Parteien schuldig gesprochen worden – Heards Strafe ist allerdings deutlich höher. Die Schauspielerin muss ihrem Ex-Mann 15 Millionen Dollar Schadenersatz zahlen, Depp wurde zur Zahlung von zwei Millionen Dollar verurteilt. Wegen einer Deckelung von Strafzahlungen im Bundesstaat Virginia reduziert sich die Strafe für Heard auf 10,35 Millionen Dollar. Beide Parteien haben Berufung gegen das Urteil eingelegt.

Das frühere Paar hatte sich bereits 2020 bei einem Prozess in London gegenübergestanden. Depp hatte damals die britische Boulevardzeitung «The Sun» verklagt, die ihn als «Ehefrauen-Schläger» bezeichnet hatte. Heard sagte als Zeugin aus, Depp unterlag im Prozess. (AFP)

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Rottenborn schliesst mit den Worten: «Zeigen sie Herrn Depp, dass er sein Leben weiterleben soll, dass er Amber ihr Leben leben lassen muss.» Das greift auch Elaine Bredehoft, eine weitere Anwältin in Heards Team, auf. Sie sagt: «Johnny Depp ist wie ein bissiger Hund, er will immer wieder angreifen. Er übernimmt für nichts Verantwortung und macht andere für seine Taten verantwortlich. Seine Kinder, seine Angestellten und Amber Heard. Amber will einfach nur nach vorne schauen. Sie will einfach nur ihre Tochter grossziehen.»

Wer am Ende als vermeintlicher Sieger aus der wochenlangen Schlammschlacht herausgehen wird, ist offen. Klar ist, dass die toxische Beziehung des Paares und das öffentliche Nachspiel wohl nur Verlierer hinterlässt.

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