Michelle Hunziker und Oliver Pocher schafften den Absprung
Diese Stars flohen aus einer Sekte

Tom Cruise soll sich von Scientology abgewandt haben. Eine Reihe von Stars machte es dem Schauspieler vor und kehrte diversen Sekten den Rücken.
Publiziert: 31.07.2021 um 18:21 Uhr
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Aktualisiert: 01.08.2021 um 06:43 Uhr

Tom Cruise (59) ist wohl einer der bekanntesten Stars, der Mitglied einer Sekte war. Jahrelang war der Schauspieler das Aushängeschild von Scientology. Wie kürzlich berichtet wurde, soll er der Glaubensgemeinschaft aber den Rücken gekehrt haben. Damit schliesst er sich einer Reihe von Prominenten an, die ebenfalls aus einer Sekte geflohen sind, wie «Bild» berichtet.

Michelle Hunziker (44)

In ihrer Autobiografie, die 2017 auf den Markt kam, enthüllte Michelle Hunziker, dass sie mit Anfang 20 in die Fänge von den Kriegern des Lichts geriet. Nachdem die Sektenführerin ihr dabei geholfen hat, mit dem Rauchen aufzuhören, fügte sie sich denn strengen Regeln der Sekte. Die Moderatorin musste sich unter anderem jahrelang vegan ernähren, weil Gerichte wie Pizza sogenannte «dämonische Zutaten» enthielten.

Dazu wurde sie ständig kontrolliert und ihr Telefon, ihre Anrufe sowie Nachrichten überprüft. Den Kontakt zu ihrem Mami und ihren Freunden musste Hunziker abbrechen. Ihre Ehe mit Eros Ramazzotti (57) ging ebenfalls in die Brüche. Auch Geld verlor das dreifache Mami viel an die Sekte. «So ist das bei einer Sekte, sie ziehen die Schlinge um dich immer enger. Und irgendwann haben sie dein Gehirn gewaschen», erklärte Hunziker einst dem «Stern».

Tom Cruise war das Aushängeschild von Scientology. Der Schauspieler soll aus der Sekte ausgetreten sein.
Foto: imago/VCG
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Oliver Pocher (43)

Oliver Pochers Kindheit war geprägt durch die Zeugen Jehovas. Was für andere Kinder normal war, war für den Comedian verboten. «Kein Geburtstag – war halt so der Klassiker in der Schule. Wenn es dann Sachen wie Einladungen gab, musste ich sagen: ‹Nee, ich kann nicht zu deinem Geburtstag kommen›», erinnerte er sich bei «Global Gladiators». Wenn seine Klassenkameraden Süssigkeiten mitgebracht haben, durfte er nichts nehmen.

Doch am schlimmsten war für ihn der Verlust seines damaligen besten Freundes: «Mit zehn oder elf sind die Eltern meines besten Freundes ausgeschlossen worden, dann durfte ich ihn von dem einen auf den anderen Tag nicht mehr sehen.» Das habe sich für ihn angefühlt, als wäre er tot gewesen. Mit 18 Jahren schaffte es der Komiker dann, aus der Sekte auszutreten.

Michelle Pfeiffer (63)

Ein Leben ohne Essen und Wasser scheint unvorstellbar – doch genau daran glaubte Michelle Pfeiffer mit Anfang 20. Die Schauspielerin wurde durch ein befreundetes Pärchen Anhängerin des Lichtköstlertums. Die Sekte ist davon überzeugt, dass man nur von Sonnenlicht leben könne. «Sie waren sehr kontrollierend. Ich habe nicht mit ihnen zusammengewohnt, aber ich war oft da und sie sagten mir immer, ich müsse noch häufiger kommen. Ich musste für die Besuche zahlen, deshalb war es finanziell sehr aufzehrend», sagte Pfeiffer dem britischen «Sunday Telegraph».

Von der Organisation kam sie dank ihres ersten Ehemannes Peter Horton (67) weg. Der war gerade mit dem Dreh einer Dokumentation über Sekten beschäftigt: «Wir unterhielten uns mit einem Ex-Mitglied und er beschrieb die psychologische Manipulation – da hat es bei mir Klick gemacht.»

Rose McGowan (47)

Die ersten neun Jahre ihres Lebens verbrachte Rose McGowan in der Sekte Children of God. In dem Kult wurde freie Liebe und die sehr nahe Ankunft Jesu auf der Erde gepredigt. Zu Beginn sei es noch idyllisch gewesen, offenbarte die Schauspielerin im Interview mit «People». Mit ihren Eltern lebte sie damals in Italien. Für sie war aber immer klar: «Ich wollte nicht wie diese Frauen sein. Sie waren im Grunde nur dazu da, den Männern sexuell zu dienen.»

Die freie Liebe ging ihren Eltern dann zu weit. Die Sekte soll nämlich auch sexuelle Beziehungen zwischen Kindern und Erwachsenen begrüsst haben. «Mein Vater war stark genug zu erkennen, dass die Sache mit der freien Liebe einfach zu weit ging», erklärte McGowan. Um seine Kinder vor sexuellem Missbrauch zu schützen, verliess er mit seiner Familie Children of God. Sie zogen in die USA.

Joaquin Phoenix (46)

Auch Joaquin Phoenixs Familie war ein Opfer der Sekte Children of God. Doch bereits mit vier Jahren war er nicht mehr Teil der Organisation. Dafür musste seine Familie einen hohen Preis zahlen. Zum Schutz legten sie ihren damaligen Nachnamen ab. Bevor sie diesen in Phoenix änderten, hiessen sie Bottom. «Ich glaube, meine Eltern dachten, sie hätten eine Gemeinschaft gefunden, die ihre Ideale teilt. Sekten geben sich selten offen als solche zu erkennen. In dem Moment, in dem meine Eltern erkannten, dass da mehr war, traten sie aus», so Phoenix im Interview mit «Playboy». (bsn)

So erkennst du Sekten und ähnliche Gruppen

Sich selber als Sekte bezeichnen – das tut keine religiöse oder ideologische Gruppierung. Jede kleinere oder grössere Gemeinschaft hat jedoch das Potenzial zur Sekte. Je mehr der folgenden Merkmale zutreffen, desto eindeutiger kann man auf eine sektenhafte Gruppierung schliessen.

  • Autoritäre Führung: Ein Guru, ein Prophet oder eine andere Figur tritt als unbestrittener Führer auf.
  • Struktur: Straffe Hierarchie und strenge Regeln.
  • Isolierung: Starke Abgrenzung und kaum Offenheit nach aussen, im schlimmsten Fall sind Kontakte ausserhalb ganz untersagt.
  • Zeit und Geld: Fliesst vermehrt in die Gruppe, sei es für Kurse oder Arbeit ohne Entlöhnung.
  • Anspruch auf Absolutheit: Das Glaubenssystem ist unantastbar.
  • Kritik: Zweifel und eigenständiges Denken sind nicht erlaubt. Kritiker von aussen werden bekämpft.
  • Erlösungs- oder Heilsversprechen: Für sämtliche Probleme werden Lösungen angeboten, oft fernab von gesundem Menschenverstand und Realität.
  • Elitedenken und Selbstüberschätzung: Die Mitglieder empfinden sich als Auserwählte, spirituell weiterentwickelte Elite. Man ist etwas Besonderes, besser als der Rest der Welt.
  • Weltuntergang: Die Prophezeiung der Endzeit ist ein beliebtes Mittel von Sekten.
  • Kontrolle von Gedanken und Gefühlen: Zunächst mit Liebe überschüttet, dann schleichend isoliert – so verliert man Freunde, Familie und Selbstbestimmung. Durch bestimmte Techniken und Übungen wird nach und nach die Persönlichkeit verändert.
  • Manipulation: Über Druck, Angst und schlechtes Gewissen wird man systematisch manipuliert.
  • Aussteiger: Bedrohliche Konsequenzen für Abtrünnige – mit ihnen wird nicht mehr kommuniziert, womöglich kommen sie in die Hölle oder sind am Weltuntergang schuld.

Tipps, Informationen und Selbshilfegruppen findest dz auf infosekta.ch und relinfo.ch. Buchempfehlung: «Freiheit des Geistes» von Steven Hassan. Psychologische Beratung für Sektenopfer: katharinameredith.com

Sich selber als Sekte bezeichnen – das tut keine religiöse oder ideologische Gruppierung. Jede kleinere oder grössere Gemeinschaft hat jedoch das Potenzial zur Sekte. Je mehr der folgenden Merkmale zutreffen, desto eindeutiger kann man auf eine sektenhafte Gruppierung schliessen.

  • Autoritäre Führung: Ein Guru, ein Prophet oder eine andere Figur tritt als unbestrittener Führer auf.
  • Struktur: Straffe Hierarchie und strenge Regeln.
  • Isolierung: Starke Abgrenzung und kaum Offenheit nach aussen, im schlimmsten Fall sind Kontakte ausserhalb ganz untersagt.
  • Zeit und Geld: Fliesst vermehrt in die Gruppe, sei es für Kurse oder Arbeit ohne Entlöhnung.
  • Anspruch auf Absolutheit: Das Glaubenssystem ist unantastbar.
  • Kritik: Zweifel und eigenständiges Denken sind nicht erlaubt. Kritiker von aussen werden bekämpft.
  • Erlösungs- oder Heilsversprechen: Für sämtliche Probleme werden Lösungen angeboten, oft fernab von gesundem Menschenverstand und Realität.
  • Elitedenken und Selbstüberschätzung: Die Mitglieder empfinden sich als Auserwählte, spirituell weiterentwickelte Elite. Man ist etwas Besonderes, besser als der Rest der Welt.
  • Weltuntergang: Die Prophezeiung der Endzeit ist ein beliebtes Mittel von Sekten.
  • Kontrolle von Gedanken und Gefühlen: Zunächst mit Liebe überschüttet, dann schleichend isoliert – so verliert man Freunde, Familie und Selbstbestimmung. Durch bestimmte Techniken und Übungen wird nach und nach die Persönlichkeit verändert.
  • Manipulation: Über Druck, Angst und schlechtes Gewissen wird man systematisch manipuliert.
  • Aussteiger: Bedrohliche Konsequenzen für Abtrünnige – mit ihnen wird nicht mehr kommuniziert, womöglich kommen sie in die Hölle oder sind am Weltuntergang schuld.

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