Rammstein-Sänger kuschelt während Konzert
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Im Münchner Olympiastadion:Rammstein-Sänger kuschelt während Konzert

«Es sind Dinge passiert, die ich persönlich nicht in Ordnung finde»
Erstes Rammstein-Mitglied bricht sein Schweigen

Rammstein-Frontmann Till Lindemann soll Frauen mit K.O.-Tropfen und Machtmissbrauch für sexuelle Gefälligkeiten gefügig gemacht haben. Bisher stellte sich die Band hinter ihren Sänger – doch jetzt äussert erstmals ein Mitglied Kritik.
Publiziert: 16.06.2023 um 14:38 Uhr
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Aktualisiert: 16.06.2023 um 21:39 Uhr
Gegen Till Lindemann, hier bei einem Konzert in Zürich im Jahr 2022, gibt es schwere Anschuldigungen.
Foto: Nathalie Taiana
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Seit Tagen gibt es schwere Vorwürfe gegen Rammstein-Rocker Till Lindemann (60). Ihm werden Machtmissbrauch und sexuelle Übergriffe an Fans vorgeworfen. Frauen seien gezielt in die sogenannte Row Zero, einen exklusiven Bereich bei Konzerten, eingeladen worden und hätten dann Aftershowpartys mit Lindemann besucht. Seine Bandkollegen haben bis anhin dazu geschwiegen. Nun hat der Schlagzeuger der Band erstmals ein Statement veröffentlicht.

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Drummer Christoph Schneider (57) beschreibt auf Instagram, wie die letzten Wochen im Angesicht des Skandals rund um Rammstein Frontmann Till Lindemann für ihn waren: «Die Anschuldigungen der letzten Wochen haben die Band und mich als Menschen tief erschüttert.» Er fühle sich wie im Schock. Über die Partys von Lindemann schreibt Schneider: «Ich glaube nicht, dass etwas strafrechtlich Relevantes passiert ist.» Er glaube auch nicht, dass etwas Verbotenes vor sich gegangen sei. So etwas habe er nie beobachtet und dergleichen auch von niemanden aus der hundertköpfigen Crew gehört. «Alles, was ich von Tills Partys mitbekommen habe, waren erwachsene Menschen, die miteinander gefeiert haben.»

Drummer distanziert sich von Lindemanns Partys

Aber: «Trotzdem sind anscheinend Dinge passiert, die – wenn auch rechtlich ok – ich persönlich nicht in Ordnung finde.» Gewisse Strukturen seien gewachsen, die über die Grenzen und Wertvorstellungen der restlichen Bandmitglieder hinausgegangen seien. Schneider betont, dass Lindemanns Partys nicht mit den offiziellen Aftershowpartys zu verwechseln seien. «Till hat sich in den letzten Jahren von uns entfernt und seine eigene Blase geschaffen. Mit eigenen Leuten, eigenen Partys und eigenen Projekten. Das hat mich traurig gemacht, definitiv», stellt er klar.

Der Fall Till Lindemann

Rammstein-Frontmann Till Lindemann (61) steht im Verdacht, mithilfe von Mitarbeitenden junge Frauen für sexuelle Dienste rekrutiert zu haben. Öffentlich wurde dies, als eine Konzertbesucherin von ihren Erfahrungen in der sogenannten Row Zero berichtete: Systematisch sollen Frauen eingeladen werden, Rammstein-Konzerte vor der Bühne zu erleben und mit der Band zu feiern. Immer wieder soll es dabei zu Machtmissbrauch für sexuelle Gefälligkeiten seitens Lindemann gekommen sein. Die Band bestritt die Vorwürfe mehrfach. Nachdem die Staatsanwaltschaft Berlin zunächst Ermittlungen gegen Till Lindemann aufgenommen hatte, konnten die Vorwürfe der Frauen nicht gestützt werden. Die Ermittlungen wurden eingestellt.

Rammstein-Frontmann Till Lindemann (61) steht im Verdacht, mithilfe von Mitarbeitenden junge Frauen für sexuelle Dienste rekrutiert zu haben. Öffentlich wurde dies, als eine Konzertbesucherin von ihren Erfahrungen in der sogenannten Row Zero berichtete: Systematisch sollen Frauen eingeladen werden, Rammstein-Konzerte vor der Bühne zu erleben und mit der Band zu feiern. Immer wieder soll es dabei zu Machtmissbrauch für sexuelle Gefälligkeiten seitens Lindemann gekommen sein. Die Band bestritt die Vorwürfe mehrfach. Nachdem die Staatsanwaltschaft Berlin zunächst Ermittlungen gegen Till Lindemann aufgenommen hatte, konnten die Vorwürfe der Frauen nicht gestützt werden. Die Ermittlungen wurden eingestellt.

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Der Schlagzeuger glaube Lindemann aber, wenn er sage, dass er seinen privaten Gästen stets eine schöne Zeit bereiten wollte und wolle. «Wie diese Gäste sich das genau vorgestellt hatten, unterscheidet sich jedoch anscheinend in einigen Fällen von seinen eigenen Vorstellungen. Die Wünsche und Erwartungen der Frauen, die sich jetzt gemeldet haben, wurden wohl nicht erfüllt», meint Schneider weiter. Sie hätten sich laut ihren eigenen Aussagen unwohl gefühlt, am Rande einer für sie nicht mehr kontrollierbaren Situation. «Das tut mir leid für sie und ich spüre Mitgefühl», schreibt er.

Schlagzeuger wünscht Aufarbeiten in der Band

Weiter betont er, dass es jedem Gast im Backstagebereich frei stehe zu gehen. Dazu seien alle Flaschen versiegelt und würden entweder selbst von Gästen oder vor deren Augen geöffnet. Sicherheitspersonal und medizinische Versorgung seien vor Ort. «Wir wollen, dass sich all unsere Gäste bei uns wohl und sicher fühlen! Das ist unser Standard. Deshalb tut es mir leid zu hören, dass dies manche nicht so empfunden haben.» Auch Shelby Lynn (24), die die Vorwürfe ins Rollen brachte, hätte ein tolles Konzert und einen wunderschönen Abend verdient, findet Schneider.

Abschliessend schreibt er: «Ich wünsche mir ein ruhiges, besonnenes Reflektieren und Aufarbeiten, auch in unserer Band. Und zwar alle gemeinsam, zu sechst. Wir stehen zusammen.» (bsn)

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