Nina Burri nimmt Abschied von Starfotograf Peter Lindbergh (†74)
«Ruhe in Frieden, mein lieber Freund»

Der deutsche Fotograf Peter Lindbergh machte Models zu Superstars. Am 3. September verstarb er mit 74 Jahren.
Publiziert: 04.09.2019 um 18:11 Uhr
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Aktualisiert: 04.09.2019 um 18:25 Uhr
Flavia Schlittler

Das Klicken seiner Fotokamera ist für immer verstummt. Völlig überraschend hiess es gestern auf der Instagram-Seite des Starfotografen: «Mit grosser Trauer geben wir den Tod von Peter Lindbergh am 3. September 2019 bekannt». Woran der 74-Jährige starb, hat seine Familie bislang nicht kommuniziert.

Unvergessen bleiben seine ikonischen Aufnahmen von Models, die er in den 1990er-Jahren zu Stars machte. Cindy Crawford (53), Kate Moss (45) und Naomi Campbell (49) hatten durch ihn nicht mehr nur einen makellosen Körper und ein schönes Gesicht, sondern auch einen Namen. In Zeiten, in denen die internationalen Showgrössen fehlten, nahmen sie deren Platz ein.

Für Aufsehen sorgte schon das erste Cover des «Supermodel-Erfinders», das er 1988 für die US-amerikanische «Vogue» machte. Es zeigt das israelische Model Michaela Bercu (52), die fast ungeschminkt in die Kamera lacht. Der Haute-Couture-Rock war ihr zu eng, also fotografierte Lindbergh sie in Jeans, ein Novum für die Mode-Fibel, die mit inszenierten Fotos eine eigene Ästhetik pflegte. Diese wollte der deutsche Fotograf aufbrechen. Er definierte in den folgenden Jahrzehnten ein neues Schönheitsideal, schälte die Stärke und Verletzlichkeit einer Frau heraus, nahm sie in perfekten Momenten auf, die sie in ihrer Unperfektion einmalig schön zeigen.

Das Ikonenbild für die Januar-Ausgabe der US-«Vogue» 1990, mit Naomi Campbell, Linda Evangelista, Tatjana Patitz, Christy Turlington und Cindy Crawford (v. l.).
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Lindbergh verachtete Jugendwahn und Modediktate

Lindbergh hielt weder viel von Make-up noch von Retusche. Er liebte die Frauen, wie sie waren, und sagte einst: «Ich war in jede von ihnen verliebt.» Der Meister der Schwarz-Weiss-Fotografie kritisierte den Jugendwahn und die Modediktate. 

Und er hatte noch grosse Pläne. Für das deutsche «GQ» fotografierte er das Titelbild mit Hollywoodstar Uma Thurman (49), das heute erscheint. Die Medienmitteilung dazu folgte ebenfalls gestern. Kürzlich fotografierte er im Auftrag von Gastkuratorin, Herzogin Meghan (38) 15 Aktivistinnen für die britische «Vogue». Die Gattin von Prinz Harry (34) habe sich für Lindbergh entschieden, weil er sie mit ihren Sommersprossen ablichtete. Auf ihrer Instagramseite «Sussexroyal» würdigt sie sein Leben und Schaffen. Zudem läuft aktuell in den Deutschschweizer Kinos der Dokumentarfilm «Peter Lindbergh – Women's Stories».

Auch Schweizer Persönlichkeiten hatte der Starfotograf vor seiner Kamera. So Musiker Stephan Eicher (59), Schauspieler Max Hubacher (26), Model Nadine Strittmatter (35) und Schlangenfrau Nina Burri (41). Letztere fotografierte er 2009 für die Jubiläumsausgabe der deutschen «Vogue». Die Bernerin erinnert sich: «Peter inszenierte das Berlin der 1920er-Jahre inklusive Cabaretszenen.» Erst sei sie als Statistin gebucht worden. «Ich dachte, ich steh dann so in der hinteren Reihe. Tat ich auch, doch als er mich sah, holte er mich nach vorne und machte die folgenden zwei Tage ein grosses Shooting mit mir. Er hat mich entdeckt, gefördert, und wir blieben all die Jahre gut befreundet.» Das letzte Mal habe sie ihn im Februar an der Berlinale gesehen. «Er wirkte gesund, war voller Lebensfreude und Tatendrang. Ich kann nicht glauben, dass er nicht mehr unter uns ist. Ruhe in Frieden, mein lieber Freund.»

DCX STORY: doc76yl6vbw682qy8a9ewn [Meine Begegnung mit Lindbergh]
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