Strafmass für Epstein-Vertraute wird heute verkündet
Wie lange bleibt Ghislaine Maxwell im Gefängnis?

Ein halbes Jahr nach ihrem Schuldspruch wegen Sexualverbrechen soll im Prozess gegen die Epstein-Vertraute Ghislaine Maxwell am Dienstag das Strafmass verkündet werden.
Publiziert: 28.06.2022 um 09:19 Uhr
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Aktualisiert: 28.06.2022 um 16:57 Uhr

Wie lange bleibt Ghislaine Maxwell (60) im Knast? Diese Frage soll sich heute klären. Nachdem die Epstein-Vertraute bereits im Dezember von einer Jury in New York unter anderem wegen Menschenhandels mit Minderjährigen zu Missbrauchszwecken schuldig gesprochen worden war, werden die Behörden heute bekannt geben, welche Strafe sie erwartet. Maxwell hatte bereits angekündigt, in Berufung zu gehen.

Das Anwaltsteam der Britin fordert eine möglichst kurze Strafe für ihre Mandantin. Dafür ziehen die Anwälte alle Register und stellen Maxwell selbst als Opfer dar. Gemäss «Bild» beantragen sie eine Haft von weniger als 20 Jahren, am liebsten vier Jahre und drei Monate. Zwei davon sitzt Maxwell bereits hinter schwedischen Gardinen.

Verteidiger argumentieren mit traumatischer Kindheit

Als Grund für ihren Antrag nach einer kleinen Strafe gaben die Vertreter Maxwells «traumatische Kindheit mit einem dominanten, narzisstischen und fordernden Vater» an. Das habe sie traumatisiert und «anfällig für Epstein» gemacht.

Heute wird das Strafmass gegen Ghislaine Maxwell – hier bei einem Anlass im Uno-Hauptsitz im Jahr 2013 – verkündet.
Foto: keystone-sda.ch
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Als Beispiel nennen ihre Anwälte ein Erlebnis, das ihr im Alter von 13 Jahren widerfahren sei. Damals sei sie von ihrem Vater mit einem Hammer geschlagen worden, nachdem sie «ein Poster mit einem Pony an die neu gestrichene Wand ihres Schlafzimmers geheftet hatte».

«Schlüssel» im Missbrauchsystem Epsteins

Maxwell werde zum Sündenbock für Jeffrey Epstein gemacht, sagten ihre Anwälte. Die Vertreter der Gegenpartei sehen dies anders. Maxwell sei eine «raffinierte Sexualstraftäterin, die genau wusste, was sie tat», urteilte Staatsanwältin Alison Moe im Dezember in ihrem Schlussplädoyer. Sie bezeichnete sie sogar als «Schlüssel» im Missbrauchssystem Epsteins.

«Ghislaine wurde zum Sündenbock gemacht»
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Bruder Ian Maxwell klagt:«Ghislaine wurde zum Sündenbock gemacht»

Die Gerichtsverhandlung hatte weltweit für Aufmerksamkeit gesorgt, weil sie für viele nach dem Tod Jeffrey Epstein (1953–2019) als Stellvertreterprozess gesehen wurde. Epstein selbst hat sich im Sommer 2019 in seiner Gefängniszelle das Leben genommen. Maxwell galt als rechte Hand des bis in höchste Kreise vernetzten Geschäftsmanns und spielte eine zentrale Rolle beim Aufbau eines Rings zum sexuellen Missbrauch von Mädchen.

Prominente Namen verwickelt

Jahrzehntelang sollen zahlreicher Minderjährige auf Epsteins Anwesen in New York, Florida, Santa Fe und auf den Virgin Islands missbraucht worden sein. Der Fall schlug in den USA auch deshalb hohe Wellen, weil der Unternehmer mit Prominenten wie den Ex-Präsidenten Bill Clinton (75) und Donald Trump (76), Milliardär Bill Gates (66) und dem britischen Prinzen Andrew (62) bekannt war.

Eine frühere Anklage gegen Epstein mündete in einem für ihn sehr vorteilhaften Deal. Spätestens dadurch wurde er zum Symbol einer gesellschaftlichen Elite, die selbst mit Verbrechen durchkommt.

Der Fall Ghislaine Maxwell

Der Prozess gegen Ghislaine Maxwell hatte am 29. November 2021 begonnen. Die US-Justiz wirft ihr vor, über Jahre Minderjährige für den Multimillionär Jeffrey Epstein rekrutiert zu haben, die dann von dem Finanzinvestor missbraucht wurden. Maxwell wird in sechs Anklagepunkten Sexhandel zur Last gelegt. Die Anklage umfasst einen Zeitraum von 1994 bis 2004, im Zentrum des Prozesses stehen vier mutmassliche Epstein-Opfer.

Maxwell war im Juli 2020 festgenommen worden und sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Sie weist alle Vorwürfe zurück. Am 29. Dezember 2021 war die Epstein-Komplizin in fünf Anklagepunkten für schuldig befunden worden. Am 28. Juni wurde die Tochter des britischen Medienmoguls Robert Maxwell zu 20 Jahren Haft verurteilt, von denen sie noch 18 Jahre absitzen muss. Seit ihrer Festnahme im Jahr 2020 sitzt Ghislaine Maxwell bereits hinter Gittern.

Ihr Komplize, der wegen Sexualverbrechen und Pädophilie verurteilte Jeffrey Epstein, war im August 2019 nach einer erneuten Festnahme tot in seiner Gefängniszelle in Manhattan aufgefunden worden. Er nahm sich nach offiziellen Angaben das Leben. (AFP)

Der Prozess gegen Ghislaine Maxwell hatte am 29. November 2021 begonnen. Die US-Justiz wirft ihr vor, über Jahre Minderjährige für den Multimillionär Jeffrey Epstein rekrutiert zu haben, die dann von dem Finanzinvestor missbraucht wurden. Maxwell wird in sechs Anklagepunkten Sexhandel zur Last gelegt. Die Anklage umfasst einen Zeitraum von 1994 bis 2004, im Zentrum des Prozesses stehen vier mutmassliche Epstein-Opfer.

Maxwell war im Juli 2020 festgenommen worden und sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Sie weist alle Vorwürfe zurück. Am 29. Dezember 2021 war die Epstein-Komplizin in fünf Anklagepunkten für schuldig befunden worden. Am 28. Juni wurde die Tochter des britischen Medienmoguls Robert Maxwell zu 20 Jahren Haft verurteilt, von denen sie noch 18 Jahre absitzen muss. Seit ihrer Festnahme im Jahr 2020 sitzt Ghislaine Maxwell bereits hinter Gittern.

Ihr Komplize, der wegen Sexualverbrechen und Pädophilie verurteilte Jeffrey Epstein, war im August 2019 nach einer erneuten Festnahme tot in seiner Gefängniszelle in Manhattan aufgefunden worden. Er nahm sich nach offiziellen Angaben das Leben. (AFP)

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Maxwells Aufgabe beim systematischen Missbrauch durch Epstein war es der Anklage zufolge, das Vertrauen von Mädchen zu gewinnen und sie ihrem ehemaligen Partner – oft für sogenannte Massagen – zuzuführen. Einige Male sei Maxwell bei Übergriffen sogar anwesend gewesen. Auch habe sie eine «Kultur des Schweigens» aufgebaut, um die Taten geheim zu halten. Sie hatte dies der Anklage zufolge deshalb gemacht, um ihr eigenes Luxusleben bei Epstein aufrecht zu erhalten.

Für Epstein war sie Angestellte und beste Freundin

Maxwell ist die Tochter des legendären britischen Verlegers Robert Maxwell (1923–1991) und war Anfang der 1990er-Jahre nach New York gekommen. Dort traf sie Epstein auf einer der zahlreichen Promi-Partys und war zeitweise mit ihm liiert. Epsteins Umfeld beschrieb ihre Rolle in seinem Leben als eine Mischung aus Angestellter und bester Freundin. (SDA/imh)

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