Von Protzern zu Steuerschuldnern
Darum gehen viele Influencer und Youtuber pleite

Youtuber ApoRed ist also doch nicht Pleite, sein Geständnis war ein grosser Fake. Dennoch ist die Problematik in der Szene gross, gleich mehrere Youtuber haben nämlich mit finanziellen Problemen zu kämpfen.
Publiziert: 09.12.2023 um 01:01 Uhr
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Aktualisiert: 11.12.2023 um 11:46 Uhr
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Saskia SchärRedaktorin People

Sie posieren vor dicken Karren, machen Luxus-Ferien und zeigen ihre neusten Designer-Käufe: Influencer und Youtuber. Sie inszenieren so ihr vermeintlich perfektes Leben online. Doch immer wieder stellt sich heraus, dass es dann doch mehr Schein als Sein ist. Gleich mehrere Youtuber haben in der Vergangenheit ihre hohe Verschuldung bekanntgegeben. Während beim vermeintlich jüngsten Beispiel, Youtube-Star ApoRed (29), also doch nur alles ein grosser Fake war, tappten etliche andere Stars bereits in die Schuldenfalle.

Die Thematik ist in der Szene nicht neu, mehrere bekannte deutsche Youtuber, wie beispielsweise Sashka (24), Klengan (28) oder auch Montana Black (35), haben ein Video zu der Verschuldung erfolgreicher Internetstars veröffentlicht. Dabei drängen sich besonders zwei Stolpersteine in den Vordergrund: Lifestyle und Steuern.

Ein «Insta-Worthy» (dt. Instagramwürdiges) Leben, das kostet. Dazu gehören nicht nur die teuersten Autos und die schicksten Wohnungen, sondern auch die neuesten Designerkleider. Letzterer Punkt wurde für den ebenfalls in die Schulden geratenen Youtuber Tanzverbot (26) zum Problem, wie er in einem Video sagt. «Ich war in sehr wohlhabenden Kreisen unterwegs und dort wurden wohlhabende Dinge getan, wie zum Beispiel shoppen. Jeder hat teure Klamotten getragen und das hat mich inspiriert, obwohl ich selbst nie klamottenmässig so krass unterwegs war.» Mit der Zeit hat sich daraus eine regelrechte Kaufsucht entwickelt und Tanzverbot hat – nicht nur was die Kleider betrifft – deutlich über seinen Verhältnissen gelebt.

Der Youtuber Tanzverbot alias Kilian Heinrich steht beim Finanzamt in der Kreide.
Foto: Instagram
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Selbe Art von Schulden

Wenn es um die Art der Schulden geht, so handelt es sich bei vielen um Steuerschulden. Denn anders als in der Schweiz, wird in Deutschland die Lohnsteuer jeweils direkt vom Lohn abgezogen, der Arbeitnehmer muss sich also nicht darum kümmern. Anders sieht es bei den Selbstständigen aus, zu denen die erfolgreichen Influencer und Youtuber gehören. Sie müssen sich selbst um ihre Steuern kümmern, dafür erhalten sie vom Bundesfinanzministerium mittlerweile Hilfe im Sinne eines PDFs mit dem Titel «Ich bin ein Influencer – muss ich Steuern bezahlen?».

Dennoch scheinen sich einige Youtuber und Influencer keine grossen Gedanken über die Steuern zu machen und geben das Geld mit vollen Händen aus. Für die Steuern wird wenig bis nichts zur Seite gelegt, was sich mit der Zeit rächt, so beispielsweise auch bei den Youtubern Krappi (29) und KsFreak (30), die 2019 über ihre finanzielle Schieflage berichteten. Kilian Heinrich (26) alias Tanzverbot hat zwar Geld für Steuern auf die Seite gelegt, doch in Anbetracht der Tatsache, dass die Einnahmen von Youtubern und Influencern jährlich variieren, zu wenig. So muss er für zwei Jahre so viel Steuern nachbezahlen, dass er jetzt verschuldet ist. 

Steuerparadies ahoi!

Damit es erst gar nicht so weit kommt, ziehen einige Influencer und Youtuber in Länder mit geringen Steuern. Ein beliebtes Beispiel hierfür ist Dubai. Nicht nur bietet der Wüstenstaat eine schöne Foto-Kulisse, sondern auch steuerliche Vorteile. Eine Einkommenssteuer an sich gibt es nicht. Seit diesem Jahr wird allerdings eine Körperschaftssteuer von 9 Prozent für Unternehmen erhoben. Dies jedoch nur bei einem jährlichen Einkommen von über 375'000 AED (etwa 80'000 Franken).

Um in den Genuss dieser Vorteile zu kommen, muss man sich im Herkunftsland abgemeldet und den Hauptwohnsitz nach Dubai verlegt haben. Zudem müssen 183 Tage jährlich – was einem halben Jahr entspricht – in Dubai verbracht werden. Vom Wüstenstaat und dessen Steuerfreundlichkeit profitieren bekannte Influencer und Youtuber wie Sarah Harrison (32), Fiona Erdmann (35) oder Sami Slimani (33).

Steuern sparen auf der Blumeninsel

Madeira ist ein weiteres Steuerparadies für Auswärtige – allerdings mit Ablaufdatum. 2009 hat die portugiesische Regierung den sogenannten Non-Habitual-Resident-Status (kurz NHR-Status) eingeführt. Mit diesem sollten ursprünglich gut ausgebildete Expats angelockt werden, um die Wirtschaft anzukurbeln. Wer 183 Tage im Jahr in Portugal verbringt, dort in den letzten fünf Jahren aber nicht steuerpflichtig war und dessen Einkünfte aus einer gesetzlich definierten Tätigkeit stammen, kann sich auf den Status bewerben, der für jeweils zehn Jahre vergeben wird. Dieser kommt mit Vorteilen wie keiner Vermögenssteuer, keiner Steuer auf Auslandseinkünfte und einer pauschalen Einkommenssteuer von 20 Prozent auf inländische Einkünfte. 

Mit dem NHR-System ist Ende Jahr aber Schluss: Es kam im Land zu Protesten, da die Auswärtigen von Steuervorteilen profitierten und die Einheimischen hingegen wegen steigender Lebenshaltungskosten immer weniger zur Verfügung hatten. Daher stellt die Regierung den Sonderstatus auf Ende Jahr hin ein. Einer, der von der Steurvergünstigung – und vom schönen Wetter, wie er ständig betont – profitiert, ist der deutsche Twitch-Streamer Elotrix (31). Seine Auswanderung habe aber nichts mit den Steuervergünstigungen zu tun, wie er auf Tiktok erklärt. Er würde auch mit dem Steuersatz von Deutschland auf Madeira wohnen. Ob sein Wegzug aus Deutschland aber wirklich nichts mit den Steuern zu tun hat, wird sich spätestens dann zeigen, wenn sein Steuer-Sonderstatus nach zehn Jahren abgelaufen ist. 

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