Wenig Hollywood, viel Italien
Filmfestspiele Venedig müssen bei Eröffnung auf die grossen Stars verzichten

Die Filmfestspiele Venedig müssen dieses Jahr ohne die grossen Stars auskommen. Wegen eines Streiks in Hollywood ist vor allem italienische Prominenz vor Ort.
Publiziert: 31.08.2023 um 09:11 Uhr
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Aktualisiert: 31.08.2023 um 09:26 Uhr

Mit einem streikbedingten Fokus auf die italienische Filmszene sind die 80. Filmfestspiele Venedig eröffnet worden. Auf den roten Teppich kamen am Mittwochabend weniger internationale Filmstars als üblich.

Einige US-Stars, die an Filmen des diesjährigen Festivals beteiligt sind, kommen nicht nach Venedig. Dazu gehört etwa Bradley Cooper (48), dessen Film «Maestro» im Wettbewerb läuft. Auch Emma Stone (34), die im Wettbewerbsfilm «Poor Things» von Soros Lanthimos (50) die Hauptrolle spielt, soll dem Festival fern bleiben. «Die Auswirkungen des Streiks der Hollywood-Schauspieler werden spürbar sein», hatte Festivaldirektor Alberto Barbera (73) am Mittwochnachmittag gesagt. Aber sie würden nicht so gravierend ausfallen, wie am Anfang befürchtet.

Italienische Prominenz übernahm roten Teppich

Auf dem roten Teppich war der Streik aber nicht zu übersehen. Denn zur Eröffnung kam neben den internationalen Jury-Mitgliedern – zu denen der US-Regisseur Damien Chazelle (38), die neuseeländische Regisseurin Jane Campion (69) und der irische Filmemacher Martin McDonagh (53) gehören – vor allem italienische Prominenz. Einige Politiker des Mittelmeerlands schritten über den Teppich, etwa Italiens Infrastruktur- und Transportminister Matteo Salvini (50). Zu den bekanntesten internationalen Stars gehörte Toni Garrn (31). Sie schritt in einem silbernen Pailetten-Kleid über den roten Teppich.

Toni Garrn gehörte bei der Eröffnung der Filmfestspiele in Venedig zu den bekanntesten internationalen Stars.
Foto: Getty Images
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In ihrer Eröffnungsrede richtete sich die Schauspielerin Caterina Murino (45) an die Streikenden in Hollywood. «Ein herzlicher und unterstützender Gruss an diejenigen, die nicht hier bei uns sind, um den intellektuellen und wirtschaftlichen Wert ihrer Arbeit zu verteidigen und uns daran zu erinnern, dass das künstlerische Schaffen das Vorrecht talentierter Männer und Frauen ist, das nicht an die künstliche Intelligenz delegiert werden kann», so Murino.

Die gewerkschaftlich organisierten Drehbuchautoren streiken in den USA seit Anfang Mai. Seit Mitte Juli haben zudem Zehntausende Mitglieder der Schauspielgewerkschaft SAG-AFTRA die Arbeit niedergelegt. Sie fordern eine bessere Vergütung und Regeln im Umgang mit der künstlichen Intelligenz.

Eröffnungsfilm «Challenger» musste wegen Streik verschoben werden

Anschliessend wurde die 90-jährige italienische Regisseurin Liliana Cavani mit einem Ehrenlöwen ausgezeichnet. Sie nahm die Auszeichnung für ihr Lebenswerk von der britischen Schauspielerin Charlotte Rampling (77) entgegen. Diese spielte die Hauptrolle in Cavanis Film «Der Nachtportier» (1974).

Ursprünglich sollte zur Eröffnung der Film «Challengers» von Luca Guadagnino (52) mit US-Schauspielerin Zendaya (26) in der Hauptrolle laufen. Wegen des Streiks wurde auch hier umdisponiert. Der Film «Comandante» bekam den Zuschlag. Das historische Drama des italienischen Regisseurs Edoardo De Angelis (45) erzählt von einem heldenhaften italienischen U-Boot-Kommandanten im Zweiten Weltkrieg. Salvatore Todaro (1908–1942) entschied sich 1940 während einer Fahrt auf dem Atlantik, belgische Kriegsgegner zu retten und auf sein Schiff zu bringen.

Im Film wird Todaro vom italienischen Schauspieler Pierfrancesco Favino (54) verkörpert. «Ich bin ein Mann des Meeres», lässt er ihn sagen – und betonen, dass auf dem Ozean besondere humanistische Gesetze gelten würden, die nicht unbedingt mit jenen des Kriegs übereinstimmen. Todaro muss sich im Film gegen Stimmen behaupten, die dafür argumentieren, den Feind sterben zu lassen.

«Comandante» ist einer der 23 Filme, die um den Hauptpreis des Festivals, den Goldenen Löwen, konkurrieren. Dieser wird am 9. September verliehen. (SDA/bsn)

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