Lucas Fischer (28) über sein Outing
«Männer geben mir mehr Geborgenheit als Frauen»

Ein Jahr lang hat der frühere Spitzen-Kunstturner gelitten und sich zurückgezogen. Nach dem ersten Kuss mit einem Mann wusste er nicht, wie er mit seinen Gefühlen umgehen soll. Nun hat er sich geoutet.
Publiziert: 02.10.2018 um 03:02 Uhr
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Aktualisiert: 15.03.2022 um 17:26 Uhr
Ex-Kunstturner Lucas Fischer über sein Outing
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Flavia Schlittler

Bis vor einem Jahr liebte Lucas Fischer (28) Frauen. «Und dies mit ganzem Herzen. Ich habe ihre Nähe, die Beziehungen zu ihnen, auch den Sex genossen.» Seine letzte Beziehung dauerte mehr als zwei Jahre. «Wir haben uns fast täglich gesehen, und ich hätte nie gedacht, dass es je einen Zeitpunkt geben würde, an dem ich nicht das weibliche Geschlecht lieben und begehren würde», sagte er gestern im BLICK-Livetalk.

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Bisexualität schliesst er bei sich aus

Vor zwei Jahren hat er sich von seiner Freundin getrennt, sie hätten sich auseinandergelebt. Vor einem Jahr hatte der Vize-Europameister am Barren von 2013 seine erste homosexuelle Begegnung. «Da kam es zum Kuss. Er zeigte mir eine Welt. Ich lernte Gefühle kennen, die wunderschön waren», so der Aargauer, der eine weitere, für ihn wegweisende Begegnung im Juni hatte. «Ich lernte einen jungen Mann kennen und war wie vom Blitz getroffen. Seit da weiss ich auch, dass ich schwul bin», so Fischer, der bei sich Bisexualität ausschliesst. «Mir gefallen Frauen nach wie vor. Mit ihnen je wieder intim zu sein, ist für mich eine unmögliche Vorstellung.»

Die starke Schulter findet er im gleichen Geschlecht

Die starke Schulter zum Anlehnen, nach der er sich sehnt, findet er im gleichen Geschlecht. «Männer geben mir mehr Geborgenheit als Frauen», sagt er, der mit seinem Outing hohe Wellen schlägt. «Ich bin überrascht, dass ich nur positive Feedbacks erhalte. Einer hat mir geschrieben, dass ihn mein Mut inspiriert habe, sich zu outen, was er gleich tat.» Auch zwei Spitzensportler, die ihn während seiner aktiven Kunstturnerzeit mit homophoben Sprüchen beleidigt haben, gratulierten ihm. «Früher sagten sie mir, ich soll mich nicht so schwul benehmen, heute finden sie meinen Gang an die Öffentlichkeit toll.»

Entschuldigungen für homophobe Sprüche bekam er keine

Eine Entschuldigung habe er von ihnen nicht erhalten. «Das ist okay für mich, denn es war nie wirklich böse gemeint und mit früher habe ich abgeschlossen.» Es beschäftigt ihn lediglich, dass sich seine Ex-Freundin fragte, ob er nicht schon während der Beziehung für Männer geschwärmt hat. «Nein, das habe ich nicht. Während ich mit ihr zusammen war, gab es nur sie für mich», so Lucas Fischer, der ergänzt: «Wahrscheinlich hat meine Homosexualität schon lange in mir geschlummert. Darauf werde ich auch seit Jahren angesprochen. Doch ich für mich weiss es erst seit einem Jahr. Nun geniesse ich meinen Befreiungsschlag.»

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