Erste Festivals reagieren nach Bundesratsentscheid
Openair Gampel plant mit 10'000 Leuten pro Tag

Der Bundesrat will ab Juli Grossveranstaltungen mit 3000 Personen, ab September mit 10'000 Personen erlauben. Das Openair Gampel hat bereits reagiert und will einen Alternativ-Event auf die Beine stellen. Auch andere Festivals reagieren.
Publiziert: 28.04.2021 um 16:16 Uhr
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Aktualisiert: 29.04.2021 um 14:05 Uhr
Michel Imhof

Die Kulturbranche kann aufatmen: Endlich präsentiert der Bundesrat Veranstaltern einen konkreten Fahrplan, wie die Öffnungsschritte für Grossveranstaltungen aussehen sollen. So schickt er einen Vorschlag für die Öffnung für Events mit 3000 Personen ab Juli und mit 10'000 Menschen ab September den Kantonen zur Vernehmlassung.

Das Openair Gampel hat unmittelbar auf diese Ankündigung reagiert. Das Festival in seiner ursprünglichen Form werde zwar demnach auf 2022 verschoben, allerdings planen die Organisatoren eine kleinere Version für Anfang September. «Man prüft derzeit intensiv eine alternative Festivalvariante mit 10'000 Besuchern pro Tag vom 2. bis zum 5. September 2021», schreiben die Organisatoren. Damit soll «Iischi Party» auch 2021 möglich sein, einfach in einer anderen Form.

Test oder Impfung für Zutritt, Programm ändert sich

Geplant werde ein Event, den Menschen mit einem negativen Corona-Test oder einer Impfung betreten können. «Der Bundesrat geht nach wie vor davon aus, dass alle Bewohner der Schweiz, die dies auch wollen, bis Sommer geimpft sein können. In Kombination mit Schnelltests an den Eingängen sollte ein Festival in dieser Grössenordnung möglich sein», so die «Gampel»-Macher. Das geplante Programm werde sich aber ändern: «Einige Bands haben dem alternativen Projekt bereits zugestimmt, die anderen werden auf 2022 verschoben.» Für bereits erworbene Tickets werde es eine freiwillige Umtausch-Aktion geben.

In dieser Form kann das Openair Gampel auch 2021 nicht stattfinden.
Foto: Keystone
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Beim Montreux Jazz Festival ist man erfreut, dass die Strategie vom Bundesrat mit ihren Plänen für die Durchführung im Einklang steht. Bereits vor einigen Wochen hatte man das Konzept mit der Seebühne bekanntgegeben, deshalb müsse man beim Musik-Event, das für den 2. bis 17. Juli 2020 geplant ist, ändern: «Die Kapazitäten unserer Räume und Bühnen werden nicht erhöht. Allerdings werden wir eine geringere Aufteilung der Festivalbereiche ins Auge fassen können, die im Moment für 300 bis maximal 600 Personen geplant sind», erklärt Matthieu Jaton (45), Direktor des legendären Events am Genfersee.

Christoph Bill vom Branchenverband SMPA fordert weitere Antworten

Nüchterner reagiert Christoph Bill (49), Präsident des Branchenverbandes Schweizer Konzert-, Show- und Festivalveranstalter (SMPA) und Leiter des Heitere Open Air in Zofingen AG. «Wir sind dem Bundesrat und der Verwaltung dankbar. Allerdings kommen die Aussagen für die Festivals selber spät, wenn nicht zu spät und zudem sind noch viele Punkte offen. Der Weg zu den ersten Veranstaltungen ist also noch weit», sagt er. «Was resultiert aus der Vernehmlassung? Erhalten wir die kantonale Bewilligung und die Zusage für den Schutzschirm? Welche Bedingungen stellt der Bundesrat in der zweiten Juni-Hälfte noch auf? Eigentlich alles Parameter, die vor der Konzeption und Planung einer Veranstaltung klar sein müssten.»

Klar ist für ihn aber jetzt schon: Wenn im August nur 3000 Menschen zu einem Grossanlass zugelassen sind, kann er sein Heitere Open Air in der ursprünglichen Version nicht durchführen. Es seien aber schon Alternativformate ausgearbeitet worden. «Denkbar ist beispielsweise eine Verschiebung der Vollversion auf 2022 und die Umsetzung einer speziellen Heitere-Ausgabe dieses Jahr. Das braucht aber zahlreiche Abklärungen unsererseits, etwa mit den lokalen Behörden, den Acts und vielen weiteren Beteiligten.»

Zürich Openair will noch nicht entscheiden

Beim Zürich Openair, das jeweils zwischen Mitte und Ende August stattfindet, hält man sich bedeckt. «Wir sind in der Situation, dass wir noch nicht entscheiden müssen.», sagt Sprecherin Anita Spahni. «Weiterhin prüfen wir diverse Szenarien unter welchen wir eine Version des Zürich Openairs 2021 durchführen könnten.» Man bleibe bei den Organisatoren zuversichtlich und verfolge die weiteren Entscheidungen der Regierung. «Wir werden zu gegebenem Zeitpunkt informieren, aber zum heutigen Zeitpunkt bedarf es, wie gesagt, keine Entscheidung unsererseits.»

Die Baloise Session, die üblicherweise im Herbst in der Messe Basel über die Bühne geht, hat die diesjährige Austragung schon im Januar 2021 abgesagt. Ob mit den neuen Perspektiven des Bundesrates die Planungen wieder aufgenommen werden? «Eine Wiederaufnahme der Pläne für eine Baloise Session 2021 sind weder finanziell, logistisch noch programmatisch für uns möglich», stellt Beatrice Stirnimann, CEO der Baloise Session klar. Für dieses Jahr plane man monatlich einen Konzert-Livestream bei dem gegebenenfalls irgendwann auch Publikum vor Ort sein kann. Eine normale Durchführung ist erst 2022 wieder geplant.

Géraldine Knie (47), artistische Direktorin des Circus Knie sagt: «In der über 100-jährigen Geschichte des Schweizer National-Circus Knie hat es noch nie eine Zeit gegeben, in der wir so lange nicht auf Tournee waren. Wir sehnen uns alle nach unserem Publikum und den Auftritten und sind gerne bereit, die notwendigen Schutzmassnahmen zu treffen. Unsere kurze, aber schöne Tournee im vergangenen Jahr hat gezeigt, dass sich die Besucher nach Veranstaltungen sehnen und sie sich bei uns sicher gefühlt haben.» Sie fügt hinzu: «Wir hoffen auf ein baldiges Wiedersehen im Circus Knie» und wünscht allen: «Bleiben Sie gesund.»

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