War das einer der letzten Auftritte von Freddy Nock (†59)
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Show im Todesrad:War das einer der letzten Auftritte von Freddy Nock (†59)

Blick-Reporterin Flavia Schlittler über ihre Begegnungen mit dem Hochseilartisten
Freddy Nock war getrieben von Liebe und Verzweiflung

Einst waren Extremsportler Freddy Nock und sein Sohn unzertrennlich. Danach durfte er ihn nur noch unter Aufsicht sehen. Blick-Reporterin Flavia Schlittler hat vor allem eine Seite von ihm kennengelernt. Heute findet in Märstetten TG seine Abdankung statt.
Publiziert: 18.03.2024 um 11:00 Uhr
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Aktualisiert: 18.03.2024 um 11:21 Uhr
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Flavia SchlittlerRoyal- und People-Expertin

Ach, Freddy! Die Todesnachricht erschüttert mich wie viele andere. Mein erster Gedanke ging an deinen Sohn, mit zwölf im Teenageralter, welche Tragik. In all den Treffen mit dir während der vergangenen 12 Jahre ging es dir in erster Linie immer um ihn.

Ich habe dich als liebevollen, geduldigen und aufmerksamen Vater kennengelernt. Als du im September 2015 vom Kirchturm in Erlenbach ZH aus auf dem Hochseil über die Chilbi gegangen bist, da waren der damals kleine Junge mit den bewundernden Augen für seinen Papi und ich mit dir im Turm. Auf dem Platz dann schauten auch wir mit grossen Augen zu dir hoch. 

Deine eine Seite war strahlend

Du hast es auch da geschafft, den Menschen Ahs und Ohs zu entlocken. Der laute Applaus, die vielen strahlenden Gesichter bei deinem letzten Schritt vom Seil in die Sicherheit, dein gewinnendes Lachen von oben. Die Homestory, als du mit deiner damals glücklichen Familie in Uerkheim AG lebtest, wo du eine Rampe im Garten aufgebaut und mit deinem Sohn geübt hast. Er wollte damals werden wie du, und du hast ihn unterstützt darin. Mitten im Wohnzimmer lag der Staubsauger allen im Weg, doch er blieb dort. «Wenn er dir im Weg ist, geh halt drumherum», sagtest du lachend. Dein Lachen war voller Charme und Schalk.

Extremsportler Freddy Nock am 20. November 2019 im Gespräch mit Blick.
Foto: STEFAN BOHRER
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Extrem und erfolgreich als Artist. Höher, schneller, einmalig und einzigartig. Das war dein Anspruch an dich auf dem Hochseil, das hast du erreicht. Dafür gebührt dir alle Bewunderung! Das war die eine Seite von dir.

Deine andere Seite war dunkel

Extrem warst du offensichtlich auch privat. Anklage wegen versuchter Tötung, Gefängnis, Freispruch, Drogendelikte, Scheidungskampf, Sorgerechtsstreit. Deinen Sohn durftest du nur noch selten und nur unter Aufsicht sehen. Alle sind gegen dich – auch so hast du dich gesehen. Oft hast du mich angerufen oder mir seitenlange Erklärungen geschickt, wonach sämtliche Vorwürfe gegen dich erfunden seien. Gerne hätte ich dir geglaubt. Die gerichtlichen Untersuchungen und die Gespräche mit deiner Ex-Frau zeigten ein anderes Bild. Eines, das ich selber von dir nie gesehen habe.

Wie ich dich menschlich erlebt habe, war schön. So bleibt mir ein letzter Gruss und ein letzter Wunsch: Ruhe in Frieden, lieber Freddy.

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