Monika Kaelin wird 70 Jahre alt
«Ich spreche täglich mit Fritz»

Anfang Mai präsentiert Monika Kaelin zum 23. Mal den Prix Walo. Dieses Jahr feiert sie auch noch ihren 70. Geburtstag: Sie spricht im Interview über ihre Lebenslust und wie sie die Trauer über den Verlust ihres Lebensgefährten Fritz Künzli bewältigt.
Publiziert: 15.04.2024 um 10:10 Uhr
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Aktualisiert: 15.04.2024 um 10:50 Uhr
Dominik Hug und Aurelia Robles, GlücksPost
Glückspost

Überpünktlich fährt Monika Kaelin (69) zum Interview-Termin ein. Aus dem Kofferraum hievt sie zwei pinkfarbene Kostüme – die Show-Lady ist perfekt vorbereitet, ihre Professionalität wie eh und je spürbar. Vom Boden beim Beifahrer-Sitz greift sie noch schnell ihre Handtasche. Ein beiger Hut, verziert mit zwei Fotos von ihrem verstorbenen Lebensgefährten Fritz Künzli (†73), fällt auf dem Sitz auf. «Fritz fährt immer mit und passt auf mich auf, so wie er es immer getan hat.» Mit Schwung schliesst die Prix-Walo-Chefin die Tür. Sie ist bereit, pünktlich loszulegen.

GlücksPost: Sie werden im Herbst 70 Jahre alt. Wissen Sie schon, wie Sie feiern?
Monika Kaelin: Nein, das lasse ich noch offen. An meinem 60. habe ich ein grosses Fest gemacht. Aber zu meinem 70. werde ich das wohl kaum machen, dafür fehlt mir Fritz noch zu sehr. Im kleinen Rahmen wird aber sicher etwas organisiert.

Wie gehen Sie mit dem Älterwerden um?
Ich versuche das Alter zu ignorieren, habe aber zum Glück auch gute Gene und bin gesundheitlich zwäg. Ich lebe sehr gesund und treibe immer Sport, im Sommer gehe ich schwimmen, auch joggen und Velo fahren und zu Hause steht ein Hometrainer. Sehr wichtig ist auch, dass ich noch immer wahnsinnig viel Freude am Leben habe. Zudem bin ich «e Gschaffigi», ich arbeite viel. Man muss immer dranbleiben, sonst rostet man ein. Deswegen habe ich manchmal fast zu wenig Zeit für mich.

Monika Kaelin wird Anfang Mai zum 23. Mal den Prix Walo präsentieren.
Foto: Keystone
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Sie wirken auch immer so positiv...
Zu jammern nützt niemandem etwas. Nach diesem Prinzip wurde ich erzogen. Aber auch Fritz hat mich gelehrt, stets das Positive vor Augen zu halten, denn dann lebt man unbeschwerter. Er hat mich immer motiviert, wenn ich mal ans Limit kam oder mich Zweifel überkamen. Da sagte er jeweils: «Mach weiter, das kommt schon gut.» Nun bin ich allein und muss mich halt selbst motivieren. Das geht ganz gut. Zwischendurch muss man sich aber auch eine Auszeit gönnen, sonst geht man kaputt. Selbstdisziplin ist überaus wichtig. Auch wie man sich seine Zeit und Kräfte einteilt.

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Sie könnten sich längst pensionieren lassen. Was treibt Sie an?
Der Prix Walo ist meine grosse Leidenschaft, für die ich mich seit bald 30 Jahren ungemein gern engagiere. Die Schweizer Kultur ist meine Herzensangelegenheit. Es gibt so viele tolle Künstlerinnen und Künstler in diesem Land, zu denen man Sorge tragen muss, die man auch unterstützen muss. Für viele Junge ist der Prix Walo auch ein Sprungbrett. Ohne ihn wären sie vielleicht gar nie entdeckt worden. Wir haben ja in der Schweiz nicht viele Plattformen, um den Nachwuchs zu fördern.

Arbeiten Sie gerne mit Jungen?
Oh ja, sie sind wie ein Spiegel, in dem ich mich als junge Frau erkenne. Obwohl die Welt heute natürlich eine andere ist. Alles ist so furchtbar schnelllebig geworden. Auch durchs Internet und die sozialen Medien, die viele in die Isolation drängen. Jeder lebt in seiner eigenen Blase und guckt auf das kleine Bildschirmchen. Ich weiss nicht, wie gut das für unsere Gesellschaft ist.

Wären Sie gerne nochmals jung?
Die heutige Jugend ist nicht zu beneiden. Die Welt ist mit diesen ganzen Kriegen momentan keine lustige. Auch sind die Menschen egoistischer geworden, finde ich. Denke ich an meine Zeit früher, kommt es mir vor, als wären wir freier gewesen. Wir konnten uns noch entwickeln, ohne so viel Druck wie heute zu verspüren. Auch war der gesellschaftliche Zusammenhalt grösser. Man schaute besser zueinander. Ich denke nicht, dass ich heute nochmals jung sein möchte.

Persönlich

Monika Kaelin (69) ist ausgebildete Kindergärtnerin, studierte aber auch am Konservatorium Gesang und Violine. Schon früh wurde sie als Fotomodell entdeckt, drehte auch Filme. 1975 lernte sie in einem Zürcher Nachtclub Fussball-Idol Fritz Künzli (1946 – 2019) kennen. Am 24. August 1985 heiratete das Glamourpaar. Kaelin nahm 1987 am Grand Prix der Volksmusik teil. Seit 1998 amtiert sie als Präsidentin des Prix Walos. Künzli starb am 22. Dezember 2019 an den Folgen seiner Demenzerkrankung.

Monika Kaelin (69) ist ausgebildete Kindergärtnerin, studierte aber auch am Konservatorium Gesang und Violine. Schon früh wurde sie als Fotomodell entdeckt, drehte auch Filme. 1975 lernte sie in einem Zürcher Nachtclub Fussball-Idol Fritz Künzli (1946 – 2019) kennen. Am 24. August 1985 heiratete das Glamourpaar. Kaelin nahm 1987 am Grand Prix der Volksmusik teil. Seit 1998 amtiert sie als Präsidentin des Prix Walos. Künzli starb am 22. Dezember 2019 an den Folgen seiner Demenzerkrankung.

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Sie sagten einst, junge Talente seien für Sie ein Kinderersatz.
Ich übernehme gerne die Rolle des «Show-Gotti». Ich bin ja gelernte Kindergärtnerin. Selber habe ich keine Kinder bekommen können. Fritz und mir ist das leider nicht vergönnt gewesen. Man muss das Leben annehmen, wie es ist und das Beste daraus machen. Nun bin ich halt anderswie zu ganz vielen Kindern gekommen.

Sie reden oft von Fritz. Wie präsent ist er noch?
Fritz ist immer bei mir. Nämlich in meinem Herzen. Fritz gehört zu meinem Leben. Das wird so bleiben. Nur weil jemand gegangen ist, bedeutet das nicht, dass die Beziehung zu Ende ist. Fritz ist zwar physisch nicht mehr präsent, aber eine Verbindung ist dennoch da. Ich spreche täglich mit ihm. Wir haben alles zusammen gemacht, auch alles geteilt, wir lebten in Symbiose. Nun ist er dort oben und ich hier unten. Er ist mein Schutzengel.

War das von Anfang an so?
Ja. Vom ersten Moment an, als ich ihn kennenlernte, fühlte ich mich wie angekommen. Das geht doch den meisten grossen Lieben so. Und nach 45 Jahren dieser schönen Zweisamkeit, in der wir beide immer am selben Strick gezogen haben, sitzt du plötzlich allein zu Hause, kannst nichts mehr besprechen, musst allein ins Bett, musst für dich allein kochen, allein fernsehen. Das war für mich anfänglich sehr schwierig zu ertragen. Und ich bin noch heute nicht gerne allein daheim.

Glauben Sie an ein Wiedersehen?
Natürlich. Im Himmel! Ich bin Katholikin, bete viel und gehe auch regelmässig in die Kirche. Der Glaube und die Hoffnung sind mir sehr wichtig. Deswegen belastet mich der Tod auch nicht gross. Die Vergänglichkeit gehört zum Leben.

Sieben Tipps von Monika Kaelin für Alleinstehende
  • Bleiben Sie aktiv und in Bewegung. Gehen Sie unter die Leute und suchen Sie die Gesellschaft.
  • Tragen Sie Sorge zu sich und tun Sie sich viel Gutes: Auch für sich allein kann man wunderbar kochen.
  • Beginnen Sie Dinge zu schätzen, die auch alleine Spass machen: Sport treiben, Kreuzworträtsel lösen oder ein Buch lesen.
  • Den Alltag möglichst strukturiert gestalten. Beispielsweise jeden Tag zur selben Zeit aufstehen, essen, eine halbe Stunde spazieren gehen.
  • Verschliessen Sie sich nicht vor neuen Begegnungen. Einsamkeit ist für die geistige Gesundheit gefährlich.
  • Bleiben Sie informiert über das Weltgeschehen. Bleiben Sie neugierig und interessiert.
  • Machen Sie regelmässig mit guten Freunden ab. Je mehr man sich austauscht, desto mehr fühlt man sich aufgehoben.
  • Bleiben Sie aktiv und in Bewegung. Gehen Sie unter die Leute und suchen Sie die Gesellschaft.
  • Tragen Sie Sorge zu sich und tun Sie sich viel Gutes: Auch für sich allein kann man wunderbar kochen.
  • Beginnen Sie Dinge zu schätzen, die auch alleine Spass machen: Sport treiben, Kreuzworträtsel lösen oder ein Buch lesen.
  • Den Alltag möglichst strukturiert gestalten. Beispielsweise jeden Tag zur selben Zeit aufstehen, essen, eine halbe Stunde spazieren gehen.
  • Verschliessen Sie sich nicht vor neuen Begegnungen. Einsamkeit ist für die geistige Gesundheit gefährlich.
  • Bleiben Sie informiert über das Weltgeschehen. Bleiben Sie neugierig und interessiert.
  • Machen Sie regelmässig mit guten Freunden ab. Je mehr man sich austauscht, desto mehr fühlt man sich aufgehoben.
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Wie gross ist der Schmerz über seinen Verlust heute?
Mal mehr, mal weniger. Ich denke nicht, dass der Schmerz über den Verlust eines geliebten Menschen je ganz verschwindet. Man lernt einfach, besser mit diesem Schmerz umzugehen. Ich bin glücklich heute. Auch Fritz zuliebe. Er hätte keine Freude an mir, wenn ich immer noch am Boden zerstört wäre.

Nach seinem Tod 2019 haben Sie angefangen, als Pflegerin zu arbeiten...
Ja, vor allem in der Coronazeit, als die Showbranche stillstand und wohl auch, um die Lücke, die sein Tod hinterlassen hat, sinnvoll zu füllen. Ich arbeitete drei Jahre teilzeit in der Zürcher Hirslanden-Klinik, wo Fritz immer sehr gut gepflegt worden war und ich vieles erlernte, denn ich wollte etwas zurückgeben. Nach dem Prix Walo werde ich gerne wieder ab und zu einspringen. Diese Arbeit tut mir gut. Es gibt so viele kranke und leidende Menschen. Und das Personal kommt oft an seine Grenzen. Ich will helfen. Gutes tun und Freude bereiten war schon immer mein Motto. Das hat mit meiner Erziehung und meinem Glauben zu tun. Ich finde, es ist unsere Pflicht als Mensch, dass man anderen hilft. Ich habe aber noch andere Träume und Pläne.

Was für welche?
Mich zieht es zurück auf die Bühne. Ich werde wieder öfter als Sängerin auftreten und auch Theater spielen. Da gibt’s auch schon eine Idee. Darüber kann ich aber noch nicht mehr sagen.

Haben Sie noch andere Träume?
Ja, ich spüre ganz fest, dass noch etwas anderes kommen wird. Aber ich kann noch nicht mit dem Finger drauf zeigen. Ich fühle mich momentan wie ein Pferdli, das über den Zaun springen möchte. Was konkret kommen wird, weiss ich aber noch nicht. Nur: Ich möchte wieder einmal ausbrechen. Es kribbelt in mir.

Vielleicht auch in Ihrem Privatleben? Oder haben Sie mit der Liebe abgeschlossen?
Ich glaube, so eine Frage kann niemand beantworten. Denn keiner weiss, was morgen sein wird. Das Leben bringt oft Überraschendes mit sich. Man darf sich dem nur nicht verschliessen. Ich bin zum Glück ein sehr spontaner, auch flexibler Mensch. Mit Unvorhersehbarem komme ich in der Regel sehr gut zurecht.

Was bereuen Sie im Leben?
Nichts. Jeder macht schlechte Erfahrungen, das ist normal. Mit diesen müssen wir lernen zu leben, sonst schleppen wir sie nur als Last mit uns herum. Viele dieser Erfahrungen entpuppen sich im Nachhinein auch als wertvoll.

Die 48. Ausgabe von «Prix Walo» wird am 4. Mai von SRF und Blick TV übertragen. 


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