SRF-Serie «Neumatt»
Der Klischeefalle entkommen

Dank starker Regie (Sabine Boss, Pierre Monnard) und einem ebensolchen Hauptdarsteller-Trio (Julian Koechlin, Rachel Braunschweig, Sophie Hutter) ist die neue SRF-Serie «Neumatt» geglückt und macht Lust auf Staffel 2, die im nächsten Frühling gedreht wird.
Publiziert: 27.09.2021 um 06:55 Uhr
Jean-Claude Galli

Die Angst war nicht unbegründet: Der smarte Unternehmensberater Michael Wyss muss unter dem Titel «Neumatt» nach dem Tod des Vaters den elterlichen Bauernhof vor dem Ruin retten und gleichzeitig die eigenen Dämonen bannen – das hätte schnell in der Klischeefalle oder einem zeitgenössischen Abklatsch des Franz-Schnyder-Klassikers «Die Käserei in der Vehfreude» enden können.

Doch bereits die allererste Einstellung – Hauptdarsteller Julian Koechlin (29) beim Bull Riding im Grossraumbüro – deutet an, dass sich die neue SRF-Serie (läuft seit gestern Sonntag bis 30. September) nicht vor ähnlich ausgerichteten internationalen Produktionen verstecken muss. Schweizer Eigenheiten und die Stadt-Land-Reibung geben dramaturgisch etwas her, wenn die Ernsthaftigkeit das Folkloristische im Zaum hält.

Abstriche bei der Musik

Entscheidend sind in erster Linie das starke Hauptdarsteller-Trio – nebst Koechlin auch Rachel Braunschweig (53) und Sophie Hutter (31) – sowie die Doppel-Regie mit Sabine Boss (55) und Pierre Monnard (45). Abstriche gibt es beim arg konstruierten Erzählstrang, der die Consulting-Firma plötzlich die Zukunft des Hofs ebenfalls bedrohen lässt; und bei der Musik (Michael Künstle, Matteo Pagamici), die dupliziert, was auf den Bildern schon zu sehen ist, dem Zuschauer kaum Raum zum Nachdenken lässt und ihn schier erdrückt.

«Neumatt»-Hauptrollen-Trio (von links): Sophie Hutter, Julian Koechlin und Rachel Braunschweig.
Foto: SRF/Sava Hlavacek
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Eine Anspielung auf «Die Käserei in der Vehfreude» gibt es dennoch, wie vieles in «Neumatt» ist sie geglückt: Christoph Gaugler (63) spielt einen tobenden Bauern, seinen Vater Hans Gaugler (1913–1997) kennen ältere Semester noch als grossen Unheilsbringer in mehreren Gotthelf-Verfilmungen.

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