Tatort-Kommissarin verrät, worum es in der Episode geht
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«Von Affen und Menschen»:Tatort-Kommissarin verrät, worum es in der Episode geht

«Tatort»-Kommissarin Anna Pieri Zuercher im Interview
«Ich möchte ein seltener bunter Vogel sein»

In der siebten «Tatort»-Episode «Von Affen und Menschen» bekommt es Anna Pieri Zuercher als Isabelle Grandjean mit einer Mordserie zu tun, die im Zoo Zürich ihren Anfang nimmt. Blick hat sich mit Pieri Zuercher über Gier, Geld und die Angst vorm Fliegen unterhalten.
Publiziert: 07.04.2024 um 00:19 Uhr
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Aktualisiert: 08.04.2024 um 10:30 Uhr
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Jean-Claude GalliRedaktor People

Blick trifft «Tatort»-Kommissarin Isabelle Grandjean alias Anna Pieri Zuercher (45) bei einer Crew-Premiere der neuen «Tatort»-Folge «Von Affen und Menschen» im Zürcher Kino Riffraff, während ihre Schauspielpartnerin Carol Schuler (37) im Theater Neumarkt probt. Der erste Tote im siebten Zürcher Fall, der am kommenden Sonntag, 14. April auf SRF 1 läuft und auch im Zoo Zürich spielt, ist der Schimpanse Tembo.

Blick: Dass sich Menschen und Affen fast zu 100 Prozent ähnlich sind, ist der rote Faden im neuen Fall. Wo unterscheiden sie sich?
Anna Pieri Zuercher: Wohl nur in der Gier des Menschen. Und wir wissen, dass wir sterben müssen, sie vielleicht nicht. Sonst sind wir wirklich beinahe gleich.

In Basel gab es vor zwei Jahren eine Abstimmung darüber, ob Primaten die gleichen Rechte wie Menschen bekommen sollen. Wenn man sich diesen «Tatort» anschaut, hätte man die Initiative fast annehmen müssen ...
Man sollte Affen und überhaupt alle Tiere generell viel mehr respektieren. Aber wenn nun ein Schimpanse hier hineinkäme und einen Kaffee bestellen würde, möchte ich sehen, wie Sie reagieren (schmunzelt).

Anna Pieri Zuercher an der Bar des Zürcher Kinos Riffraff. Die Schauspielerin verkörpert die Schweiz in ihrer ganzen Vielfältigkeit, ist in Biel aufgewachsen, lebt in Lausanne und hat Wurzeln im Tessin.
Foto: Philippe Rossier
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Es geht vor allem um Gier und Eitelkeit in der Folge. Dieser «Tatort» ist archaisch, ruppig und sehr verrückt. Einmalig für eine Schweizer Folge, nicht?
Wir haben wirklich etwas gewagt und sind das Risiko mit dem schrägen Humor eingegangen. Ich habe es geliebt, weil wir damit auch etwas Distanz zur klassischen Kommissarinnen-Figur schaffen konnten. Carol und ich dürfen Seiten zeigen, die das Publikum noch nicht von uns kennt. Besonders Isabelle ist immer so seriös, so professionell und ziemlich verschlossen. Jetzt darf sie plötzlich ihre kindliche Seite präsentieren. Und das Publikum kann so auch mehr Empathie zu den Figuren entwickeln. Das heitere Genre lässt dies zu. In einem Drama wäre eine solche Leichtigkeit nicht möglich gewesen.

Dazu war aber auch ein entsprechendes Drehbuch nötig. Lorenz Langenegger und Stefan Brunner wurden dafür gerade mit dem Deutschen Fernsehkrimi-Preis ausgezeichnet ...
Absolut zu Recht, wie ich finde. Es war ein purer Spass, es umzusetzen. Und Regisseur Michael Schaerer gab uns alle möglichen Freiheiten. Er liess uns Raum, und wir durften viel improvisieren.

Es gab in den ersten sechs Zürcher «Tatort»-Fällen nicht nur Glanzpunkte. Manche Folgen wirkten hölzern, und eine Dynamik zwischen den Kommissarinnen wollte lange nicht entstehen. Sind Sie jetzt in der Serie angekommen?
Ja, wir sind endlich da, wo wir immer hinwollten. Aber ohne dieses Drehbuch wäre es nicht gegangen. Es beschreibt keinen abgeschlossenen Fall, die Geschichte dreht immer weiter. Sie ist organisch, erzeugt Resonanz und lässt die Figuren zum Klingen bringen.

Die Gier, eine der sieben «Todsünden», ist der Treiber der Story. Gibt es bei der Arbeit als Schauspielerin auch eine Art Gier?
Der Reiz ist da, immer mehr Aufträge zu wollen, bessere Engagements. Ich glaube aber, dass ich mich davon nicht zu stark beeinflussen lasse und stets rasch zu meinem Zentrum zurückfinde. Meine Familie ist mir sehr wichtig, sie ist das Wichtigste überhaupt. Ihretwegen hebe ich nicht ab und kann die Balance halten.

Der Wunsch, reich zu sein, ist in unserer Gesellschaft allgegenwärtig. Was sind Sie diesbezüglich für ein Typ?
Ich selber habe Löcher in meinen Taschen, wie man auf Französisch sagt. Das Geld, das ich verdiene, verschwindet immer. Geld macht sicher nicht glücklich. Aber Geld macht das Leben einfacher, das muss ich schon zugeben. In meinem Beruf sind die Einkünfte grossen Schwankungen unterworfen. Es gibt gute und schlechte Jahre. Und ein Ende ist keines in Sicht. Ich kann nie sagen: «Nun habe ich es geschafft, nun kann mir nichts mehr passieren.» Die Situation kann sich stets ändern, täglich.

Sie und Carol Schuler machen den Zürcher «Tatort» jetzt über vier Jahre lang. Haben Sie sich insgeheim eine Grenze gesetzt, wie lange Sie das durchziehen?
Also zuerst einmal darf ich sagen: Ich habe wahnsinnig viel Spass, Isabelle zu spielen. Das ist ganz etwas anderes als ein abgeschlossener Film. Dort wechselt man ständig die Figuren und das Team. Hier ist wie ein Ensemble, wie im Theater. Wir treffen uns zweimal im Jahr und realisieren eine neue Folge. Das ist fantastisch, und ich bin sehr dankbar dafür. Und bei der Figur von Isabelle ist noch lange nicht auserzählt. Das Publikum muss sich also vorerst keine Sorgen machen.

Persönlich: Anna Pieri Zuercher

Anna Pieri Zuercher wuchs in Biel BE auf und liess sich in Bern zur Pianistin und in Lausanne VD zur Schauspielerin ausbilden. Dank ihrer Mutter spricht die passionierte Köchin auch fliessend Italienisch. Ihr Filmdebüt gab Pieri Zuercher 2004 in «Paul s'en va» von Altmeister Alain Tanner (1929–2022), parallel spielte sie Theater. 2019 wurde sie mit Carol Schuler (37) als neue «Tatort»-Kommissarin vorgestellt. Der erste Fall «Züri brännt» erschien 2020. 2022 war sie Teil der Westschweizer Krimireihe «Hors Saison» und 2023 bei der Tessiner Krimiserie «Alter Ego» dabei. Pieri Zuercher ist seit 2016 mit Kameramann Pietro Zuercher (48) verheiratet, gemeinsam haben sie einen Sohn und leben in Lausanne.

Anna Pieri Zuercher wuchs in Biel BE auf und liess sich in Bern zur Pianistin und in Lausanne VD zur Schauspielerin ausbilden. Dank ihrer Mutter spricht die passionierte Köchin auch fliessend Italienisch. Ihr Filmdebüt gab Pieri Zuercher 2004 in «Paul s'en va» von Altmeister Alain Tanner (1929–2022), parallel spielte sie Theater. 2019 wurde sie mit Carol Schuler (37) als neue «Tatort»-Kommissarin vorgestellt. Der erste Fall «Züri brännt» erschien 2020. 2022 war sie Teil der Westschweizer Krimireihe «Hors Saison» und 2023 bei der Tessiner Krimiserie «Alter Ego» dabei. Pieri Zuercher ist seit 2016 mit Kameramann Pietro Zuercher (48) verheiratet, gemeinsam haben sie einen Sohn und leben in Lausanne.

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Um zu den Affen und dem Zoo zurückzukehren: Ist Ihre Situation als bekannte Schauspielerin auch ein bisschen mit jener eines Tiers vergleichbar, das im Zoo bestaunt oder auch begafft wird?
Die Menschen begegnen mir mit sehr viel Respekt. Viele sagen zwar Hallo, kommen aber meistens nicht näher. Oft begreifen sie wohl gar nicht, dass ich die Kommissarin bin. Sie denken bloss, sie kennen mich von irgendwo. Sagen Tschau, und dann beginnt das Gespräch zu stocken, weil sie sich überlegen, woher sie mich denn kennen. Wenn ich als Figur ein kleiner Teil ihres Lebens bin, habe ich nichts dagegen. Und wer mich nicht mag, schaltet den Fernseher gar nicht erst ein. Es gibt oft schöne Momente. Gerade heute Morgen hat mir ein Mann im Tram zugelächelt. Und ich spürte dabei sehr viel positive Energie. Auf einem Swiss-Flug hat mir kürzlich ein Flight-Attendant augenzwinkernd eine Flasche Champagner spendiert. Es lohnt sich also doch, «Tatort»-Kommissarin zu werden (lacht).

Und wenn Sie stattdessen als Tier zur Welt gekommen wären: Was hätten Sie sein wollen?
Oh mein Gott (fasst sich an den Kopf). Das habe ich mir noch nie überlegt. Vielleicht ein seltener, bunter Vogel, der reist und immer unterwegs ist? Oder ein Fisch im Wasser, aber bitte nicht zu tief unten? Ein Wal? Die sind so schön gross. Sie müssen wissen, ich leide unter starker Höhenangst. Deshalb wäre das mit dem Vogelsein schwierig geworden. Eigentlich möchte ich fliegen können, ohne Angst zu haben. Und ich habe ja schon Tiere um mich herum. Einen Hund, einen verspielten Labrador. Und eine Katze, die sehr alt ist. Die vertragen sich gut. Der Hund hat grossen Respekt vor der Katze. Sie ist die klare Chefin.

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