Das sind die Konsequenzen nach den Belästigungen
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Der Fokus zur SRG auf Blick TV:Das sind die Konsequenzen nach den Belästigungen

Knall nach SRG-Belästigungsaffäre
TV-Chef gefeuert, Marchand bleibt

Die SRG zieht Konsequenzen aus den Belästigungsvorwürfen beim Westschweizer Fernsehen. Direktor Gilles Marchand darf trotz vorgängiger heftiger Kritik bleiben.
Publiziert: 16.04.2021 um 07:31 Uhr
|
Aktualisiert: 20.04.2021 um 19:05 Uhr
SRG-Chef Gilles Marchand sieht sich mit grosser Kritik konfrontiert.
Foto: Thomas Meier
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Nach der Untersuchung von Belästigungsvorwürfen beim Westschweizer Radio und Fernsehen RTS verlassen der TV-Chefredaktor und der Leiter der Personalabteilung den Sender. SRG-Generaldirektor Gilles Marchand (59) und RTS-Chef Pascal Crittin (52) dürfen bleiben.

Der Verwaltungsrat sprach Marchand und Crittin sein Vertrauen aus. Der damalige RTS-Direktor Gilles Marchand habe seine «sekundäre Aufsichtsverantwortung» zwar «zu wenig wahrgenommen», teilte die Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) am Freitag mit. Das stelle in der Einschätzung der Gutachterinnen und Gutachter aber keinen «gravierenden Fehler» dar.

Der Verwaltungsrat sei deshalb der Ansicht, dass Marchand die richtige Person für die SRG sei, um die geforderten Veränderungen in der Unternehmenskultur durchzusetzen. Dem aktuellen RTS-Direktor Pascal Crittin könne kein Fehlverhalten vorgeworfen werden. Es bestehe deshalb kein Handlungsbedarf.

Am 31. Oktober hatte die Westschweizer Zeitung «Le Temps» unter Berufung auf anonyme Quellen enthüllt, dass es innerhalb von RTS während Jahren zu Mobbing und zu sexueller Belästigung gekommen sei. Die Befragten berichteten in der Recherche von offener Belästigung, ungewollten Küssen, anzüglichen Kommentaren und systematischem Machtmissbrauch.

Angeschuldigt wurden drei Mitarbeiter, darunter der langjährige «Tagesschau»-Moderator Darius Rochebin (54). Die Direktion und die Personalverantwortlichen von RTS hätten konsequent weggeschaut. Rochebin, der im Herbst zum französischen Nachrichtensender LCI wechselte, reichte unterdessen Verleumdungsklage gegen «Le Temps» ein.

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Rochebin habe sich nicht schuldig gemacht

Die von der SRG eingesetzten unabhängigen Sachverständigen kamen nun zum Schluss, dass sich Rochebin keiner sexuellen Belästigung oder des Mobbings schuldig gemacht habe. An der Medienkonferenz wurde betont, dass es «keine Anzeichen für Machtmissbrauch» gebe.

In den beiden anderen Fällen hingegen hätten die Expertinnen und Experten Handlungen festgestellt, die als Belästigung qualifiziert worden seien. In beiden Fällen habe RTS Massnahmen ergriffen.

Medienministerin Simonetta Sommaruga (60) reagierte auf die Ergebnisse der Untersuchung. Dass Mitarbeitende sexuell belästigt worden seien, sei «inakzeptabel». Sie erwarte von der SRG, dass sie alles unternehme, um weitere Vorfälle zu vermeiden und Sexismus, Belästigung und Diskriminierung zu verhindern. «Den Worten müssen Taten folgen», heisst es in einer Mitteilung. (SDA/bnr)

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Kritik von Gewerkschaft

Noch während der Pressekonferenz meldete sich die Gewerkschaft SSM kritisch zu Wort: «Die Massnahmen reichen nicht aus, um das Vertrauen in die SRG-Führung wiederherzustellen», heisst es in der Mitteilung. Heute sei erst ein kleiner Schritt getan. Das Schweizer Syndikat Medienschaffender (SSM) fordert nun, dass das Personal künftig bei der Ernennung von Führungskräften mitbestimmen kann. Ebenso soll es in wichtige Entscheidungsprozesse frühzeitig miteinbezogen werden.

Das SSM sieht die Rolle des SRG-Direktors Gilles Marchand weiterhin als problematisch, weil er in mindestens einem Fall 2014 durch das SSM informiert worden war und nicht adäquat gehandelt hatte. Nach Bekanntwerden der Vorfälle erklärte er öffentlich, dass er nichts von den Vorfällen gewusst habe. Dies hat zu einem Vertrauensbruch beim Personal der SRG geführt.

Noch während der Pressekonferenz meldete sich die Gewerkschaft SSM kritisch zu Wort: «Die Massnahmen reichen nicht aus, um das Vertrauen in die SRG-Führung wiederherzustellen», heisst es in der Mitteilung. Heute sei erst ein kleiner Schritt getan. Das Schweizer Syndikat Medienschaffender (SSM) fordert nun, dass das Personal künftig bei der Ernennung von Führungskräften mitbestimmen kann. Ebenso soll es in wichtige Entscheidungsprozesse frühzeitig miteinbezogen werden.

Das SSM sieht die Rolle des SRG-Direktors Gilles Marchand weiterhin als problematisch, weil er in mindestens einem Fall 2014 durch das SSM informiert worden war und nicht adäquat gehandelt hatte. Nach Bekanntwerden der Vorfälle erklärte er öffentlich, dass er nichts von den Vorfällen gewusst habe. Dies hat zu einem Vertrauensbruch beim Personal der SRG geführt.

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