Krimikolumne
Selbstmord, Mord – oder sonst was?

Der Franken-«Tatort» um Kommissar Voss' verflossene Beziehung zu einer toten Industriellentochter wird nach nervigem Anfang ziemlich gut. Versprochen!
Publiziert: 04.06.2023 um 18:06 Uhr
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Silvia TschuiGesellschafts-Redaktorin

Dieser «Tatort» braucht zunächst etwas Zeit und guten Willen. Etwa, um die filmschulmässigen (1. Semester) Kameratrickli in den ersten zehn Minuten zu ignorieren und schliesslich grosszügig zu verzeihen. Oder, um die zunächst durchaus nervige Durchmusikalisierung mit je nach musikalischer Prägung des Zuschauers wirklich nervtötendem Gesang auszuhalten.

Hält man durch, entwickelt die Kameraarbeit, die sich zunehmend mehr zutraut, einen richtigen Sog – schönes Licht, wunderbare Einstellungen, Gesichter, wie aus Holz geschnitzt. Roger Federer, pardon, sein Doppelgänger Kommissar Voss (– ich musste mal wieder. Ich erlaube mir diesen Kommentar über Schauspieler Fabian Hinrichs Aussehen nur jedes dritte Mal –), wird von seinem Jugendfreund angerufen, der jetzt Priester ist: In seiner nächsten Predigt würde er etwas erzählen, das Voss unbedingt hören müsse. Voss kommt, spricht seinen Freund kurz und findet ihn vor der Predigt erstochen auf. Der Laptop, auf dem er während der Predigt etwas zeigen wollte, fehlt.

Auf der Zielgeraden folgt der Schlenker

Den Priester und Voss verbindet die verflossene Liebe zur titelgebenden Toni, einer schwerreiche Industriellentochter, die vor zwei Jahren Selbstmord begangen hat. Zu ihr wollte der Priester etwas sagen. Dafür hat er auch extra die Familie der Toten aufgeboten. Zur Predigt kommts aus bekannten Gründen nicht, und die Familie zeigt sich auffällig unkooperativ beim Beantworten der Frage, was wohl die Gründe für den Selbstmord gewesen sein könnten. Und wenn auch der Grund kilometerweise gegen den Wind klar zu sein scheint – zum Schluss gibts eine überraschende Wende. Kann man sehen!

Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel) muss Felix Voss (Fabian Hinrichs) verarzten. Der geriet in die Bredouille, …
Foto: Das Erste
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«Tatort»: «Hochamt für Toni», SRF 1, 20.05 Uhr
Wertung: Dreieinhalb von fünf


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