Arbeitslose sollen wegen Corona-Krise zusätzliche 66 Taggelder erhalten
So will der Bundesrat die Welle von Ausgesteuerten verhindern

Die Corona-Krise macht es für Arbeitslose schwierig, eine neue Stelle zu finden. Ausgesteuerten droht der Absturz in die Sozialhilfe. Der Bundesrat diskutiert deshalb eine temporäre Verlängerung des Taggeldbezugs um zusätzlich 66 Tage.
Publiziert: 26.01.2021 um 17:14 Uhr
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Aktualisiert: 26.01.2021 um 17:25 Uhr
Ruedi Studer

Seit Wochen machen die Gewerkschaften Druck: Arbeitslose sollen wie schon in der ersten Corona-Welle länger Taggeld erhalten, finden sie mitten in der Corona-Krise doch keinen neuen Job. Denn die Zahl der Ausgesteuerten, die sonst bei der Sozialhilfe landen, droht im Lockdown zu explodieren. So rechnet die Schweizerische Konferenz für Sozialhilfe (Skos) mit 58'000 Unterstützungsfällen bis ins Jahr 2022.

Nun endlich findet die Forderung bei SVP-Wirtschaftsminister Guy Parmelin (61) Gehör. Dem Vernehmen nach beantragt er seinen Regierungskollegen an der Sitzung vom Mittwoch, den Taggeldbezug auszuweiten – und zwar um bis zu 66 Tage zusätzlich. Damit will er eine Aussteuerungswelle verhindern.

Im ersten Lockdown zeigte sich der Bundesrat noch grosszügiger mit einer temporären Ausweitung um 120 Taggelder. Zu normalen Zeiten gilt ein Bezug von maximal 200 Taggeldern bei jüngeren und bis zu 520 Taggelder bei älteren Arbeitslosen.

Wirtschaftsminister Guy Parmelin will den Taggeldbezug für Arbeitslose wegen der Corona-Krise temporär ausweiten.
Foto: keystone-sda.ch
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Nach Corona-Wirtschaftsgipfel

Am Montag hatten die Gewerkschaften dem SVP-Magistraten am Corona-Wirtschaftsgipfel noch einmal ins Gewissen geredet. «Mit der Teilschliessung der Wirtschaft ist es für Arbeitslose in gewissen Branchen praktisch unmöglich geworden, eine Stelle zu finden», sagt SGB-Chefökonom Daniel Lampart zu BLICK.

«Die drohenden Aussteuerungen sind für die Betroffenen eine Tragödie – und nicht selten der Beginn einer Teufelsspirale.» Umso mehr, als die Arbeitslosigkeit gerade in der Gruppe der über 55-Jährigen beunruhigend hoch bleibe.

«Jeder Tag zählt»

Lampart hofft, dass der Bundesrat nun am Mittwoch tatsächlich Nägel mit Köpfen macht. «Es braucht dringend eine Verlängerung der Anzahl Taggelder sowie der Rahmenfristen in der Arbeitslosenversicherung, um Aussteuerungen zu verhindern.» Dieser Schutz sei jetzt längst überfällig.

Für ihn ist nämlich klar, dass die Lockdown-Einschränkungen mit wirtschaftlichen Stützungs­massnahmen verbunden sein müssten. «Das gilt auch für Arbeitslose», so Lampart. Er hofft, dass die Bezugsverlängerung möglichst rasch in Kraft tritt. «Für die Betroffenen zählt jeder Tag.»


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