Bald laufen die ersten Covid-Zertifikate aus
Jetzt droht das Ferien-Chaos!

Geimpft und trotzdem nur Ferien daheim erlaubt? Das droht vielen, wenn das Zertifikat vor den Sommerferien ausläuft.
Publiziert: 20.04.2022 um 16:37 Uhr
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Aktualisiert: 24.05.2022 um 16:54 Uhr
In der Covid-App kann man nun prüfen, ob das Zertifikat für die Einreise ins Ausland gültig ist.
Foto: Screenshot
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Sophie Reinhardt

So mancher, der derzeit einen Blick auf seine Covid-App wirft, erlebt eine böse Überraschung: Bei vielen, die nur zweifach geimpft sind, läuft in den nächsten Wochen das Impfzertifikat ab! Seit Februar gilt dieses nämlich nur noch 270 Tage – und nicht wie davor kommuniziert 365 Tage. Der Bundesrat erklärte die verkürzte Gültigkeitsdauer mit einer Angleichung an das EU-Recht: «Damit bleibt das Zertifikat in der EU weiterhin anerkannt.»

Doch: Damit fallen die Sommerferien in etlichen Ländern ins Wasser – oder werden sehr mühsam. Für viele beliebte Destinationen ist nämlich weiterhin ein 3G-Nachweis erforderlich. So wollen Italien oder Spanien bei der Einreise ein gültiges Zertifikat sehen. Wer das nicht vorweisen kann, braucht einen aktuellen Covid-Test.

2,3 Millionen Leute betroffen

Das Ablaufdatum betrifft ziemlich viele. Zwar sind 6 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner doppelt geimpft. Aber nur 3,7 Millionen haben sich auch den Booster geben lassen. Das heisst: 2,3 Millionen Zertifikate dürften bis Ende Juni auslaufen.

Verschärfen dürfte sich die Situation im Spätsommer, wenn auch die Zertifikate der Geboosterten ablaufen. Zuerst wird es ältere Menschen treffen, die früh geimpft wurden. Und in den Herbstferien dürfte kaum mehr ein Zertifikat gültig sein.

Reisebüros in Sorge, das BAG schweigt

Die Reiseveranstalter machen sich deswegen bereits Sorgen – und handeln. Die Tourismusbranche habe deshalb beim Bundesrat angeklopft, sagt Walter Kunz, Geschäftsführer des Schweizer Reise-Verbands. Es brauche unbedingt eine einheitliche europäische Lösung.

Beim Bund aber scheint es keinen Plan zu geben, um die Reisefreiheit in den Sommerferien zu garantieren. Auch auf mehrfache Nachfrage heisst es beim zuständigen Bundesamt für Gesundheit (BAG) nur, die Schweiz verfolge «weiterhin aufmerksam die epidemiologischen Entwicklungen» und sei «in ständigem Kontakt mit der EU in Bezug auf Anpassungen, die die Verwendung der Zertifikate betreffen».

Falls nötig, würden «die entsprechenden Möglichkeiten geschaffen, damit Reisen möglich bleibt». Doch wie diese aussehen könnten und ob sie noch vor den Sommerferien ergriffen werden – darauf erhält Blick keine brauchbare Antwort.

Mit ungültigem Zertifikat in die Ferien

Und so heisst es für viele doppelt Geimpfte in diesem Jahr: Augen auf beim Reise-Kauf! Denn bei Auslandsreisen sind nicht die Schweizer Regeln relevant, sondern jene des Ziellandes. Weshalb man sich gut über die Einreiseregeln der Traumdestination informieren sollte. Und da gibt es durchaus auch gute Neuigkeiten: So ist für die Einreise in die Niederlande aktuell kein Impf-, Genesenen- oder Testnachweis mehr notwendig.

Und je nach Feriendestination kann sogar ein in der Schweiz abgelaufenes Zertifikat benutzt werden. Beispiel Italien: Wer die dritte Covid-Impfung erhalten hat, kann jederzeit einreisen, weil Italien die Gültigkeitsdauer für Booster-Zertifikate nicht zeitlich beschränkt hat.

Damit kommt das Land einer EU-Empfehlung nach. Die EU-Kommission selbst will nämlich keine zeitlichen Zertifikatsbeschränkungen für Geboosterte. Pikant: Während sich die Schweiz der EU anschloss, als es um die Verkürzung der Gültigkeitsdauer ging, kommt der Bund dieser Booster-Empfehlung aus Brüssel bisher nicht nach. Das würde zumindest die hiesige Tourismusbranche freuen, die im Sommer auf ausländische Gäste hofft.

Vierte Impfung nicht in Sicht

Das Zertifikat vor Reiseantritt mit einer vierten Impfung verlängern kann man in der Schweiz auch nicht. Obwohl andere Länder bereits eine solche besonders für gefährdete Personen empfehlen, heisst es beim BAG, dass es derzeit keine wissenschaftlichen Belege für die Notwendigkeit einer vierten Impfdosis gebe.

Währenddessen rücken die Ferien immer näher – und die Reisebüros werden nervöser. Bis Ende April, so ihre Forderung, erwarten sie Informationen vom Bund in dieser Frage.

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