Begehrtes Personal
Armee und Spitäler zanken um Medizinstudenten

Medizinstudenten sind in der Armee beliebte Rekruten. Darum soll der Zivildienst für sie jetzt unattraktiver werden. Den Spitälern gefällt das allerdings nicht. Sie sehen die angehenden Ärzte lieber als Zivis, denn so dienen sie ihnen als hilfreiches Personal.
Publiziert: 07.06.2024 um 12:28 Uhr
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Céline ZahnoPraktikantin Politik

Der Armee laufen die Rekruten davon. Das schmerzt, besonders bei begehrten Medizinstudenten. Der Armee fehlt es nämlich an Militärärzten. Das sind junge Mediziner, die gerade das Studium abgeschlossen haben und in der Armee ihren eigenen Dienst leisten. Stand letzten Sommer fehlten allein in den Schweizer Rekrutierungszentren 121 Ärzte.

Dieses Problem will der Bundesrat nun angehen. Er will dafür sorgen, dass weniger junge Frauen und Männer von der Armee zum Zivildienst abwandern. Im Massnahmenpaket befindet sich unter anderem eine Regelung für Medizinstudenten: Neu sollen sie nicht mehr als Mediziner Zivildienst leisten dürfen. Das soll den Anreiz beseitigen, für die eigene beruflicher Weiterbildung von der RS in den Zivildienst zu wechseln.

Umkämpfte Medizinstudenten

Bis morgen Samstag befindet sich die Gesetzesänderung noch in Vernehmlassung. Den Spitälern geht sie gegen den Strich: Auch sie leiden an Fachkräftemangel und haben Lücken zu füllen. Angehende Ärzte, die den Zivildienst in ihrem eigenen Fachgebiet leisten, sind also willkommen. Bei Spitälern sind immer wieder Stellen als Assistenzärzte ausgeschrieben. Anforderung ist ein abgeschlossenes Medizinstudium.

Der Armee fehlen die Militärärzte. Stand vergangenen Sommer fehlten allein in den Schweizer Rekrutierungszentren 121 Mediziner.
Foto: Keystone
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Entsprechende Kritik üben sie an der Gesetzesvorlage: «Zivildienstleistende leisten für Spitäler einen wichtigen Beitrag in verschiedenen Bereichen», heisst es beim nationalen Spitalverband H+. Man spreche sich darum gegen einen unattraktiveren Zivildienst aus. Der Dachverband der Schweizer Ärzteschaft FMH stimmt den gleichen Ton an: Wegen des Fachkräftemangels in medizinischen Berufen könne man eingeschränkte Einsätze während des Zivildienstes nicht unterstützen. 

Es droht ein Referendum

Ob die geplante Änderung für Medizinstudenten der Armee viel bringt und den Spitälern viel nimmt, ist aber ohnehin fraglich. Zwar rechnet der Bundesrat aufgrund des gesamten Massnahmenpakets mit 10 Prozent weniger geleisteten Zivildiensttagen bis 2030. Allerdings sind 2022 gerade mal acht Ärzte oder angehende Militärärzte von der Armee in den Zivildienst gewechselt. Weiter dürfte die Gesetzesänderung den «blauen Weg» attraktiver machen: Wenn die Möglichkeit für einen Wechsel zum Zivildienst eingeschränkt wird, könnten sich viele schon vor der RS für den Weg als Zivi entscheiden.

Ob sich der Bundesrat von der Kritik beeindrucken lässt, wird sich zeigen. Während SP und Grüne die Gesetzesänderung ablehnen, kann er immerhin auf die Unterstützung von Mitte, FDP und SVP zählen. Allerdings könnte am Schluss das Volk das letzte Wort haben. Der Schweizerische Zivildienstverband (Civiva) lehnt die Gesetzesänderung nämlich vehement ab. Die insgesamt sechs geplanten Massnahmen schränkten das Recht auf Zivildienst ein – der Verband sei darum auch bereit, die Vorlage notfalls mit einem Referendum zu bekämpfen.

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