«Brauchen diese Firmen nicht»
Badran kritisiert hohe Zuwanderung

SP-Urgestein Jacqueline Badran (61) spricht über ein Thema, das die Partei oft umschifft: Das zunehmende Bevölkerungswachstum der Schweiz. Sie hat allerdings eine andere Sicht als die SVP.
Publiziert: 03.09.2023 um 04:24 Uhr
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Aktualisiert: 03.09.2023 um 11:13 Uhr

Jacqueline Badran (61) lässt in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag» aufhorchen: Die SP-Vizepräsidentin kritisiert die hohe Zuwanderung – aber aus anderen Gründen als die SVP. 

Sie sagt: «Klar ist, dass die Zuwanderung zu hoch ist, zu schnell kommt und vor allem aus den falschen Gründen geschieht.» Es könne nicht zur 10- oder 20-Millionen-Schweiz hinführen.

SP-Nationalrätin Jacqueline Badran fordert, dass die Schweiz aufhören soll, ausländische Firmen anzulocken.
Foto: keystone-sda.ch

Für die SP-Vizepräsidentin ist klar, wo das Problem liegt: «Unsere hohe Zuwanderung ist die Konsequenz einer bewussten Politik, bei der sich genau datieren lässt, wann sie begonnen hat: 1998, mit der ersten Unternehmenssteuerreform», sagt Jacqueline Badran im Interview mit der «NZZ am Sonntag». 

«Für jede Führungskraft braucht es zehn andere»

Damit locke man vor allem Firmen in die Schweiz. Gemäss Badran hätten viele europäische Konzerne ihren Sitz in der Schweiz, pro Jahr seien dies 250 neue Firmen. «Diese bringen ihre Führungskräfte mit, die müssen irgendwo wohnen, also muss man bauen, dann brauchen sie Ärzte, Strassen, Coiffeure und ihre Kinder Schulen und Lehrer. Für jede Führungskraft, die einwandert, braucht es geschätzt zehn andere, die im Umfeld die Dienstleistungen erbringen», sagt sie der «NZZ am Sonntag». 

Die Schweiz habe ihr Wachstum «künstlich aufgebläht», pro Kopf sei dieses aber bescheiden geblieben, «fast bei null». Wohlstand werde nicht geschaffen, die Kaufkraft gehe europaweit zurück. Ihr Rezept gegen die rasche Zuwanderung lautet: «Aufhören mit dem Steuerdumping und dieser Pseudo-Standortpolitik.» 

«Wir brauchen diese Firmen gar nicht»

Badran gibt nichts auf den Zuzug von ausländischen Unternehmen: Auch nicht, wenn es sich dabei um Technologiefirmen handelt. Google schade der Innovationskraft der Schweiz, weil das Unternehmen deren Fachkräfte abwerbe.

«Wir brauchen diese Firmen gar nicht. Und es ist doch primitiv zu sagen, da kommen gute Arbeitskräfte, gute Steuerzahler, ohne je zu schauen, was dieses Modell für Schaden anrichtet.» Die Schweiz müsse wieder aus sich selber wachsen, und sie habe dank ihres guten Bildungssystems beste Voraussetzungen dazu. 

Badran kritisiert im Interview auch die SVP, die immer zuvorderst stehe, wenn es darum gehe, via Steuersubventionen Firmen anzulocken. «Und dann beklagen sie sich, wenn die Leute kommen, um dort zu arbeiten. Das ist so scheinheilig.» (neo)

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