Bundesrat ist besorgt
Jede sechste Person erlebt rassistische Diskriminierung

Eine neue Auswertung zeigt: Die Schweiz hat ein Problem mit Rassismus. Betroffen sind besonders jüngere Personen sowie Menschen mit Migrationshintergrund.
Publiziert: 01.02.2024 um 12:06 Uhr
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Aktualisiert: 01.02.2024 um 14:40 Uhr

17 Prozent der Bevölkerung gaben 2022 an, in den letzten fünf Jahren rassistische Diskriminierung erlebt zu haben. Das zeigt das neuste Monitoring der Fachstelle für Rassismusbekämpfung, welches am Donnerstag vor den Medien präsentiert wurde.

Dafür wurden verschiedene Datenquellen ausgewertet. Seit 2010 sammelt und analysiert die Fachstelle verschiedene Statistiken. Der Anteil der Personen, die rassistische Diskriminierung erleben haben, hat seit 2016 in allen Bevölkerungsgruppen zugenommen.

Beratungsstellen vermehrt kontaktiert

Rund 1,2 Millionen Menschen sollen gemäss Hochrechnung in der Schweiz in den letzten Jahren rassistische Diskriminierung erlebt haben. Doch nur die wenigsten Fälle davon wurden angezeigt oder anderweitig gemeldet. 2020 verzeichnete die Erhebung mit 19 Prozent den höchsten Wert rassistischer Diskriminierung seit Messbeginn im Jahr 2010.

Der Bundesrat will gemeinsam mit den Kantonen eine Strategie und einen Aktionsplan gegen Rassismus und Antisemitismus ausarbeiten.
Foto: keystone-sda.ch
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Auch die Beratungsstellen stellen in den letzten Jahren eine kontinuierliche Zunahme an Fällen fest. «Die Diskrepanz deutet trotzdem auf eine riesige Dunkelziffer hin», heisst es in der entsprechenden Auswertung.

Junge besonders betroffen

Personen ohne Migrationshintergrund erlebten etwa dreimal weniger rassistische Diskriminierung als solche mit Migrationshintergrund, weist das Bundesamt für Statistik aus.

Jüngere Menschen sind eigenen Angaben zufolge viel häufiger betroffen als ältere. 2022 machen die 15- bis 24-Jährigen ein Drittel jener aus, die angeben, Opfer rassistischer Diskriminierung geworden zu sein. In dieser Altersgruppe wird auch über die Zeit der höchste Anstieg verzeichnet: Von 19 Prozent im Jahr 2016 hat sich diese Zahl bis 2022 fast verdoppelt.

Bei einem grossen Teil der gemeldeten Vorfälle handelt es sich um sogenannten verbalen Rassismus. Die Betroffenen berichteten dabei etwa von Beschimpfung und Bedrohung oder abfälligen Gesten. Weiter Fälle betreffen diskriminierende Benachteiligungen oder herabwürdigende Behandlungen. Eine gute Nachricht hat der Bericht aber auch: Körperliche Angriffe gingen in den letzten Jahren zurück.

Bundesrat möchte Aktionsplan

Der Bundesrat will nun tätig werden. Er möchte eine Strategie und einen Aktionsplan gegen Rassismus und Antisemitismus ausarbeiten. Für einen entsprechenden Vorstoss hat er sich an seiner Sitzung am Mittwoch ausgesprochen.

Demnach sollen Bund, Kantone und Gemeinden in die Pflicht genommen werden, ihre Verantwortung wahrzunehmen. Zu prüfen sei zudem, ob zusätzlich ein Beauftragter für Rassismus- und Antisemitismusbekämpfung eingesetzt werden soll.

Hintergrund des Verstosses der Staatspolitischen Kommission des Nationalrats ist die Zunahme an antisemitischen Vorfällen seit den Angriffen der Hamas in Israel und dem Krieg in Nahost. Als Nächstes wird nun der Nationalrat über die Forderung beraten. (sie)

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