«Wer keine Einschränkung will, sollte sich impfen»
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Tankforce-Chef mahnt:«Wer keine Einschränkung will, sollte sich impfen»

Corona-Experten zu steigenden Fallzahlen
«Wir sind noch nicht ganz aus der Gefahrenzone»

Das deutsche Robert-Koch-Institut plädiert für eine Impfquote von mindestens 85 Prozent, um Covid-19 kontrollieren zu können. «Je höher, umso besser», sagt Taskforce-Chef Martin Ackermann.
Publiziert: 06.07.2021 um 13:41 Uhr
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Aktualisiert: 06.07.2021 um 17:22 Uhr
Ruedi Studer

In den Kantonen herrscht Impf-Flaute. Waren es zu Spitzenzeiten über 94'000 Impfungen pro Tag, zählte man vergangene Woche nur noch 68'000 Piks täglich. Lediglich 52 Prozent der Bevölkerung ist bisher mindestens einmal geimpft – zu wenige, finden Experten.

«Im Moment spüren wir wegen der Sommerferien ein Impf-Sommerloch», sagte der Basler Kantonsarzt Thomas Steffen (60) zu Blick. Er ortet Handlungsbedarf, um die Impfquote zu erhöhen. «Wenn wir bis im Spätsommer auf gut über zwei Drittel oder gar über 70 Prozent kommen, sind wir in einer günstigen Ausgangslage», erklärt Steffen. Falls nicht, könne sich bis im Herbst das Virus in der relativ grossen Gruppe an Ungeimpften stark verbreiten. Je nach Entwicklung würden dann wieder strengere Massnahmen nötig – zumindest lokal.

Deutsche Experten plädieren für 85 Prozent

Die Impfquote muss steigen, das sieht man auch im Ausland so. Bloss, wie hoch soll sie sein? Das deutsche Robert-Koch-Institut hat in seinem neusten Bulletin berechnet, wie hoch die Impfquote für Deutschland sein solle, um Covid-19 zu kontrollieren.

In der Schweiz herrscht derzeit Impf-Flaute.
Foto: Keystone
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Aufgrund der zunehmenden Dominanz der Delta-Variante kommt es zum Schluss, dass «die Impfkampagne mit hoher Intensität weitergeführt werden sollte, bis mindestens 85 Prozent der 12- bis 59-Jährigen beziehungsweise 90 Prozent der über 60-Jährigen vollständig gegen Covid-19 geimpft sind». Bei den Älteren ist man mit 84 Prozent einmal Geimpften schon nahe dran.

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Mit diesen Impfquoten sollte es im Herbst/Winter nicht mehr zu einem starken Anstieg der Covid-bedingten Intensivbettenbelastung kommen, so die deutschen Experten. Wegen der sich schnell ausbreitenden Delta-Variante sei es jedoch entscheidend, dass die noch ungeimpfte Bevölkerung motiviert wird, das Impfangebot noch im Sommer wahrzunehmen. Nur so könne die notwendige Impfquote bald erreicht werden.

Ackermann: «Je höher, umso besser»

Gilt diese Vorgabe auch für die Schweiz? Taskforce-Chef Martin Ackermann will sich nicht auf eine fixe Zahl einlassen. Aber: «Je höher man mit der Impfquote kommt, umso besser. Jede Erhöhung ist wertvoll», betonte er an der Medienkonferenz der Corona-Experten des Bundes.

Die Einschätzung des deutschen Instituts beruhe darauf, wie viele Menschen von einer infizierten Person angesteckt würden. Ohne Schutzmassnahmen wären das fünf Personen. Daraus ergebe sich der 85-Prozent-Wert. «Es ist aber nicht so, dass die Impfung keinen Nutzen hat, wenn man darunter ist.»

Aber eben, je höher, umso besser. Das zeigt auch das Beispiel Grossbritannien, wo die Delta-Variante grassiert. Dort seien 98 Prozent der über 70-Jährigen geimpft, was sich auch auf deutlich tiefere Zahlen bei den Hospitalisierungen und Todesfällen auswirke, so Ackermann.

In der Schweiz hingegen seien von rund 1,2 Millionen derselben Altersgruppe nur gut 1 Millionen geimpft oder genesen. «200'000 Menschen in dieser Altersgruppe haben keinen ausreichenden Schutz», sagt Ackermann. Mit Blick auf die weitere Verbreitung der Delta-Variante bedeute dies ein höheres Risiko. Die Schweiz sei noch nicht aus der Gefahrenzone, warnt er. «Der richtige Zeitpunkt für die Impfung ist jetzt!»

«Impfung verhindert die schweren Fälle»

Virginie Masserey vom Bundesamt für Gesundheit beurteilt die epidemiologische Lage zwar weiterhin als gut, doch man müsse wachsam bleiben. Der Anteil der Delta-Variante nehme stark zu und liege bei rund 30 Prozent der neuen Fälle. Vor allem junge, nicht geimpfte Menschen würden sich derzeit anstecken, so Masserey. Diese hätten nur leichte oder gar keine Symptome.

Es gelte nun zu beobachten, wie sich der leichte Anstieg in Bezug auf die schweren Fälle entwickeln werde. «Die Impfung verhindert die schweren Fälle», betont Masserey. Daher einmal mehr ihr Appell: «Lassen Sie sich impfen!»

Corona Experten 06.07.2021

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