So ticken Aebi und Kuprecht
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Neue Parlaments-Präsidenten:So ticken Aebi und Kuprecht

Die neuen Parlaments-Präsidenten
So ticken Aebi und Kuprecht

Andreas Aebi und Alex Kuprecht. So heissen die beiden neuen Präsidenten von National- und Ständerat. Doch wer sind die beiden SVPler?
Publiziert: 30.11.2020 um 15:42 Uhr
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Aktualisiert: 30.11.2020 um 18:00 Uhr

Bundesrat, Nationalrat und Ständerat: Die drei wichtigsten politischen Gremien im Land werden nächstes Jahr allesamt von SVPlern präsidiert. Während Guy Parmelin (61), der nächstes Jahr Bundespräsident sein wird, mittlerweile eine allgemeine Bekanntheit geniesst, standen die beiden Parlaments-Präsidenten bisher weniger im ganz hellen Rampenlicht. Wer sind die beiden?

Im Nationalrat übernimmt das Multitalent Andreas Aebi (62) das Zepter respektive die Glocke. Der Berner SVP-Nationalrat ist neben dem Parlamentsamt auch Bauer, Auktionator und Inhaber eines Reisebüros.

Die Führung des familiären Bauernhofs in Alchenstorf BE am Rand des Emmentals hat Aebi aber Anfang dieses Jahres an den Sohn weitergegeben. Als Auktionator versteigert er seit 23 Jahren in der Schweiz und auch im Ausland beispielsweise Nutztiere oder das Inventar von aufgelösten Bauernhöfen. Sein Reisebüro hat keine Angestellten und keine Verkaufslokalität: Es ist ein Familienunternehmen, das einige wenige Erlebnisreisen pro Jahr anbietet – Reisen gehört zu Aebis Leidenschaften.

Der neue Präsident des Nationalrats heisst Andreas Aebi.
Foto: Keystone
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Aebi hat stets Spitzenresultate erzielt

Seine politische Karriere begann der begeisterte Vogelkundler Aebi auf kommunaler Ebene. Von 1998 bis 2008 war er Gemeindepräsident von Alchenstorf. Ohne je Kantonsparlamentarier gewesen zu sein, gelang ihm 2007 der Sprung in den Nationalrat. Dreimal wurde der Landwirtschaft- und Aussenpolitiker seither wiedergewählt – stets mit einem kantonalen Spitzenresultat.

Erfahrungen mit Präsidien hat Aebi übrigens schon: 2012 und 2013 präsidierte er die Aussenpolitische Kommission und von 2004 bis 2013 war er Präsident vom Schweizerischen Fleckviehzuchtverband.

Wollte in den Bundesrat

Knapp nicht gereicht hat es 2012 ins Präsidium des Schweizerischen Bauernverbands (SBV). Ausserdem hatte ihn die SVP Bern 2008 als Nachfolge von Bundesrat Samuel Schmid (73) vorgeschlagen. Ergattert hat die Stelle dann aber Ueli Maurer (69).

Das Glück, das Aebi damals fehlte, beschert ihm nun das Nationalratspräsidium: Im September 2018 bestimmte die SVP-Fraktion nämlich den Bündner Nationalrat Heinz Brand (65) zum Kandidaten fürs zweite Vizepräsidium der grossen Kammer. Brand wurde aber bei den Wahlen von 2019 nicht wiedergewählt und Aebi konnte sich kurz danach in einer fraktionsinternen Kampfwahl gegen zwei Kollegen durchsetzen.

Kuprecht will «Chambre de Réflexion» zurück

Der neue Ständeratspräsident Alex Kuprecht (62) hingegen stand bereits einmal einem Parlament vor. Im Amtsjahr 2002/2003 war er als Kantonsratspräsident der höchste Schwyzer. Im gleichen Jahr noch wurde der SVPler in die kleine Kammer gewählt.

Mit Kuprecht übernimmt also ein altgedienter Politiker die Ratsglocke. Das Ständeratsmandat sei ein besonderes Privileg, erklärte er gegenüber der Nachrichtenagentur SDA. Er wünscht sich, dass der Ständerat unter ihm seinem Ruf als «Chambre de Réflexion» wieder gerecht wird. «Für eine tragbare Mehrheitslösung wird im Ständerat auch von der parteipolitischen Position abgekehrt», findet er. Seit den Wahlen 2019 überwiege jedoch derzeit bei einigen Mitgliedern die Parteipolitik.

In seinem Präsidialjahr will der Schwyzer nun zu den Traditionen des Ständerats zurückkehren und diesbezüglich namentlich mit amtsjüngeren Ratsmitgliedern das Gespräch suchen. Föderalismus, Miliz und Bürgernähe werden weitere Schwerpunkte seines Amtsjahres sein. Seine Spezialgebiete belaufen sich, als diplomierter Versicherungsfachmann, auf Sozialversicherungen und Sicherheitspolitik.

Kuprecht hat für Rickli Platz gemacht

Kuprecht ist stolz, Schwyzer zu sein. Als er 2019 zum fünften Mal für den Ständerat kandidierte, begründete er dies ausdrücklich mit der Aussicht auf das Präsidium, das für ihn und seinen Kanton eine Ehre sei. 2012 hätte er seinen Kanton beinahe im Fraktionspräsidium vertreten: Er wurde damals zum Vizepräsidenten der SVP-Fraktion gewählt, verzichtete dann aber auf das Amt und überliess dieses der Zürcherin Natalie Rickli (44), die nicht genügend Stimmen erhalten hatte.

Wohnhaft ist Kuprecht in Pfäffikon SZ. Von seinem Zuhause sieht er auf den Zürichsee und die Inseln Ufenau und Lützelau. Er bezeichnet sich als «Seebueb» und verbringt seine Freizeit gerne auf dem See, die Ferien am Meer in Südfrankreich. Oft wechselt er die Seeseite, um dort auf St. Galler Territorium die Hockeyspiele der SC Rapperswil-Jona Lakers mitzuverfolgen.

Ab heute sind sie im Amt

Das sind sie also, die beiden neuen Präsidenten des Schweizer Parlaments. Aebi nimmt ab heute den Platz von FDP-Nationalrätin Isabelle Moret (49) ein, Kuprecht wird SP-Ständerat Hans Stöckli (68) ersetzen. (SDA/dbn)

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