Exklusiv-Badge für Mass-Voll-Chef
Rimoldi erhält freien Zugang ins Bundeshaus

Corona-Skeptiker Nicolas Rimoldi träumt von einem Volksaufstand und will den Bundesrat ins Gefängnis stecken. Jetzt bekommt er permanenten Zutritt ins politische Machtzentrum der Schweiz.
Publiziert: 11.05.2024 um 18:37 Uhr
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Fabian EberhardStv. Chefredaktor SonntagsBlick

Noch im Herbst scheiterte sein angekündigter «Sturm aufs Bundeshaus» deutlich: Bei den Nationalratswahlen erhielt Nicolas Rimoldi (29) mit seiner Mass-Voll-Bewegung im Kanton Zürich weniger als ein Prozent der Stimmen – und verpasste damit einen Sitz im Parlament.

Ein halbes Jahr später zieht der Corona-Skeptiker nun trotzdem ins Bundeshaus ein. Zwar nicht als Nationalrat, aber doch als Dauergast – und das auch in nicht öffentlichen Bereichen. Rimoldi erhält einen der begehrten Badges, die gewählte Parlamentarier an persönliche Mitstreiter vergeben können.

Der neu gewählte EDU-Nationalrat Erich Vontobel (65) überlässt einen seiner zwei Bundeshaus-Zugänge Rimoldi, wie er gegenüber Blick bestätigt. Damit will er sich für die Wahlhilfe revanchieren: Die christlich-konservative EDU holte ihren Sitz dank einer Listenverbindung mit Mass-Voll und der Gruppe Aufrecht.

Nicolas Rimoldi demonstrierte mehrfach auf dem Bundesplatz.
Foto: keystone-sda.ch
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Vorbereitung auf Wahlen 2027

«Mit dieser Dankesgeste haben die Listenpartner die Möglichkeit, sich im Bundeshaus aus erster Hand zu informieren und Kontakte zu pflegen», sagt Vontobel. Der permanente Zugang soll Rimoldi helfen, «sich für die Nationalratswahlen 2027 fit zu machen».

Demonstrierte Nicolas Rimoldi vor kurzem noch vor dem Bundeshaus, wird er ab sofort regelmässig darin anzutreffen sein. «Ich werde mit allen Menschen im Bundeshaus den Dialog suchen, vom Abwart bis zu den Bundesräten», sagt er. Der Mass-Voll-Anführer will sich von Lobbyisten mit finanziellen Interessen abgrenzen. Ihm gehe es nicht etwa darum, möglichst viele Subventionen herauszuholen. Sein Ziel sei vielmehr, ein «Verständnis für Grund- und Menschenrechte zu schaffen».

Vielen Politikern dürfte es dabei unwohl sein. Rimoldi pflegt enge Beziehungen zu militanten, rechtsextremen Kreisen – darunter die Gruppierung Junge Tat – und hetzt immer wieder gegen gewählte Parlamentarier.

«Ab ins Gefängnis!»

Zuletzt schrieb er am Montag auf dem Kurznachrichtendienst X: «Die Luft für Corona-Faschos wie Cédric Wermuth, Gerhard Pfister, Jürg Grossen und Co. wird dünner und dünner. Die Aufarbeitung rückt näher. Sie wird gnadenlos sein. Wir vergessen nicht, wir vergeben nicht! Ihre Verbrechen an der Menschheit werden sie bereuen. Ab ins Gefängnis!»

Mitte-Präsident Pfister reagierte trocken: «Er selbst gibt einem mehr Grund zur Sorge als die Aussicht auf einen Gefängnisaufenthalt, den er sich für andere wünscht.»

Weiss EDU-Nationalrat Vontobel, wen er da ins Bundeshaus holt? «Mir ist bewusst, dass ich den Badge in die Hände von zum Teil schillernden Persönlichkeiten gebe», sagt er. «Wenn sie weise sind, gehen sie damit verantwortungsvoll um.» Rimoldi gibt sich denn auch auffallend zahm; er freue sich auf «spannende Gespräche» im Bundeshaus.

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