Finanzministerin Keller-Sutter erzählt, wie die CS in Daunenjacken und Militärdecken gerettet wurde
«Überall lagen Pizzaschachteln»

Finanzministerin Karin Keller-Sutter blickt auf die Rettung der Credit Suisse zurück: Gearbeitet wurde unter speziellen Umständen.
Publiziert: 13.03.2024 um 16:03 Uhr
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Aktualisiert: 13.03.2024 um 17:20 Uhr

Bald ein Jahr ist es her, seit der Bundesrat innerhalb von wenigen Tagen die Credit Suisse retten musste. Jetzt verrät Finanzministerin Karin Keller-Sutter (60) in einem Interview mit SRF, unter welchen Umständen die Bank gerettet wurde.

Eine Krisensitzung jagte die nächste, und das unter erschwerten Bedingungen. Im März vergangenen Jahres hiess die Devise des Bundes nämlich: Energie sparen – auch in den Räumlichkeiten des Bundes. «Ich kann mich erinnern, dass man über Nacht die Heizung ganz abgeschaltet hat, das war für die Leute unerträglich», so die Finanzministerin. «In Daunenjacken und Militärdecken arbeiteten sie an den Problemen.»

Heizung einschalten darf nur der Bundesrat

Das Problem zu lösen, war nicht ganz einfach. «Ich ordnete dann an, dass die Heizung wieder eingeschaltet wird. Der Abwart sagte damals laut Keller-Sutter, das brauche einen Bundesratsentscheid. «Da erwiderte ich: ‹Gut, wenn es nur das ist, das kann ich gut entscheiden.›»

Die Rettung der Credit Suisse war eine grosse Herausforderung für den Bundesrat um Finanzministerin Karin Keller-Sutter.
Foto: Keystone
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Am 15. März habe sie realisiert, dass die Bank nicht überleben wird – die CS hatte riesige Liquiditätsspritzen bei der Nationalbank beantragt. Am Donnerstag folgte eine ausserordentliche Bundesratssitzung. «Das Etappenziel war, die Credit Suisse über den Freitag hinaus zu bringen.» Keller-Sutter erzählt dem SRF, sie sei «sehr froh» gewesen, als die Börsen am Freitagabend geschlossen haben. 

«Überall lagen Pizzaschachteln»

In den Räumen des Bernerhofs – dem Sitz des Finanzdepartements – wurde auch am Wochenende gearbeitet. «Überall lagen Pizzaschachteln, weil die Leute sich irgendwann auch einmal verpflegen mussten», sagte Keller-Sutter zu SRF. Die Anspannung sei gross gewesen. «Ich hatte den Eindruck, die Welt hielt den Atem an, bis wir eine Lösung hatten.»

Eine Lösung kam erst am Sonntagabend zustande – nur wenige Stunden, bevor die Börsen wieder öffneten. «Bundespräsident Alain Berset und ich informierten die Parteien, damit sie es nicht aus den Medien erfahren. Es gab einen Anruf, zu dem alle zugeschaltet waren.» Erst danach spazierten die Bundesräte und Bankenvertreter zur Medienkonferenz. Das Ende der Credit Suisse war besiegelt. (bro)

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